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Bratfisch, Bratfisch, true Josef
* 1847-08-2626.8.1847 Wien-Schottenfeld, † 1892-12-1616.12.1892 Wien. Fiaker, Natursänger, Kunstpfeifer. Der Sohn eines Riemermeisters war hauptberuflich Fiaker, trat aber als Natursänger, der auch das Dudeln und Kunstpfeifen beherrschte, seit zumindest 1872 in verschiedenen Wiener Heurigenlokalen auf, was von Volkssängern zum Teil beargwöhnt wurde. Darüber hinaus wirkte er bis zuletzt regelmäßig beim Fiakerball mit, wo er u. a. mit der Interpretation von G. Picks Fiakerlied großen Erfolg erzielte. Angeblich soll er auch unter Picks Gästen in dessen Wohnung gewesen sein, als dieser es 1885 erstmals vortrug. B. trat auch als Veranstalter in Erscheinung, etwa von sog. Fiaker-Soireen. In jener am 23.2.1882 in Schwender’s Colosseum (Wien XV), die B. gemeinsam mit Moriz Martin arrangierte, wirkten u. a. auch die Brüder Schrammel, damals noch als Terzett mit A. Strohmayer, mit. Einer ihrer frühesten Auftritte als Quartett war bei einem „Internationalen Preisjodler-Wettkampf“, den B. im Gasthof „Zum goldenen Luchsen“ in Neulerchenfeld (Wien XVI) am 6.11.1884 veranstaltete. Seit damals regelmäßige Auftritte mit dem Schrammel-Quartett und Baron Jean, mit denen er auch Konzertreisen unternahm. Sang jahrelang mit der Kiesel-Marie im Duett und hatte auch große Erfolge vor aristokratischem Publikum. Mitte November 1887 mit der Schrammel-Gesellschaft bei Kronprinz Rudolf in Schloss Orth/NÖ, drei Wochen später in dessen neu erworbenem Jagdschloss in Mayerling/NÖ. Rudolf soll ihn u. a. aus Begeisterung über seine Gesangsdarbietungen zu seinem Leibfiaker ernannt und ihm eine Wohnung in der Laudongasse (Wien VIII) eingerichtet haben. Knapp zwei Monate nach dessen Freitod am 30.1.1889 auf Schloss Mayerling, wo B. ebenfalls anwesend war, machte er sich als Fiaker selbständig und erwarb ein Haus in der heutigen Lacknergasse 8 (Wien XVII), in dem er mit Frau und Stieftochter Antonia lebte. Nach B.s Tod wurde sein Name auch von anderen Volkssängern als Pseudonym verwendet.
Gedenkstätten
Ehrenhalber gewidmetes Grab am Friedhof von Hernals (Wien XVII, s. Abb.); Gedenktafel Lacknergasse 60 (Wien XVII).
Literatur
M. Egger, Die Schrammeln in ihrer Zeit 2000; W. Hummelberger in Jb des Vereins für Gesch. der Stadt Wien 19/20 (1963/64); J. Koller, Das Wr. Volkssängertum 1931; 174f; Die Presse 20.5.1882, 10, 13.12.1887, 9; Fremden-Bl. 29.1.1872, 11; Die Bombe 25.3.1883, 6; Morgen-Post 29.2.1884, 2; NFP 19.2.1885, 17, 11.3.1886, 18, 8.3.1889, 7, 4.3.1892, 6, 29.4.1900, 6; Neuigkeits Welt-Bl. 14.2.1889, [32]; Wr. Salonbl. 12.4.1885, 5; Prager Tagbl. 1.8.1885, 2, 19.7.1894, 5; Neues Wr. Journal 14.3.1897, 11; www.mayerling.de (9/2016); Taufbuch der Pfarre Schottenfeld (Wien VII) 1847, fol. 169.

Autor*innen
Monika Kornberger
Letzte inhaltliche Änderung
4.5.2023
Empfohlene Zitierweise
Monika Kornberger, Art. „Bratfisch, Josef‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 4.5.2023, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x0034ce4b
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.

MEDIEN
Wiener Bilder, 25.6.1933, 17© ANNO/ÖNB
Ehrenhalber gewidmetes Grab am Friedhof Hernals© 2021 Hermann Zwanzger
© 2021 Hermann Zwanzger
Ehrenhalber gewidmetes Grab am Friedhof Hernals© 2021 Hermann Zwanzger
© 2021 Hermann Zwanzger

DOI
10.1553/0x0034ce4b
GND
Bratfisch, Josef: 1018105638
OBV
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