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Bukowina
Historische Landschaft am Ostrand der Waldkarpaten am Oberlauf von Pruth und Sereth; zwischen 1774 und 1918 unter habsburgischer Herrschaft, mit (1910) 10.442 km2 und 800.098 Einwohnern; Hauptstadt: Czernowitz.

(I) Das Gebiet, das ganz im Norden von Ostslawen, von Süden her von Wlachen (Rumänen) besiedelt war, geriet im 12. Jh. in den Einflussbereich des Fürstentums Halicz (von dem sich der Name des späteren habsburgischen Kronlandes Galizien ableitet), dann zeitweise in den der ungarischen Könige. Im 13. und frühen 14. Jh. etablierten sich zwischen dem bis zum Karpatenbogen reichenden Königreich Ungarn und den Tataren mehrere lokale rumänische Herrschaftsbereiche. Nach einem entscheidenden Sieg des ungarischen Königs Ludwig I. über die Tataren übertrug Ludwig die Sicherung des Karpatenvorfeldes Rumänen aus der Maramureş, 1359 erfolgte die Schaffung des Fürstentums Moldau unter einem rumänischen Woiwoden.

Um den ständigen Auseinandersetzungen mit den Osmanen ein Ende zu bereiten, anerkannte der moldauische Fürst 1504/13 die osmanische Oberherrschaft, ließ sich diese Anerkennung aber durch eine Garantieerklärung für die moldauischen Grenzen, das Recht der freien Fürstenwahl, eine unabhängige Gesetzgebung und Verwaltung etc. honorieren. Der Moldau (und der Walachei) ist auf diese Weise bis weit in die Neuzeit hinein eine Sonderstellung innerhalb des Osmanischen Reiches unter eigenen Fürsten und einem einheimischen Adel erhalten geblieben. Um für die Habsburgermonarchie, die 1772 durch die erste Teilung Polens in den Besitz von Galizien gekommen war, eine Landverbindung zwischen Siebenbürgen und Galizien herzustellen, musste das Osmanische Reich 1775 den Norden der Moldau, eben die B., an die Habsburgermonarchie abtreten.

1849 wurde die B. als eigenes Kronland mit dem Titel eines Herzogtums anerkannt. Im Laufe der Zeit war die B. zu einem vielsprachigen, multiethnischen und multikonfessionellen Land mit einer „multikulturell geprägten Gesellschaft“ geworden, allerdings mit mehreren, miteinander konkurrierenden Nationalgesellschaften.

Die Ereignisse des Ersten Weltkriegs (die Nord-B. wurde zweimal von russischen Truppen besetzt) verschärften die schon früher bestehenden Spannungen, Teilungspläne wurden laut, doch wurde die B. schließlich ungeteilt dem Königreich Rumänien zugeschlagen. 1944 besetzte die Rote Armee das Gebiet. Seit 1947 ist die B. geteilt: der Süden gehört zu Rumänien, der Norden (inklusive der alten Landeshauptstadt Czernowitz) zur Ukraine.

(II) Bis zur Einverleibung der B. durch die Habsburgermonarchie (1775) kann, was die Musik betrifft, nur von der Kirchenmusik und der Zigeunermusik gesprochen werden. Erst mit dem Ankommen des deutschsprachigen Militärs und der nötigen Beamtenschaft auf bukowinischem Boden begann eine Entfaltung des Musiklebens.

Die Rumänen und die Mehrheit der Ukrainer bekannten sich zum griechisch-orientalischen Ritus und daher war die Kirchenmusik der beiden Völkerschaften die gleiche. Die Musik dieser Kirche besteht nur aus Gesang ohne Instrumente – (auch keine Orgel). Für die Ausbildung im Gesang war schon in der zweiten Hälfte des 16. Jh.s die Klosterschule in Putna zuständig und später gab es eine ähnliche Einrichtung auch in Czernowitz. Die für die Liturgie nötigen Lieder und Gesänge wurden von den Klosterschülern auswendig gelernt und danach gingen sie als „Daskal“ oder „Diakon“ in die Kirchen.

Ende des 18. und Anfang des 19. Jh.s waren die Militärmusik, Zigeunermusik und die einfache Musik der Hirtenflöten die einzigen Musikerscheinungen in diesem östlichsten Teil der Monarchie. Als 1777 in der B. eine Feier zur Huldigung der neuen Provinz organisiert wurde, notierte der damalige Militärverwalter in der B., General Gabriel von Spleny, in seinem Tagebuch, dass zu diesem Anlass eine Militärkapelle und 20 Zigeuner für die musikalische Unterhaltung der Teilnehmenden verantwortlich waren. Einerseits wurde die Militärmusik von Mitgliedern des Esterházyregiments geboten, andererseits spielten 20 Zigeuner Stücke aus dem ukrainischen und rumänischen Volksgut. Die „Lautari” – so wurden die Zigeuner, die sich mit musikalischen Darbietungen beschäftigten, genannt – spielten meistens in einer fünf Mann starken Gruppe. Der „Lautar“ ist der Anführer der Truppe und spielt Geige, seine Genossen spielen Bass, Zymbal, Laute und „Nai“. Der „Nai“ ist ein aus mehreren Holzpfeifen zusammengesetztes Instrument, das gleich der Panflöte gespielt wurde. Da sie überhaupt keine Schulung in diesem Bereich hatten, sondern nur auf ihr musikalisches Gehör und Talent angewiesen waren, war es für die „Lautari“ nicht schwer, sich neue Stücke zu erarbeiten. Die Führung der Melodik innerhalb der rumänischen Volksmusik beruht vorwiegend auf der sog. harmonischen Molltonleiter, in welcher der siebente Ton als Leitton erhöht wird. Eine andere Möglichkeit, um eine düstere oder heitere Art Musik zu erzielen, besteht in der Einführung einer übermäßigen Sekunde zwischen der sechsten und siebenten Tonstufe und führt zu einem eigentümlich melancholischen Charakter. Die verbreitetste Form dieser rumänischen Musikart ist die „Doina“, die immer in reinen Molltonarten komponiert wurde und zumeist Gefühle der Liebe, Sehnsucht, des Schmerzes und der Trauer zum Ausdruck brachten. Der beliebteste und verbreitetste Tanz ist die „Hora“, ein Reigentanz, in dem die Mitmachenden in einer festen und in Kreisform geschlossenen Kette eingebunden sind und nach einem im Uhrzeigersinn bestimmten Schrittrhythmus tanzen. Die Musik der „Hora“ besteht aus drei Teilen, die meistens im Dreiviertel- oder Sechsachteltakt gespielt werden, wobei die Tänzer häufig die lustigen Strophen, die gesungen werden, mit neu erfundenen Scherz- oder Neckversen ersetzen. Eine letzte Gruppe der rumänischen Volksmusik ist die der „Colinde“: Weihnachtslieder, Lieder die zum Jahreswechsel oder zur Osterzeit gesungen werden, einen kirchlichen Charakter haben und mit alten volkstümlichen Gebräuchen in engem Zusammenhang stehen. Der wohl begabteste und berühmteste unter den rumänischen Zigeunermusikanten aus der Geschichte der B. war Nicolae Picu (1789–1864), der u. a. von F. Liszt während seiner Reise 1847 in Czernowitz bewundert wurde. Liszt unterhielt sich mit N. Picu und schrieb sich neue Stücke in seiner Sammlung auf, wie z. B. die „Coraghiasca“, die in seiner Ungarischen Rhapsodie Nr. 20 wiederzufinden ist (Liszt hatte schon durch Barbu Lautarul, einem Zigeunermusikanten aus der Walachei, Bekanntschaft mit dem rumänischen Volksmusikgut gemacht). Zu den Fähigkeiten eines jeden Hirtenburschen gehörte auch die Kunst, auf einer selbstgebauten Rohrflöte einfache Melodien zu spielen, eine musikalische Erscheinung, die auch in den Herdezonen Serbiens, Ungarns und Bulgariens anzutreffen ist.

Die Musik der Ukrainer (zur damaligen Zeit auf dem Gebiete der Monarchie als Ruthenen bekannt) ist wesentlich verschieden von der rumänischen Volksmusik, da als deren Ursprungsort meist die Ukraine angesehen wird. Eine Gattung der ukrainischen Musikart in der B. bilden die „Dumy“ und „Dumky“, die Soldatenlieder sind; diese beginnen mit einem unrhythmischen Solo, in dem Heldentaten vorgetragen werden, das von einem Saiteninstrument begleitet wird und von einem lebhaften Chor, der als eigentlicher Refrain gilt, gefolgt wird. Die verbreitetste Tanzmusikform ist der „Kolomyjka“. Es ist ein Kosakentanz im Zweivierteltakt, der langsam oder schnell (manchmal bis zur höchst möglichen Beschleunigung) aufgeführt werden kann, jedoch – gleich jeder ukrainischen Musikart – niemals mit einem Auftakt beginnt. Unter den Instrumenten der Ukrainer sind Violine, Bass und Zymbal die gebräuchlichsten, weiters die mit fünf Löchern versehene Rohrflöte, die „Sopialka“ genannt wird und zur Begleitung des Tanzes oder Gesanges dient. Eine Eigenart in der ukrainischen Musik auf dem Gebiete der B. bildet die Musik der bettelnden Sänger. Es handelt sich um die wandernden „Kaleki“ und „Slepci“ (Lahme und Blinde) die ihre Lieder mit der „Husla“, einer dreiseitigen Violine ohne Bogen, oder mit der „Lyrwa“ (einer Art Drehleier, begleiten.

Die Musik der Huzulen ist insbesondere durch die Eigenarten der Volkslieder und Tänze bekannt. Unter den Letzteren sei hierorts die „Huzulka“, der „Arkan“ und der „Hajduk“ erwähnt. Die „Huzulka“ kann als eine Abart der ukrainischen „Kolomyka“ angesehen werden.

Die Kolonisten, die in die B. einwanderten – seien es Landwirte, Handwerker, Beamte oder Bergleute –, brachten die charakteristischen Züge der Musik der Gegend, aus der sie stammen, mit sich. So kam der Hopser, der Schleifer oder Ländler in die B. und brachte den Einsatz von Blasinstrumenten oder der Ziehharmonika mit sich. Alle Völkerschaften hatten ihre spezifischen Volkslieder und Tänze – Armenier, Deutsche, Juden, Huzulen, Österreicher, Rumänen, Ukrainer oder Ungarn – die einzige Nation, bei der die Musik überhaupt nicht gepflegt wurde, waren die Lippowaner, da diesen die Ausübung jeder Musik (außer dem Kirchengesang der Mönche) oder Tänze durch ihre strenge Religion verboten wurde.

Mit dem Aufblühen des Gesellschaftslebens begann sich insbesondere die Organisation von Bällen zu entfalten; für die musikalische Gestaltung derartiger Gelegenheiten sorgten – jedoch inoffiziell – Mitglieder des Militärkorps. Später machte es sich ein gewisser Martorell zum Geschäft. Durch die Gestaltung eines speziellen Saales hatte Martorell das Monopol der Organisierung jedes gesellschaftlichen Ereignisses. In diesem Saal wurden neben Tanzabenden und Bällen auch anspruchsvollere Musikdarbietungen – wenn auch nur selten – wie Operette und Oper geboten. Aufgetreten sind meist österreichische Truppen, die auf Gasttourneen in Siebenbürgen oder Galizien waren, Lemberger Ensembles oder durch Czernowitz nach Odessa reisende italienische Schauspielgesellschaften. Opern und Operetten, die von diesen Künstlergruppen hierorts geboten wurden, stießen auf große Begeisterung, vorwiegend bei den Beamten und Offizieren, die durch Wien oder anderswoher daran gewöhnt waren. Was das einheimische Schaffen betrifft, so ist dieses in den späten 1820er Jahren von musikbegabten Mitgliedern des 41. Regiments unter der Führung des Oberleutnants Franz Müller, später von einem gewissen Kunna, Adelsberger, Schmutzer, Franz Pauer oder Karl Prohaska aufgegriffen worden. An solchen Bällen nahmen meist die Mitglieder des Offizierkorps, höhere Beamte und der einheimische Adel teil.

Die Pflege der Musik begann nun auch in Familienkreisen und in wohlhabenderen Häusern wurden private Musiklehrer angestellt. Meistens kamen diese aus dem westlichen Teil der Monarchie und viele ließen sich in Czernowitz – entweder als Privatlehrer oder Musiklehrer an Volksschulen und Gymnasien – nieder. Erwähnt seien hier Madame de Guyeux, der Wiener Gesang- und Klavierlehrer Greiner, der Egerländer Karl König und dessen Bruder Josef und der Klavierlehrer Konopasek, Anton Borkowski, Knapp und Karl Herdmenger.

Die Ankunft des Juristen Umlauff in Czernowitz belebte das Musikleben der Stadt. Sein Haus wurde zum Treffpunkt der Musikliebhaber, da hier oft in größerem oder kleinerem Kreise Musikaufführungen geboten wurden. Johann Karl Umlauff, Ritter von Frankwell (1796–1861), ein gebürtiger Mährer, ein Anhänger der klassischen Oper, Sänger und Freund Fr. Schuberts – dessen Liedtexte er ins Rumänische übersetzte – trug viel zur Entfaltung des Musiklebens in Czernowitz bei. Umlauff gelang es auch, F. Liszt nach Czernowitz einzuladen. Liszt konzertierte an zwei Abenden im Czernowitzer Hotel de Moldavie und die Kosten wurden von Umlauff, dem Baron Mustata, dem Advokaten Dr. Zagorski und der Familie von Eudoxiu Hurmuzaki getragen. Die Stadt erlebte die Auftritte als Sensation und von jetzt an spielte die Musik eine der wichtigsten Rollen im kulturellen Leben der Stadt. Es gab erste Versuche von Einheimischen, einen Chor zu gründen, Musik zu komponieren oder musikalische Veranstaltungen zu fördern. Die 1848er Jahre brachten auch die Gründung eines Chors am Czernowitzer Gymnasium hervor, dessen Darbietungen vom hiesigen Publikum genossen wurden. Die Familien Mikuli, Petrino, Hurmuzaki, Umlauff und Mustatza gelten als die wichtigsten Förderer von Musikdarbietungen. Die Familie Mikuli spielte eine entscheidende Rolle im Czernowitzer Musikleben; der 1821 in Czernowitz geborene Karl Mikuli († 1897) studierte in Paris Klavier bei F. Chopin und ging seinem Beruf als Musiklehrer, Pianist und Dirigent in Lemberg nach, jedoch konzertierte er auch sehr oft in seiner Heimatstadt. Karl Mikuli ist auch der Herausgeber der kritischen Ausgabe von Werken Chopins; eine Ausgabe, die die von Chopin eigenhändig gemachten Korrekturen und Bemerkungen berücksichtigt. Seine Schwestern Karoline und Emilie gehören neben Baron Alexander Petrino und Norbert König zu den ersten komponierenden Bukowinern.

1858 verließ der Gründer und Leiter des Gymnasiumschores, Dr. Anton Kahlert, Czernowitz und der Chor löste sich auf. 1859 wurde von 17 begeisterten Sängern (15 Beamten und 2 Kaufleuten) unter der Leitung des Musiklehrers Franz Kalousek ein Verband, der Czernowitzer Gesangverein, gegründet. Statuten wurden angefertigt, neue Mitglieder für den Verein gewonnen und Ehrenmitglieder (meistens Förderer) ernannt. Das erste Auftreten fand im Hotel Moldavie im Jänner 1860 statt und stieß auf einen solchen Beifall, dass derartige Veranstaltungen immer öfter wurden. Zu den wichtigsten Chorkomponisten der B. ist Isidor Worobkievicz (1836–1903) zu zählen, der schon mit 5 Jahren das Studium der Geige begann und später, von seinem Musiklehrer auf dem Gymnasium (Stefan Nosievici) angeregt, am Wiener Konservatorium bei Franz Krenn und B. Randhartinger weiterstudierte. Nach dem Studium kehrte er nach Czernowitz zurück, wo er an mehreren Bildungsanstalten als Musiklehrer fungierte (er ist auch Herausgeber von drei Musiklehrbüchern) und zahlreiche in der B. aufgeführte Chorwerke komponierte.

Nach zweijährigem Bestand und mehreren Erfolgen kam unter den Mitgliedern des Gesangsvereins die Idee auf, ein Orchester zu gründen. Im Juli 1862 wurde in der Generalversammlung des Vereins für die Umwandlung in den Verein zur Förderung der Tonkunst in der B. abgestimmt. Weitere Musikfreunde traten bei und der Verein war von nun an für mehrere Jahrzehnte (bis 1936) die wichtigste Institution für das musikalische Leben dieser Provinz. Die musikalische Leitung wurde nach der Gründung des neuen Vereins vom Chordirigenten Franz Pauer übernommen. Es folgten u. a. Josef Zwoniczek, A. Hřímalý, Nicolae Mustatza, Hans Horner, Ottokar Hřímalý (1883–1945) usw. Innerhalb des Vereins wurde eine MSch. für die Ausbildung des Nachwuchses eingerichtet. Zu den Lehrkräften dieser MSch. zählen A. Hřímalý, Mydlar, Basil Duzinkiewicz, Patak, der aus Franzensbad (Františkovy Lázně) kommende Klavierlehrer Hans Horner, Isidor Worobkiewicz, Anton Koller, der Geiger Jakob Krämer u. a.

1877 konnte der Musikverein ein eigenes Haus – nach den Plänen von Alois Burlitz – bauen. Im Festsaal, dessen Innenausstattung vom Wiener Maler Karl Jobst stammt, traten im Laufe der nächsten Jahrzehnte berühmte Sänger und Virtuosen auf: Alice Barbi, Gemma Bellincioni, L. Weidt, L. Marcel, L. Slezak, A. Piccaver, Adelina Patti u. v. a. sowie mehrere Streichquartette wie z. B. das Böhmische Streichquartett, das Rosé-Quartett, das Lihotsky-Quartett, der Hornvirtuose L. Savart, der Nadina Slawianski-Chor, das Wiener Konzertvereinsorchester unter der Leitung von F. Weingartner u. v. a. Der Verein organisierte wöchentlich Veranstaltungen, auch wenn es sich nicht immer um hervorragende Gäste aus dem Ausland handelte, sondern vielmals die heranbildenden Nachwuchskräfte dem hiesigen Publikum ihre musikalische Begabung vorstellten.

Unter den hervorragendsten Schülern der vom Verein für die Förderung der Tonkunst in der B. unterstützen MSch. zählen: E. Mandyczewski, L. Rottenberg, die Tenöre Orest Rusnak und J. Schmidt sowie die Opernsängerinnen Beatrix Sutter-Kottlar, Adele Krämer und V. Ursuleac-Krauss . Zu den hervorragenden Virtuosen und Komponisten aus der B. zählt Ciprian Porumbescu (1855–83). Seine in Czernowitz erworbenen Kenntnisse vervollständigte er am Wiener Konservatorium bei A. Bruckner und Franz Krenn; Porumbescus Rumänische Rhapsodie, die Operette Crai nou oder seine Chorkompositionen haben für das rumänische Musikleben große Bedeutung.

Im Laufe der Zeit versuchten sich auch andere musikalische Vereine zu etablieren, insbesondere Gesangvereine wie der Czernowitzer Männergesangverein, das Deutsche Gesangkränzchen oder die nationalen Gesangvereine Armonia, Tudor Flondor und Ciprian Porumbescu (der Rumänen), Bojan (der Ukrainer), Hasemir (der Juden) und Sokol (der Polen).

An der im Jahre 1875 in Czernowitz gegründeten Karl-Franzens-Univ. wurde um die Jh.wende erstmals eine Musikprofessur eingerichtet, die A. Hřímalý erhielt.

Die ersten 15 Jahre des 20. Jh.s zeugen von einem regen und sehr belebten Musikleben in der B., Krieg und Elend wurden jedoch in den kommenden Jahren spürbar. Durch den Anschluss der B. an Großrumänien im Jahre 1918 verließ eine große Anzahl der Beamten, Offiziere und Univ.sprofessoren das Kronland. Das gesellschaftliche Leben wurde dadurch bestimmt ärmer. Musikvereinigungen waren jedoch noch tätig und die Musikszene von Czernowitz versuchte ihr normales Leben wiederzufinden und weiterzuführen. Der Verein zur Förderung der Tonkunst in der B. löste sich erst im Jahre 1936 auf und damit ging eine Etappe der Kulturgeschichte B.s zu Ende.


Literatur
E. Beck in Bibliographie zur Landeskunde der B. 1966; A. Hřímalý in Der Buchenwald (Czernowitz) 1890/13 u. 1891/4–5, 7, 11–13; A. Koller in Handwörterbuch des Grenz- und Auslanddeutschtums 1 (1935); A. Mikulicz, Die Musik in der B. vor der Gründung des Vereins zur Förderung der Tonkunst 1775–1862, 1903; A. Norst, Der Verein zur Förderung der Tonkunst in der B. 1903; E. Satco, Muzica in Bucovina 1981; St. Stefanowicz in Buchenland. Hundertfünfzig Jahre Deutschtum in der B. 1961.

Autor*innen
Peter Urbanitsch
Ion Lihaciu
Letzte inhaltliche Änderung
18.2.2002
Empfohlene Zitierweise
Peter Urbanitsch/Ion Lihaciu, Art. „Bukowina‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 18.2.2002, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x000207d0
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DOI
10.1553/0x000207d0
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