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Fitzner, Fitzner, true Georg Albert Rudolf
* 1868-05-044.5.1868 Ernstbrunn/NÖ, † 1934-02-022.2.1934 Maxglan/Sb (Salzburg) [nicht Wien]. Violinist. Der Sohn eines Schlossgärtners studierte 1882–88 (Prüfung aus gesundheitlichen Gründen erst im Studienjahr 1888/89) als Stiftling am Konservatorium der GdM Violine bei J. Maxincsak und J. M. Grün (Nebenfächer: Klavier bei Wilhelm Rauch und Ernst Ludwig, Harmonielehre bei F. Krenn und A. Bruckner). 1890 war er Solist bei der Marinemusik (Militärmusik) in Pola (Pula/HR), im selben Jahr auch Gründungsmitglied des kurzlebigen Wehle-Quartetts (Paul Wehle 1. Violine; F. Hofmann 2. Violine; F. Viola; Alphons M. Kraholetz, Violoncello). 1892/93 sind Konzertauftritte als Solist bzw. in Kammermusikformationen in Wiener Neustadt und Wien belegt. 1894 gründete er das F.-Quartett, das bis 1926 in wechselnden Besetzungen auftrat und sich 1927 endgültig auflöste: 1. Violine: F.; 2. Violine: Jaroslav Czerny 1894–1901, J. Zaiczek-Blankenau 1901/02, Theodor Heß 1902–08 und 1921–26, M. Weißgärber 1909–20; Viola: O. Zert 1894–1901, J. Czerny 1901–20, Heinrich Gräser 1921–26, angeblich Franz Konwitschny 1925?–27?; Violoncello: F. Buxbaum 1894–1901 (möglicherweise war hier zunächst A. M. Kraholetz vorgesehen), A. Walter 1901–19, H. Kreisler 1921–26 (1924 vertreten von W. Kleinecke). Mit diesem Ensemble (und auch alleine) unternahm F. ausgedehnte Konzertreisen (nach Konstantinopel, Russland, England, Bulgarien, Griechenland und mehrmals nach Ägypten; 1920 Tournee durch Schweden, Dänemark und Deutschland) und brachte zahlreiche Werke zur UA (u. a. 1904 A. Bruckners Intermezzo für Streichquintett WAB 113). F. soll eine Zeit lang Musikmeister bei Otto v. Windischgrätz gewesen sein (vor dessen Heirat [1902] mit der Enkelin K. Franz Josephs I.) und war Mitglied des Musikpädagogischen Verbandes. Mit F. Schmidt stand er in freundschaftlichem Kontakt, dieser widmete sein Streichquartett in A-Dur 1925 seinen Hausmusikpartnern F., Ch. Richter und Erwin Dengler, die mit Schmidt das Quartett auch am 27.9.1925 im Brahmssaal des Wiener Musikvereins – nur vor geladenem Publikum – zur Uraufführung brachten. J. Brandts Buys widmete seinem Freund F. sein Klavierquintett Aus dem west-östlichen Divan (op. 32).

Den frühen Tod seiner zweiten Frau Maria Anna Wolfsgruber (1898–1930) konnte F. nicht verwinden; seine letzten Lebensjahre verbrachte er verarmt in geistiger Umnachtung. Im September 1930 unternahm er einen Selbstmordversuch, zwei Jahre später wurde er, in der Wiener Irrenanstalt Am Steinhof (Wien XIV) lebend, entmündigt. Ab November 1932 war er in der Salzburger Landes-Heilanstalt für Geisteskranke, wohin er nach einem Aufenthalt in Gmunden gebracht worden war. Schüler und Freunde veranstalteten im April 1931 im Wiener Konzerthaus ein Benefizkonzert zu seinen Gunsten.


Ehrungen
Bulgarischer Kammervirtuose 1911; Prof.-Titel 1918; in- u. ausländische Orden.
Werke
Lieder, Violinsoli. – Hg. v. Kammermusik von L. v. Beethoven und Fr. Schubert (bei der Universal Edition erschienen).
Literatur
ÖBL 1 (1957); F. Planer (Hg.), Das Jb. der Wr. Ges. 1929; F-A 1936, 164 u. 722; Riemann 1929; Müller-Asow 1929; Kürschner 1954, 1641; W. Obermaier, Franz Schmidt. Ausgewählte Briefe 1984; C. Ottner, Quellen I zu Franz Schmidt 1985; C. Ottner, Quellen II zu Franz Schmidt 1987; Kosel 1902; A. Ehrlich (Hg.), Das Streich-Quartett in Wort und Bild 1898; Eisenberg 1893; Czeike 2 (1993); MGG 6 (2001 [F.-Quartett]); Neues Wr. Abendbl. 7.5.1889, 4; Österr. Musik- u. Theaterztg. 15.6.1889, 6, 15.12.1896, 6; Neues Wr. Tagbl. 26.11.1890, 7, 1.1.1909, 44; Dt.e Kunst- u. Musik-Ztg. 10.12.1890, 326, 1.5.1892, 117, 15.4.1894, 103; Die Presse 26.4.1893, 9, 7.5.1893, 10; NFP 12.10.1894, 6, 29.3.1921, 7, 4.4.1926, 25, 10.12.1921, 3; Ostdt.e Rundschau 18.12.1894, 5; Badener Ztg. 9.3.1901, 4f; Linzer Volksbl. 16.10.1901, 4; Mährisches Tagbl. 18.10.1901, 4; Wr. Salonbl. 17.11.1901, 14f; Illustrirtes Wr. Extrabl. 15.3.1902, 9; Grazer Volksbl. 27.10.1902, 8; Österr. Illustrierte Ztg. 13.6.1909, 864 [Fotobeschriftung z. T. falsch]; Tagbl. 9.11.1920, 8, 5.12.1924, 8; Wr. Ztg. 3.5.1921, 4, 13.12.1921, 6, 23.4.1931, 2, 25.4.1931, 6, 15.11.1932, Amtsbl., 767; Neues Wr. Journal 7.5.1921, 2f, 11.4.1926, 27, 23.9.1930, 5, 3.2.1934, 7; Wr. Morgenztg. 30.11.1921, 3; Der Tag 2.10.1925, 7, 3.2.1934, 8; Grazer Tagbl. 6.3.1926, 10; Salzburger Volksbl. 5.9.1930, 6; Der Abend 14.11.1932, 2 u. 4; Innsbrucker Nachrichten 3.2.1934, 14; Kleine Volks-Ztg. 3.2.1934, 8; Sport-Tagbl. 3.2.1934, 8; Taufbuch 1868 der Evangelischen Pfarre A. B. Wien I, RZ 466; Trauungsbuch 1925 der Evangelischen Pfarre A. B. Wien I, fol. 90; E. W. Partsch in Anton Bruckner-Lex. online (1/2020) [Intermezzo in d-Moll (WAB 113)]; www.bundesstiftung-aufarbeitung.de (1/2020); WStLA (Meldearchiv/Prominentenslg.); Archiv der GdM (Matrikel); eigene Recherchen (Jahresberichte des Konservatoriums der GdM, Kat. der ÖNB-Musikslg.).

Autor*innen
Christian Fastl
Letzte inhaltliche Änderung
18.8.2020
Empfohlene Zitierweise
Christian Fastl, Art. „Fitzner, Georg Albert Rudolf‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 18.8.2020, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x0001cd9f
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.

MEDIEN
R. F., Jaroslav Czerny, Friedrich Buxbaum, Otto Zert (A. Ehrlich [Hg.], Das Streich-Quartett in Wort und Bild 1898)
R. F., Julius Zajicek, Anton Walter, J. Czerny (Wr. Salonbl. 17.11.1901, 15)© ANNO/ÖNB
R. F., Theodor Hess, A. Walter, J. Czerny (Musik- und Theater-Ztg. 2/16 [1903], [1])© ANNO/ÖNB
R. F., Max Weißgärber [nicht Th. Hess!], J. Czerny, A. Walter (Österreichische Illustrierte Ztg. 13.6.1909, 864)
M. Weißgärber, R. F., A. Walter, J. Czerny© Suzanne Morris
© Suzanne Morris

DOI
10.1553/0x0001cd9f
GND
Fitzner, Georg Albert Rudolf: 116586540
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