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Hornischer, Hornischer, true Fanny (eig. Franziska Eleonora, verh. Bauer)
* 1845-03-2020.3.1845 Landstraße (Wien III), † 1911-02-2626.2. [nicht 11.] 1911 Wien. Volkssängerin. Die Tochter eines Rechtsanwaltsgehilfen erhielt eine Schauspielausbildung bei Karl Adolf Friese. Im August 1867 wurde sie als zweite Liebhaberin ans Theater in der Josefstadt engagiert, dürfte aber nicht zum Einsatz gekommen sein. Im Dezember 1867 debütierte H. auf dem vom Theateragenten Carl Albert Sachse als Bühne für Nachwuchsschauspieler konzipierten Theater in Rudolfsheim (Wien XV) und trat dort bis April 1868 auch in Einlagen als Sängerin auf. Danach spielte sie in Fürst’s Singspielhalle. Im Sommer 1868 folgten Auftritte als Schauspielerin und Sängerin im neu umgestalteten Orpheum, dem ehemaligen Harmonietheater (Wien IX), u. a. auch bei sog. „Tiroler Schützen-Lieder-Festen“. Ihr Debüt als Volkssängerin mit Liedern von W. Wiesberg gab sie an der Seite von Jak. Binder (vermutlich in dessen Gesellschaft, nicht in ihrer eigenen), W. Seidl, Johann Degenhart und der Pianistin Leopoldine Pichler am 10. [nicht 18.] 10.1868 am Spittelberg (Wien VII) im Gasthaus „Großer Zeisig“. Möglicherweise – Friedrich Schlögl warf ihr das in einem wenig schmeichelhaften Essay vor – nützte sie für ihr Debüt das große öffentliche Interesse, das ihre Familie durch den Freitod ihrer jüngeren Schwester Eleonora, gen. Lori (* 3.3.1850 Wien, † 19.2.1868 Wien), die sich aus Liebeskummer zu einem Offizier erschoss, erlangt hatte (die Medienberichterstattung führte zu einem gerichtlichen Nachspiel, bei dem H. als Zeugin aussagte). Obwohl H.s Stimme Defizite aufgewiesen haben soll, wurde ihr lebhafter, betont wienerisch-volkstümlicher Vortrag, ihre auffällig elegante Garderobe, die sie von jener ihrer Konkurrentin A. Mansfeld unterschied, sowie ihr Aussehen gepriesen und sie erlangte rasch enorme Popularität nicht nur in Wien, sondern etwa auch während eines Gastspiels im April/Mai 1869 in Budapest. Zu den großen Erfolgen ihres Repertoires, das sie regelmäßig erneuerte und dem von Kritikern wie Fr. Schlögl größte Obszönität und Derbheit vorgeworfen wurde, was ihr auch Probleme mit der Justiz einbrachte, zählten Nöt schön aber gut (M u. T: Matthäus Klinka), Die Stelle, wo ich sterblich bin (M: Richard Leukauf, T: W. Wiesberg) und vor allem A frischer Aufmischer (M: R. Leukauf, T: ?, s. Abb.). Am 23.2.1876 heiratete sie den ehemaligen Oberleutnant Karl Georg Bauer (* 1.6.1845 Saaz/Böhmen [Žatec/CZ], † ?), ihr Trauzeuge war der Klavierlehrer Franz Flatscher. H.s Mann, von dem sie sich später scheiden ließ, wurde ebenfalls Volkssänger und leitete mit ihr gemeinsam eine Gesellschaft. Zumindest bis 1897 traten beide gemeinsam auf. Bald darauf dürfte sie sich aus der aktiven Laufbahn zurückgezogen haben und eröffnete um 1899 eine Konditorei in der Hofmühlgasse (Wien VI), die sie bis zuletzt mit ihrer Nichte und einer Freundin betrieb. Eine weitschichtige Verwandtschaft mit E. Hornischer ist nicht völlig auszuschließen, wiewohl dessen väterliche Vorfahren aus Strany (Strání/CZ) und jene H.s aus Weitra/NÖ stammen.
Literatur
J. Koller, Das Wr. Volkssängertum 1931; Hauenstein 1976; Czeike 3 (1994); ÖBL 2 (1959); R. Holzer, Wr. Volkshumor 1943, 171f; Fr. Schlögl, „Wiener Blut“. Kleine Culturbilder aus dem Volksleben der alten Kaiserstadt an der Donau 1873; E. Pfleger/F. Illing in Mariahilfer Museumsbll. 1/1 (März 1966); R. Wagner, Heimat bist du großer Töchter. Weitere Portraits 1995; Neues Wr. Tagbl. 28.2.1911, 13; Dt. Volksbl. 28.2.1911, 6; Neues Wr. Journal 29.7.1896, 2; 27.2.1911, 3f; Morgen-Post 21.2.1868, 1, 26.2.1868, 3; Fremden-Bl. 14.4.1868, 6, 10.10.1868, [12], 9.11.1868, [8], 2.2.1869, [19]; [Grazer] Tagespost 14.10.1868, [5]; Neues Fremden-Bl. 15.10.1868, 6; Der Zwischen-Akt 14.9.1867, [3], 5.12.1867, [2], 8.12.1867, [3], 4.4.1868, [1], 26.7.1868, [3], 5.8.1868, [2], 17.8.1868, [3], 21.8.1868, [3]; Der Kamerad 28.3.1869, [3]; Hans Jörgel von Gumpoldskirchen 24.4.1869, 7; Oesterr.-ungarische Wehr-Ztg. 28.3.1869, [3]; Gemeinde-Ztg. 23.8.1867, 5; Taufbuch der Pfarre Landstraße-St. Rochus (Wien III) 1845, fol. 31; Trauungsbuch der Pfarre St. Josef zu Margareten (Wien V) 1875–76, fol. 105; Sterbebuch der Pfarre Rudolfsheim (Wien XV) 1911, fol. 46; Wienbibliothek im Rathaus, Tagblattarchiv; eigene Recherchen (www.anno.onb.ac.at; Lehmanns Adresskalender).

Autor*innen
Monika Kornberger
Letzte inhaltliche Änderung
4.12.2019
Empfohlene Zitierweise
Monika Kornberger, Art. „Hornischer, Fanny (eig. Franziska Eleonora, verh. Bauer)‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 4.12.2019, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x00025526
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.

MEDIEN
R. H. Dietrich,  Wr. Volkskunst-Almanach 1926, 42
J. Koller, Das Wr. Volkssängertum 1931, 44
J. Koller, Das Wr. Volkssängertum 1931, 44
Moderne Welt  3/1 (1921/22), 16
A frischer Aufmischer, komponiert von Richard Leukauf, gesungen von Fanny Hornischer© Archiv des Österreichischen Volksliedwerkes / ÖNB

DOI
10.1553/0x00025526
GND
Hornischer, Fanny (eig. Franziska Eleonora, verh. Bauer): 1012132781
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