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Internationale Gustav Mahler Gesellschaft (IGMG)
Am 11.11.1955 auf wesentliche Initiative der Wiener Philharmoniker gegründete Gesellschaft. Vorrangige Ziele waren der Aufbau einer Bibliothek und eines Archives als Grundlage für die Kritische Gesamtausgabe der Werke G. Mahlers, die Pflege der Gedenkstätten und die „Popularisierung“ des damals noch kaum etablierten Komponisten im Konzert- und Verlagsbereich. Angestrebt wurde darüber hinaus im Besonderen auch die Anregung zur wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit Mahler. Als erster Präsident fungierte E. Ratz, weitere Vorstandsmitglieder waren u. a. Th. W. Adorno, E. Krenek, R. Kubelík, Willem Mengelberg oder G. Solti; B. Walter wurde Ehrenpräsident und A. Mahler Ehrenmitglied. 1956–59 erfolgte die Gründung von Sektionen bzw. Mahler-Gesellschaften in den Niederlanden, Schweden, der USA, Japan und Deutschland. Bereits seit 1958 verleiht die IGMG die Goldene Mahler Medaille (s. Abb.) an verdienstvolle Personen oder Institutionen, darunter L. Bernstein, Th. Hampson, R. Kubelík, Ch. Ludwig, C. Schuricht, H. Swarowsky, die Wiener Symphoniker oder das New York Philharmonic Orchestra.

In den 1960er Jahren konnten bedeutende Fortschritte erzielt werden, das Jubiläumsjahr 1960 markierte hierbei eine signifikante Zäsur: Adorno publizierte seine vielbeachtete Monographie Mahler. Eine musikalische Physiognomik, in der Wiener Secession fand die Ausstellung Gustav Mahler und seine Zeit statt, außerdem erschien der erste Band der Gesamtausgabe (7. Symphonie), dem in den folgenden vier Jahren weitere fünf Bände folgen sollten. Die zahlreichen Aufführungen Mahler’scher Werke steigerten deren Popularität nachhaltig, wovon auch die erste Gesamteinspielung der Symphonien (1967) durch Bernstein zeugt. All dies trug in den Folgejahren zur wachsenden Breitenwirkung Mahlers bei. Nach dem Tod von Ratz 1973 wurde G. v. Einem Präsident, K. Füssl übernahm die Gesamtausgabe, K. Blaukopf das Archiv. Seit 1976 erscheinen die von der IGMG herausgegebenen Nachrichten zur Mahler-Forschung (in Dt. und Engl.), Blaukopf gründete außerdem die Schriftenreihe Bibliothek der Internationalen Gustav Mahler Gesellschaft. Die IGMG veranstaltete weitere Ausstellungen (u. a. Mitwirkung bei Die Ära Gustav Mahler 1997; leider bleibe ich ein eingefleischter Wiener – Gustav Mahler und Wien 2010, beide im Österreichischen Theatermuseum) und initiierte Gedenktafeln in Toblach in Südtirol (1958) und Wien III, Auenbruggergasse (1981). Im besonderen Fokus der IGMG stand die Erhaltung und Pflege von Mahlers Komponierhäuschen in Steinbach am Attersee/OÖ (Eröffnung1985), Maiernigg/K (Eröffnung 1986) und Toblach (Eröffnung 1992). 1979 fand ein Gustav Mahler-Kolloquium in Wien statt, 1988 beteiligte sich die IGMG an der in Budapest stattfindenden Tagung Gustav Mahler und die Oper. Die zwei 2007 und 2021 organisierten Symposien Musikinstrumente und Musizierpraxis zur Zeit Gustav Mahler befassten sich darüber hinaus ausführlich mit dem Klangbild der Mahler’schen Werke. In Kooperation mit dem Wissenschaftszentrum Gustav Mahler an der MUniv. Wien fand außerdem 2022 das Internationale Symposium Voices of History – History of Voices statt.

1991–2015 war R. Bischof Präsident, auf ihn folgten Ch. Meyer (2015–19), P. Revers (2019–23) und Ch. Utz (ab 2023). Nach dem Tod von Füssl 1992 wurde Reinhold Kubik zum Editionsleiter bestellt, seit 2012 haben Renate Stark-Voit und Stephen Hefling die Leitung inne. Archiv und Bibliothek der IGMG umfassen Bücher, Zeitungen/Zeitschriften, Noten (Kopien von sämtlichen Mahler-Autographen, Stimmenmaterial, Drucke, Faksimile-Ausgaben), Programme, Plakate, Briefarchiv, Bilder, Tonträger und elektronische Bild-Medien, diverse Exponate und Erinnerungsgegenstände sowie eine biographische Datenkartei. Sie stellen heute ein zentrales Mahler-Dokumentationszentrum dar. Seit Mitte der 1990er Jahre liegt der Fokus der IGMG auf einer umfassenden Digitalisierung der Archivbestände. Im Rahmen des Projektes „Mahler Online“ in Kooperation mit der ÖAW und der Univ. Innsbruck wird derzeit (2023) ein digitales Verzeichnis der Werke Mahlers (GMW) erstellt.


Schriften
Nachrichten zur Mahler-Forschung (seit 1976, dt. und engl. Ausgabe); E. R. Reilly, Gustav Mahler und Guido Adler 1978; H. Blaukopf (Hg.), Gustav Mahler – Richard Strauss. Briefwechsel 1888–1911, 1980; H. Blaukopf, Gustav Mahler. Briefe 1982; H. Blaukopf (Hg.), Unbekannte Briefe 1983; IGMG (Hg.), Gustav Mahler in Steinbach 1985; IGMG (Hg.), Gustav Mahler am Wörthersee 1986; Z. Roman, Gustav Mahler and Hungary 1990.
Literatur
www.gustav-mahler.org (11/2023); R. Kubik in The Cambridge Companion to Mahler 2007; E. W. Partsch (Hg.), Gustav Mahler. Werk und Wirken. 40 Jahre IGMG 1996; www.wikipedia.de (11/2023).

Autor*innen
AH
Meike Wilfing-Albrecht
Letzte inhaltliche Änderung
4.3.2024
Empfohlene Zitierweise
Andrea Harrandt/Meike Wilfing-Albrecht, Art. „Internationale Gustav Mahler Gesellschaft (IGMG)‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 4.3.2024, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x0001d2a7
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.

MEDIEN
Anwesenheitsliste bei der Gründung der IGMG am 11.11.1955© 2024 Internationale Gustav Mahler Gesellschaft
© 2024 Internationale Gustav Mahler Gesellschaft
Goldene Mahler Medaille© 2024 Internationale Gustav Mahler Gesellschaft
© 2024 Internationale Gustav Mahler Gesellschaft

DOI
10.1553/0x0001d2a7
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