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Breuer, Breuer, true Hugo Sigmund Hans
* 1899-06-1010.6.1899 Wien1939-02-1717.2.1939 Paddington, London (Freitod). Sänger (Bass), Komponist, Kaufmann. Sohn des jüdischen Kaufmanns Josef Alexander B. (* 28.8.1858 Wien, † 15.4.1918 Wien) und von Irma Irene, geb. Hoffmann (* 4.8.1874 Lundenburg/Mähren [Břeclav/CZ], † 10.11.1941 Ghetto Litzmannstadt [Łódź/PL]). Besuchte die Realschule in Wien VII, danach 1917/18 Einjährig-Freiwilliger. 1918–22 studierte er Musikwissenschaft an der Univ. Wien und besuchte Lehrveranstaltungen u. a. bei G. Adler, W. Fischer, E. Wellesz und R. Lach. Im Schuljahr 1918/19 studierte er darüber hinaus Gesang bei F. Haböck an der Wiener MAkad. Später setzte er die Gesangsausbildung am Neuen Wiener Konservatorium fort (Abschluss vermutlich 1926). Außerdem belegte er 1918/19 gemeinsam mit seinem älteren Bruder Otto Franz (* 26.7.1897 Wien, † 9.11.1938 Rekawinkel/NÖ [Freitod], begr. Wien), Adolf Loos-Schüler und später Architekt, Harmonielehre (Nebenfächer Formen- und Instrumentationslehre) bei A. Schönberg in dessen Seminar für Komposition in der Schwarzwald’schen Schule in Wien I, Wallnerstraße 9. Am 6.12.1918 wurden die Brüder in den Vorstand des neu gegründeten Vereins für musikalische Privataufführungen gewählt und übernahmen die Funktion eines Ordners. Inwieweit Schönbergs Frau Mathilde, deren Avancen B. gegenüber im Briefwechsel zwischen A. Berg und seiner Frau Helene dokumentiert ist, tatsächlich Anfang 1920 eine Beziehung mit dem um knapp 22 Jahre Jüngeren hatte, ist unklar. Laut H. Berg war das Verhalten von Schönbergs Frau die Ursache für das Ende der Zusammenarbeit der beiden Brüder mit Schönberg. Beide setzten ihren Unterricht bei J. Polnauer fort, und B. schloss sich später J. M. Hauer an. Sein erster öffentlicher Auftritt als Sänger ist am 22.10.1922 im Volksheim Ottakring (Wien XVI) dokumentiert. Bis 1933 trat B. als Konzertsänger an die Öffentlichkeit, wobei er sich auch der zeitgenössischen Musik widmete, u. a. am 14.11.1923 bei einem von der Gesellschaft zur Förderung moderner Kunst in Wien veranstalteten Konzert von J. M. Hauer im Schubertsaal des Konzerthauses, am 15.4.1924 in einem von der IGNM veranstalten Wiener Abend in der Secession, wo er Lieder von K. Horwitz interpretierte oder bei einem Kammermusikabend J. M. Hauers im Mozartsaal des Konzerthauses am 10.2.1925. Am 5.10.1924 erster Auftritt auf Radio Wien. Hauptberuflich betrieb B. mit seinem Bruder Otto als Gesellschafter die Firma seines Vaters Breuer & Co. in Wien VII, Schottenfeldgasse 18, die bis zu dessen Tod am 18.7.1923 sein Onkel und Vormund Ernst B. geführt hatte, und handelte mit Fahr- und Motorrädern. Spätestens 1931 begann er Schlager zu komponieren, die zum Teil auch in Druck erschienen und auf Radio Wien gespielt wurden. Außerdem betätigte sich B. auch als Komponist mehrerer Revuen, zum Teil mit Co-Komponisten wie H. Wiener, H. Leopoldi und R. Stolz. Die Revuen wurden v. a. auf den Bühnen der Wiener Außenbezirke aufgeführt, die UA seiner Revue Frauen sehen dich an fand am 31.7.1935 im Salzburger Stadttheater während der Salzburger Festspiele statt. Möglicherweise im Zusammenhang mit seiner Eheschließung mit der Malerin Klara Sulzer (* 2.7.1884 Galatz [Galaṭi/RO], † 1965 Brentwood/GB) war B. am 7.10.1930 aus dem Judentum ausgetreten. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten emigrierte er mit seiner Ehefrau über Prag nach Großbritannien (Ankunft in London am 25.8.1938). Hier kämpfte er mit psychischen Problemen, war in Folkestone/GB wegen einer Depression in Behandlung nahm sich einige Monate später das Leben. Einer seiner Onkel, der Rechtsanwalt Emil B. (* 8.3.1860 Wien, † 11.1.1910 Wien [Freitod]), war verheiratet mit Magarethe Nawiasky, der Tochter des Hofopernsängers E. Nawiasky.
Ehrungen
Widmungsträger von J. M. Hauers Abendphantasie und Der gefesselte Strom aus Vier Lieder, op. 23, Nr. 1 u. 2.
Werke
Revuen (Frauen sehen dich an 1935, Faschingsmelodien 1936, Servus Wien 1936; gem. m. F. Raymond: Ein Wiener Lied geht um die Welt 1933, Tausend Meter Liebe 1933; gem. m. R. Stolz: Lachbomben auf Wien 1936, Die Welt ohne Schleier 1937; gem. m. H. Leopoldi Wien bleibt Wien 1937); Schlager (Einmal verliebt sein [T: Rudolf Berdach], Wiener Lieder sind wieder in Mode [T: J. Berg], Du hast ja keine Ahnung [T: Hans Haller], Ich hab Dich einmal sehr geliebt [T: H. B.], Fahr’n wir nach dem Süden [T: Mary Rauch], Im Automatenbuffet vor der Oper [T: H. Haller]; gem. m. J. Berg (T + M): Ein ungarisches Mädel).
Schriften
In den Wind gesprochen. Aphorismen 1933; Zwischen den Zeilen. Aphorismen 1937.
Literatur
G. Gaugusch, Wer einmal war 1 (2011), 330; H. Knaus/Th. Leibnitz (Hg.), Briefwechsel Alban Berg – Helene Berg. Gesamtausgabe. Teil III: 1920–1935, 2014; R. Coffer in Peabody News (März/April 2005; online); J. Allen Smith, Schoenberg and His Circle 1986, 82f; R. Hilmar, Alban Berg. Leben und Wirken in Wien 1978, 131; Der Morgen 29.7.1935, 10; NFP 17.4.1918, 16, 22.7.1923, 7, 5.10.1924, 11; Neues Wr. Journal 22.4.1924, 4; Neues Wr. Tagbl. 15.7.1926, 10; Rote Fahne 22.10.1922, 4; Wr. Morgenztg. 27.1.1924, 12; Geburtsbuch der IKG Wien 1897, RZ 1708 u. 1899, RZ 1535; www.demos.ac.at (5/2023); http://archive.schoenberg.at/resources/pages/view.php?ref=3741 (5/2023); http://klangwege.orpheustrust.at/musikschaffende_e.php?detail=9 (5/2023); www.architektenlexikon.at [Otto B., 5/2023]; eigene Recherchen (www.anno.onb.ac.at; https://konzerthaus.at/datenbanksuche; www.myheritage.at; Lehmanns Adresskalender); WStLA, Meldezettel Otto B. v. 15.7.1938 (www.wien.gv.at).

Autor*innen
Monika Kornberger
Letzte inhaltliche Änderung
12.10.2023
Empfohlene Zitierweise
Monika Kornberger, Art. „Breuer, Hugo Sigmund Hans‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 12.10.2023, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x003e338c
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.

MEDIEN
Von links nach rechts: Hugo Breuer, Mizzi Freihardt, Franz Spielvogel (Die Bühne 4 [1924], 60)© ANNO/ÖNB

DOI
10.1553/0x003e338c
GND
Breuer, Hugo Sigmund Hans: 126233187
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