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Gericke Gericke true (geb. Spitzi), Wilhelm (eig. Guilielmus)
* 1845-04-1818.4.1845 Graz, † 1925-10-2727.10.1925 Wien. Dirigent und Komponist. Vorehelicher Sohn des aus Wien gebürtigen Handelsmanns norddeutscher Abstammung Friedrich G. und der aus Leutschach/St stammenden Katharina Spitzi. Die Legitimation erfolgte durch die nachträgliche Heirat der Eltern am 13.5.1846, nachdem F. G.s zweite Frau am 14.10.1845, knapp 18-jährig, verstorben war. G. wuchs in Schwanberg/St auf, wo sein Vater bereits 1841 nachweisbar ist. Ersten, rudimentären musikalischen Unterricht (Klavier, Orgel) erhielt er vom Schwanberger Schulmeister, weitere Instrumente erlernte G. in der Folge autodidaktisch. Die Ausbildung zum Lehrer in Graz, wo er wichtige musikalische Prägungen erhielt (Militärmusik, Stadttheater), brach er frühzeitig ab, eine Kaufmannslehre und die Übernahme des väterlichen Gemischtwarengeschäfts lehnte G. ebenso ab. Stattdessen erlangte er eine Stelle als 2. Violinist im Grazer Theaterorchester, womit seine Musikerkarriere begann. 1862–65 Schüler von S. Sechter und F. O. Dessoff (Komposition; Mitschüler: u. a. H. v. Herzogenberg, Joseph Rubinstein) am Konservatorium der GdM; 1865 Theaterkapellmeister in Laibach (Aufführung erster Eigenkompositionen), danach in Triest (1866) und Kronstadt (Braşov/RO; 1866/67) tätig. 1867–72 wirkte G. als Theaterkapellmeister in Linz, wo er 1870–72 auch Chormeister der Liedertafel „Frohsinn“ war. Von Linz ging er über Rostock/D (1872) und Basel/CH (1872/73) nach Budapest (1873/74). 1874–84 Kapellmeister an der Wiener Hofoper, dirigierte 1875 die UA von K. Goldmarks Die Königin von Saba. 1880–84 leitete G. auch die Gesellschaftskonzerte der GdM und den Singverein. 1884–89 Dirigent des Boston Symphony Orchestra, das er zu einem führenden amerikanischen Orchester umgestaltete. G kehrte 1889 nach Wien zurück und leitete 1890–95 als artistischer Direktor des Musikvereins wieder die Gesellschaftskonzerte; anschließend übersiedelte er nach Dresden/D. 1898–1906 war er wieder Leiter der Bostoner Symphoniekonzerte, danach abermalige Rückkehr nach Wien, jedoch ohne nenneswerte weitere musikalsiche Tätigkeit. 1918–20 hielt sich G. auch mehrmals in München auf, wo er mit B. Walter Kontakt hatte. G. setzte sich in Wien wie in Amerika für die Werke A. Bruckners ein. Mit R. Fuchs war er zeit seines Lebens befreundet.
Gedenkstätten
Gedenktafel am Haus Hauptplatz 7 in Schwanberg.
Ehrungen
Ehrengeschenk der Linzer Liedertafel „Frohsinn“ 1872; Ehrenadresse (1884) und -geschenke (1884, 1892) des Wr. Singvereins; Ehrenmitglied der GdM 1884 und des Wr. Singervereins 1925.
Werke
Operetten (Der schöne Hansi UA Linz 1868); Ouvertüre; Requiem; Klavier- und Kammermusik; Männerchöre (Wach‘ auf, du schöne Träumerin); Lieder.
Literatur
NGroveD 9 (2001); Czeike 2 (1993); BrucknerH 1996; ÖBL 1 (1957); StMl 1962–66; J. N. Burk in MQ 31 (1945); Ch. Höller in ZHVSt 103 (2012); V. Keldorfer in E. Bild (Hg.), [Fs.] Der Niederösterr. Sängerbund 1863–1913, 1913; W. Beetz, Das Wr. Opernhaus 1949, 85; K. Kerschbaum, Chronik der Liedertafel „Frohsinn“ in Linz 1895, 87, 245; A. Claus, Gesch. des Singvereines der GdM 1933, 116f, 125; R. v. Perger/R. Hirschfeld, Geschichte der K. k. Gesellschaft der Musikfreunde in Wien 1912, 282; MGÖ 3 (1995); E. Bienenfeld in NFP 13.6.1936; Laibacher Ztg. 9.9.1865, 826, 15.2.1866, 251, 17.3.1866, 428; Linzer Abendbote 28.2.1868, 3, 3.3.1868, 4, 6.3.1868, 3; [Grazer] Tagespost 1.3.1869, 4; [Linzer] Tages-Post 1.4.1870, 3, 25.2.1872, 4, 20.8.1872, 3, 26.11.1872, 3, 11.10.1888, 4; Wr. Theater-Chronik 18.4.1873, 63, 1.5.1874, 72; Dt. Kunst- und Musik-Ztg. 6.5.1884, 223f; Neues Wr. Journal 31.10.1925, 9; Taufbuch 1833–45 der Pfarre Graz-Münzgraben, fol. 259; Trauungsbuch 1845–61 der Pfarre Leutschach, fol. 9; Taufbuch 1821–47 der Pfarre Schwanberg, fol. 56; Trauungsbuch 1813–54 der Pfarre Schwanberg, fol. 121; Sterbebuch 1839–79 der Pfarre Schwanberg, fol. 12r und 27v; Sterbebuch 1925–27 der Pfarre Landstraße (Wien III), 1925, fol. 19; eigene Recherchen (Jahresberichte des Konservatoriums der GdM; Bühnen-Jahrbücher; www.anno.onb.ac.at).

Autor*innen
Barbara Boisits
Christian Fastl
Letzte inhaltliche Änderung
25.9.2023
Empfohlene Zitierweise
Barbara Boisits/Christian Fastl, Art. „Gericke (geb. Spitzi), Wilhelm (eig. Guilielmus)‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 25.9.2023, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x0001cef3
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.


DOI
10.1553/0x0001cef3
GND
Gericke (geb. Spitzi), Wilhelm (eig. Guilielmus): 122445643
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