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Allgemeiner Kirchenmusik-Verein
Wiener Kirchenmusikverein. Der cäcilianistisch geprägte Verein entstand am 22.3.1906 aus der Fusionierung des Wiener St. Ambrosius-Vereins und des Wiener Cäcilienvereins. Die konstituierende Vereinsversammlung fand am 10.5.1906 statt, Präses wurde Bischof Laurenz Mayer, artistischer Leiter Jul. Böhm. Der Verein verfolgte ähnliche Ziele wie seine beiden Vorgänger, auch er betrieb eine Vereinsschule (Wien IX, Ferstelgasse 4), hielt Fortbildungskurse ab, betrieb eine Fachbibliothek und führte einen Chor zur Pflege von Gregorianik und klassischer Vokalpolyphonie. Ende 1906 zählte er jedoch nur 32 Mitglieder (7 Gründer, 25 unterstützende Mitglieder), ein Jahr später waren es 43 (9 Gründer, 34 Unterstützer). Diese gehörten vor allem dem Hochadel und dem geistlichen Stand an, nur fünf ausübende Musiker waren beispielsweise 1907 Vereinsmitglieder.

Bereits im Gründungsjahr veranstaltete der Verein einen einwöchigen Instruktionskurs für Musiklehrer, Organisten und Chordirigenten in Wien (in Verbindung mit einer Musikalienausstellung), an dem 176 Hörer teilnahmen (unter ihnen I. Mitterer, A. Gatscha, P. N. Hofer, O. Müller, F. Neuhofer, D. J. Peterlini, A. Weirich) und bei dem Jul. Böhm, R. Dittrich, W. E. Ehrenhofer, A. Förster, P. J. C. Heidenreich CSSR, P. M. Horn OSB, J. Mantuani und K. Pfleger unterrichteten. 1907 folgte ein weiterer Kurs in Görz (Gorizia/I) mit 88 Teilnehmern (Vortragende: Jul. Böhm, A. Förster, P. M. Horn OSB, Johann Kokošar, J. Mantuani, K. Pfleger, Johann Sokol).

Die Vereinsschule (schon ab 1906 als „Lehranstalt für kirchliche Tonkunst“ bezeichnet) war um 1910 die einzige ihrer Art in Wien und umfasste drei Jahrgänge Orgelschule und vier Gesangkurse. Sie besuchten 1906 14 Orgel- und 34 Gesangschüler, 1906/07 34 Orgel- und 46 Gesangschüler, 1907/08 37 Orgel- und 45 Gesangschüler, 1912 insgesamt jedoch nur mehr 32 Schüler. Ab 1908 konzentrierte sich der Verein zunehmend auf die Lehranstalt, die ständig mit Platzproblemen zu kämpfen hatte. Nach Gründung der Abteilung für Kirchenmusik an der Wiener MAkad. (Kirchenmusikschulen) 1910 verlor der Verein die Hälfte seiner staatlichen Subvention, zu Beginn des Ersten Weltkrieges wurden die Zahlungen ganz eingestellt. Der Verein beschloss daher 1915 seine Auflösung, Teile des Musikinventars gingen an die Schola Austriaca (Vereinigung österreichischer Kirchenmusiker mit dem Ziel, die Kirchenmusik im Sinne des Motu proprio von 1903 zu fördern).

Vereinsfunktionäre (soweit bekannt und nachweisbar):

Präses: L. Mayer (1906–12) , unbesetzt 1912–?; 1. Präses-Stellvertreter: Th. Krenn (1906–13); 2. Präses-Stellvertreter: Alois Breymann (1906/07), Franz Umlauf v. Biberfort (1907–?), Karl Schnabl (1910–12), P. Friedrich Jokl (1913–?); Schriftführer: Franz Röhrich (1906–13); Kassier: Josef Haimer (1906–13).

Lehrer an der Vereinsschule:

Jul. Böhm (1906–15: Direktor, Orgel, Choralgesang, Liturgie, Musikgeschichte), J. M. Böhm (1906–10?: Orgel), W. E. Ehrenhofer (1906–13?: Orgelbaukunde), J. Mantuani (1906–09?: Kunst- und Musikgeschichte), F. Habel (1906: Harmonielehre und Kontrapunkt), O. Müller (1906–15: Harmonielehre und Kontrapunkt), Moritz Wolf (1906–09?: Gesang), Franz Xaver Rossi (1909?-15?: Chorgesang).


Literatur
M. Cuderman, Der Cäcilianismus in Wien und sein erster Repräsentant am Dom zu St. Stephan August Weirich, Diss. Wien 1960, 97ff; W. Sauer in Kirchenmusikalisches Jb. 63/64 (1979/80); E. Tittel in Chorbll. 5 (1950); Neues Wr. Journal 25.3.1906, 10, 2.9.1906, 22; Reichspost 6.6.1906, 10, 11.1.1920, 6; Das Vaterland 5.9.1906, Morgenbl., 4, 7.9.1906, Abendbl., 4, 6.7.1910, Abendbl., 3, 8.9.1911, 12; Die Lyra 1.10.1906, 8f; Neuigkeits-Welt-Bl. 23.8.1907, 8, 5.7.1913, 12, 3.4.1915, 15; Dt. Volksbl. 24.4.1915, Mittag-Ausg., 3; Musica Divina 3 (1915), H. 6/7, 199; [Linzer] Tages-Post 22.4.1920, 3; SK 46/1 (1999), 25; Jahresberichte des Vereins (1906–08, 1912); Musikbuch aus Oesterreich 2 (1905) – 10 (1913).

Autor*innen
Christian Fastl
Letzte inhaltliche Änderung
24.11.2021
Empfohlene Zitierweise
Christian Fastl, Art. „Allgemeiner Kirchenmusik-Verein‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 24.11.2021, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x003ac089
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.


DOI
10.1553/0x003ac089
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