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Eferding
Stadt in Oberösterreich . E. ist Fundort eines der frühesten musikalischen Objekte in Oberösterreich: eine im Bereich des hier gewesenen römischen Castells („Marinianium“?) ausgegrabene Tonscherbe mit der Darstellung eines Silens der den Doppel-Aulos bläst (s. Abb.) (Austria Romana).

Erste Angaben über musikalisches Leben in E. gibt es erst aus dem 15. Jh., wo u. a. 1462 der Stadtpfarrer verpflichtet wird, täglich den Schulmeister mit vier Chorknaben in die Spitalskirche zu schicken, um dort mit dem obersten Kaplan das Amt und die Vesper zu singen. Aus der großen Zahl von Kantoren und Schulmeistern, die im Reformations-Jh. in den oberösterreichischen Pfarrorten tätig waren, sind nur zwei für E. bekannt: So empfiehlt der Rat der Stadt ihren überaus tüchtigen deutschen Schulmeister Georg Dietlmayr nach Freistadt und im Jahre 1608 wird der bis dahin in E. wirkende G. Tauberakt (Daubenröck) an die Lateinschule nach Steyr berufen. Im 17. und 18. Jh. existieren nur ganz wenige Hinweise, die aber immerhin eine kontinuierliche Kirchenmusikpflege andeuten. In Kirchenrechnungsbüchern der Pfarre E. sind Musiker anlässlich ihrer Entlohnung für in und außerhalb der Pfarre geleistete Dienste verzeichnet: 1623 die Organisten Georg Stradtner und Eberhard Cäsar sowie – ohne Namen – ein Kantor, im Jahre 1627 scheinen der Kantor und Schulmeister Georg Schwebl sowie der Organist Rochus Eizinger, im Jahre 1635 ebenfalls ein anonymer Schulmeister und Organist, und schließlich 1639 der Chorregent Franz Gehr (= wohl Gerl), der Altist Balthasar Hüttesperger und der Discantist Johann Hünsger. Kirchenrechnungsbücher des Stiftes Kremsmünster enthalten ebenfalls einzelne Eintragungen über Entlohnungen, die nach E. verweisen. 1710 wurde mit der Leitung der Stiftsmusik in Kremsmünster P. Augustin Gerl betraut, welcher 1670 als Sohn des Chorregenten Franz Gerl aus E. geboren wurde. Die Kirchenmusik an der katholischen Pfarrkirche ist derzeit (2001) noch nicht aufgearbeitet. Chronistisch erfasst ist die Zeit ab 1932: Regens chori war hier der Oberlehrer Rupert Krempke bis 1938, dann musste er seine kirchenmusikalische Tätigkeit einstellen. 1939–45 und weiter nach Kriegsende versah Anna Auffanger, geb. David (1893–1954) den Organistendienst und leitete den Chor von der Orgel aus, nach ihrem Tode übernahm W. Pittrof die Organisten- und Chorleiterstelle. Seit 1981 ist Ernst Raab tätig.

Die 1783 nach Erlass des Toleranzpatentes gegründete Evangelische Pfarrgemeinde E. verfügte seit Anbeginn über einen kleinen Kirchenchor. Gegenwärtig ist R. Jungwirth mit dem Evangelischen Kirchenchor E. um solide kirchenmusikalische Arbeit bemüht. Als Amtsvorgänger können der Oberlehrer Ferdinand Hoflehner und der Hauptschullehrer Hugo Reiter genannt werden.

In E. dürfte nach der Quellenlage auch eine Singschule der Meistersinger bestanden haben. Der aus Wels gebürtige Meistersinger P. Freudenlechner war hier 1604–16 tätig.

Die im 19. Jh. einsetzende bürgerliche Kulturpflege brachte auch eine Erweiterung des E.er Musiklebens: 1865 wurde die Liedertafel durch Ignaz Vogl gegründet, die bis 1930 bestanden haben dürfte. Chormeister waren Karl David (der Vater des Komponisten J. N. David), Rupert Krempke und der Lehrer Schwarzgruber. Daneben dürfte es offenbar eine Gesellschaft Edelweiß gegeben haben.

1920 gründete J. N. David mit seinen Geschwistern und Freunden einen Bach-Chor E. mit ähnlicher Zielsetzung wie beim späteren Welser Bach-Chor. Dieser Chor bestand jedoch nur bis zu Davids Weggang zu Studien nach Wien. Im Jahre 1925 wurde außerdem ein Männergesangverein Donau gegründet, der während des größten Teils seines Bestehens von dem Lehrer Norbert Efinger geleitet wurde und bis heute existiert, geleitet von der Musikpädagogin Birgit Buck.

Wesentlichen Aufschwung erfuhr das Musikleben in E. durch A. M. Kubizek und seine Ehefrau Anna, geb. Funke, eine Geigerin. Wesentlich war dem Musikerehepaar die Heranbildung von Instrumentalisten, zunächst im privaten Musikunterricht, später im Rahmen einer MSch., in welcher mehrere E.er Musikerinnen und Musiker zusammengefasst wurden. Diese MSch. wurde während der NS-Zeit im Gaumusikschulwerk geführt (1939–45), ab 1946/47 als Städtische MSch. Direktoren dieser MSch.n waren Friedrich Oberleitner (1939/40), Josef Dallinger (1940–55), Rudolf Gintersdorfer (1955–60), F. Dallinger, Norbert Wittwehr (ab 1961). Im Jahre 1977 wurde die Städtische MSch. E. in das Oberösterreichische Landesmusikschulwerk übernommen. Seither ist Siegfried Hangler Direktor.

1948 gründete H. Eder den David-Chor E., der sich die Pflege anspruchsvoller Chormusik, der zeitgenössischen Chorliteratur – einschließlich der Avantgarde – im Allgemeinen und des Chorschaffens von J. N. David im Besonderen widmet. Eder leitete den Chor bis 1962, dann übernahm Wilhelm Pittrof die Leitung, 1983 trat Ernst Dunshirn (damals Chordirektor am Linzer Landestheater, jetzt an der Wiener Staatsoper) dessen Nachfolge an und seit 1998 steht der Chor unter der Leitung von R. Jungwirth. Durch Jungwirth erfuhr auch das Orgelwesen in E. wesentliche Verbesserungen. In der katholischen Pfarrkirche steht eine Orgel, die aus Umbau und Erweiterung einer aus dem Zeitraum 1846–48 (Matthäus Höfer) stammenden Orgel (1861 erweitert) durch L. Breinbauer 1912/13 (II/33, pneumatisch) hervorgegangen ist. In der Spitalskirche befand sich eine tragbare Prozessionsorgel aus dem Beginn des 19. Jh.s, die in den 1960er Jahren verkauft wurde. Jungwirth initiierte den Bau einer neuen Orgel (14 Register) durch den holländischen Orgelbauer Paul Blank. Im 1783 erbauten evangelischen Bethaus, 1838 zur evangelischen Pfarrkirche erweitert, gab es zunächst nur ein 1783 erworbenes Positiv. 1839 errichtete Joseph Seyberth eine Orgel (I/10, mechanisch), die 1906 von J. Lachmayr umfangreichen Umbauten unterzogen wurde (II/12, pneumatisch); 1981 erfolgte ein Klangumbau durch Georg Windter. 1999 schließlich wurde ein neues Instrument (II/19) durch die Schweizer Firma Felsberg aus Graubünden erbaut.

Aus E. sind im 20. Jh. einige bedeutende Komponisten hervorgegangen: J. N. David, Augustin Kubizek (Sohn von August K.), K. M. Kubizek, F. Dallinger, R. Jungwirth.


Literatur
O. Oberwalder, Die Stadt E. 1925; K. Schiffmann, Das Schulwesen im Lande ob der Enns bis zum Ende des 17. Jh.s [1900]; O. Wessely, Musik in Oberösterreich 1951; Kellner 1956; H. J. Moser, Musik im frühevangelischen Österreich 1954; E. Posch in Oberösterreichische Heimatbll. 29 (1975); J. Waslmayr, 500 Jahre Stadtpfarrkirche E. 1451–1951, 1952; H. Wassermann, 200 Jahre Evang. Pfarrgemeinde E. 1983; H. Gattermayer in Kulturzs. OÖ 34/4 (1984); H. Sperl (Hg.), E.er Land 1985; Orgelkomitee Spitalskirche E. (Hg.), Fs. zum Orgelweihfest 1991, 1991; Evang. Pfarrgemeinde E. (Hg.), Fs. zur Orgeleinweihung in der Evangelischen Kirche E. 1999; Eberstaller 1955; G. Allmer in Das Orgelforum 22 (September 2018); Booklet Orgellandschaft Oberösterreich XVII. Die Orgel der Stadtpfarrkirche E. 2013.

Autor*innen
Erich Posch
Letzte inhaltliche Änderung
8.1.2020
Empfohlene Zitierweise
Erich Posch, Art. „Eferding‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 8.1.2020, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x0001fdd3
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.

MEDIEN
HÖRBEISPIELE

Johann Georg Herzog, Was Gott tut, das ist wohlgetan, op. 35 II/52, gespielt an der Orgel der Stadtpfarrkirche Eferding
© 2013 Studio Weinberg, 4292 Kefermarkt.

DOI
10.1553/0x0001fdd3
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