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Bregenz
Hauptstadt von Vorarlberg; am Bodensee. Die ältesten Darstellungen von Musikinstrumenten und Tanz finden sich auf Sigillatafunden aus der Zeit des römischen Brigantium. Mit der Missionierung durch Gallus und Kolumban wird das Land um den Bodensee zum Zentrum klösterlicher Kultur (Bodenseeregion). Die ältesten Belege für den mittelalterlichen liturgischen Gesang (Choral) liegen in Form von Handschriftenfragmenten mit Neumennotation aus dem Benediktinerkloster (seit 1854 Zisterzienserstift) Mehrerau vor. Messstiftungen zeugen von der kirchenmusikalischen Praxis außerhalb der Klöster. Prominente Vertreter der profanen höfischen Kultur sind H. v. Montfort (s. Abb.) und B. Mangolt.

Vom Beginn des 15. Jh.s an ist die Deutsche Schule, später auch die Lateinschule Stätte einer besonderen Musikpflege. Dokumentiert wird diese durch Werke und Taten ihrer Schulmeister J. C. Bösch, Kilian Berchtold, Johannes Kerber und Christoph Klocker. Musikalieninventare (1609, 1638, 1641) geben über das musikalische Repertoire Aufschluss, sie führen Komponisten wie O. di Lasso, Ludovicus Viadana, H. L. Haßler u. a. an.

Die Barockzeit findet ihren musikalischen Ausdruck in der klösterlichen Kultur der Benediktiner, aber auch der Franziskanerinnen vom Kloster Thalbach. Neben dem mehrstimmigen Gesang wird besonders das Schultheater gepflegt. Zu den herausragenden Hauskomponisten von Mehrerau zählt P. Benedikt Müller (1659–1719). Die Offizinen von Bartholome Schnell, Niklas und Johann Schüßler und Ferdinand Caspar Daschek sorgen für die Bereitstellung von Liedflugschriften (Flugblatt). Josef Brentano druckt zwischen 1786 und 1829 erstmals auch Noten.

Seit der Wende zum 19. Jh. beginnt sich erstmals ein bürgerliches Musikleben abzuzeichnen. 1814 wird eine Gesangsschule gegründet, vier Jahre später ein Theater errichtet, Instrumentenbauer lassen sich in der Stadt nieder. Die in B. stationierten Militärmusikkapellen (Kapellmeister F. Rezek, G. Mahr, Moriz Zienert u. a.) wirken befruchtend auf das kulturelle Leben. Es gibt Bälle, Konzerte, Theateraufführungen wandernder Truppen. Angeregt durch die Aktivitäten in der benachbarten Schweiz kommt es im Lauf des Jh.s zu Gründungen musikalischer Vereine, Chöre und Musikkapellen. Seit den 1980er Jahren gibt es öffentliche Konzerte im Pavillon am See. 1854 besiedelt der Zisterzienserorden das unter Joseph II. aufgehobene Benediktinerkloster Mehrerau wieder und widmet sich seither der sakralen Musikpflege. 1900 erfolgte die Gründung der städtischen MSch., 1907 jene der Gesellschaft der Musikfreunde. Mit der Durchführung der ersten B.er Festwoche 1946 wird der Grundstein der B.er Festspiele gelegt. Darüber hinaus verpflichtet sich die Stadt zu weiteren kulturellen Aktivitäten: B.er Frühling (seit 1982), B.er Meisterkonzerte (seit 1986), Internationale Musiktheatertage, Opernproduktionen im Theater am Kornmark, B.er Volksmusiktage u. a.


Literatur
E. Schneider, Musik in B. einst und jetzt 1993.

Autor*innen
Annemarie Bösch-Niederer
Letzte inhaltliche Änderung
15.9.2021
Empfohlene Zitierweise
Annemarie Bösch-Niederer, Art. „Bregenz‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 15.9.2021, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x0001f943
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.

MEDIEN
Orgel in der Stadtpfarrkirche St. Gallus, Bregenz. Gehäuse von Johann Heinrich Reichart (1772), Werk (III/34) von Gregor Hradetzky (1974) nach Josef Gabler (1768–71)© Christian Fastl
© Christian Fastl
Montfort-Brunnen am Ehregutaplatz in Bregenz© Christian Fastl
© Christian Fastl

DOI
10.1553/0x0001f943
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