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Krähmer, Krähmer, Johann Ernst Familie
Johann Ernst (Ernest): * 1795-03-3030.3.1795 Dresden/D, † 1837-01-1717.1.1837 Wien. Oboist. Wurde ab etwa 1805 in der Militär-Erziehungsanstalt Annaburg/D und ab 1810 in Dresden beim Stadtmusikus Krebs (vermutlich gem. m. A. Mittag) auf allen Holzblasinstrumenten ausgebildet. Darüber hinaus Oboenunterricht von den Kammermusikern Kummer und Jackel. Mitglied der Königlichen Jagdmusik und Erster Oboist an der Deutschen Oper in Dresden. Nach kurzem Kriegsdienst 1814 übersiedelte er nach Wien, wo er ab 1.2.1815 eine Tätigkeit als Zweiter Oboist des Hofopernorchesters (Kärntnertortheater), ab Februar 1819 als Erster Oboist antrat. Seit diesem Zeitpunkt trat K. vermehrt als Solist an die Öffentlichkeit und machte sich bald einen Namen als Oboen- und vor allem Csakan-Virtuose. Im September 1822 wurde er k. k. Hof- und Kammermusikus. Seinem Gesuch um eine Mitgliedschaft oder zumindest Exspektantenstelle in der Hofmusikkapelle am 10.6.1822 wurde stattgegeben, und nach seiner Ernennung zum unbezahlten Exspektanten im September 1822 wurde er als Nachfolger von J. Khayll Ende 1828 zum Ersten Oboisten befördert. Am 19.9.1822 heiratete er in St. Stephan Caroline, geb. Schleicher, Trauzeugen waren F. X. Mozart und sein Kollege im Hofopernorchester A. Mittag. In der Folge gab K. ab Oktober 1822 auch mit seiner Frau mehrere vielbeachtete Konzerte nicht nur in Wien, sondern auch im Ausland, etwa in Polen und Russland (1822/23), Ungarn (Winter 1823), Böhmen und Dresden (Sommer 1825). Auf ihrer letzten Reise (August 1834 bis Jänner 1835), die das Ehepaar über Salzburg und München nach Süddeutschland, in die Schweiz und die Rheinlande führte, begleitete sie auch ihr ältester Sohn Karl Konrad (* 12.9.1823 Wien, † 14.4.1839 Wien), der Violine und Klavier spielte. K. galt als der populärste Csakanspieler seiner Zeit, viele seiner Kompositionen für dieses Instrument, darunter seine Neueste Csakan-Schule, wurden gedruckt (v. a. bei seinem Freund A. Diabelli, aber auch bei Czerny). Seine Kompositionen für Oboe hingegen blieben Manuskript.
Ehrungen
Ehrenmitglied der philharmonischen Gesellschaft in Laibach.
Werke
Stücke für Ob. u. Csakan (Sechs Ländler, op. 9, Duo Concertant, op. 16, Notturno f. 2 Csakane und Git., op. 123). – NA: 24 Solostücke in allen Dur- und Molltonarten für Blockflöte (Flöte/Oboe/Violine oder andere Melodieinstrumente), hg. v. H. Schaller und Nikolaj Tarasov 2015.
Schriften
Neueste Csakan-Schule.
Literatur
Th. Albrecht in Wr. Oboen-Journal 57 (März 2013); Schilling 4 (1841); E. Bernsdorf (Hg.), Neues Universal-Lex. der Tonkunst 2 (1857); H. Schaller in Wr. Oboen-Journal 59 (Oktober 2013) u. 60 (Dezember 2013); ÖBL 4 (1969); Wurzbach 13 (1865); E. Hanslick, Gesch. des Concertwesens in Wien 1869; Allg. mus. Ztg. 24.3.1821, Sp. 189f, 26.10.1822, Sp. 687f; Wr. Ztg. 18.4.1839, 556; Trauungsbuch der Pfarre St. Stephan (Wien I) 1821–23, fol. 122; Sterbebuch der Lutherischen Stadtkirche (Wien I) 1836–46, pag. 75; Sterbebuch der Dompfarre St. Stephan 1838–43, fol. 69.


Seine Frau Maria Caroline K. (geb. Schleicher): * 17.12.1794 Stockach/D, † April 1873 [Ort?]. Musikerin. Tochter des Fagottisten Franz Joseph Schleicher († 9.1.1819 Pforzheim/D), erhielt im Alter von fünf Jahren von ihrer Mutter Josepha, geb. Straßburger, Unterricht in Geige sowie vom Stockacher Chorregenten in Klavier. Nach der Übersiedlung nach Stuttgart/D, wo der Vater eine Anstellung bei Hofe antrat, unterwies sie dieser mit neun Jahren zusätzlich im Klarinettenspiel. 1806 folgte gemeinsam mit der älteren Schwester Cordula (1. Klarinette) und dem Vater (Fagott) die erste Konzertreise als Trio nach Tirol und in die Schweiz, wo sie sich für vier Jahre niederließen. Cordula erhielt Engagements bei den Zürcher Musikgesellschaften, heiratete und blieb in Zürich/CH, worauf die jüngere Schwester Sophia als zweite Klarinettistin in das Trio nachrückte, das durch die Schweiz und Deutschland tourte. Während dieser Zeit sammelte C. Erfahrung als Solistin, Dirigentin und Kopistin. 1815 übernahm der Vater eine Stelle als Stadtmusikus in Pforzheim, aufgrund seines schlechten Gesundheitszustandes wurde er vermehrt von C. vertreten. Nach seinem Tod zog C. zunächst nach Karlsruhe/D und wurde als Musiklehrerin tätig, gleichzeitig erhielt sie selbst Unterricht in Generalbass- und Kompositionslehre von Franz Danzi sowie Geigenunterricht bei Friedrich Ernst Fesca. Eine Konzertreise als Klarinettenvirtuosin 1821 führte sie über Deutschland nach Wien, wo sie im Februar und März 1822 vier erfolgreiche Konzerte gab, das letzte davon bei Hofe, wobei sie sowohl als Klarinettistin als auch als Geigerin auftrat. Auf ihrer Rückreise nach Deutschland konzertierte sie u. a. auch in Linz. Aus der Ehe mit J. K. entstammten zehn Kinder, fünf überlebten das Kleinkindalter. Nach dem Tod ihres Mannes übernahm der Instrumentenmacher J. Ziegler die Vormundschaft für ihre fünf minderjährigen Kinder. Ihr Antrag auf Witwenpension und Erziehungsbeitrag für ihre Kinder wurde vom Kaiser abgelehnt, C. K. erhielt jedoch eine jährliche „Gnaden-Gabe“. In der Folge bestritt sie ihren Lebensunterhalt aus Klavierunterricht. Ihre Schülerin Marie von Ebner-Eschenbach schildert sie in ihren Kindheitserinnerungen als eine überaus strenge Lehrerin. Ein halbes Jahr nach dem Tod ihres Mannes trat K. wieder in Wien auf, diesmal mit ihrem ältesten Sohn Karl (Klavier), wenig später auch mit Sohn Ernst (Violoncello). Nach dem frühen Tod von Karl gab sie bis mindestens 1847 gemeinsam mit Ernst Konzerte, als Solistin war sie nachweislich bis 1856 tätig.


Schriften
Selbstbiographie der Tonkünstlerin Frau Karoline Krähmer, geborene Schleicher, k. k. Hof und Kammermusikerswitwe 1837 (hs. Ms. A-Wst).
Werke
Sonatine für Klavier 1825; Stücke für Klar.
Literatur
N. Färber in Sarah Chaker/Ann-Kathrin Erdélyi (Hg.), Frauen hör- und sichtbar machen … 2010; N. Färber, Leben und Werk der ersten Soloklarinettistin Caroline Schleicher-Krähmer in Wien, Ms. A-Wst 2007; N. Färber, Caroline Schleicher-Krähmer und Clara Wieck-Schumann: Zwei Musikerinnen im 19. Jahrhundert, Dipl.arb. Wien 2006; F. Hoffmann in C. Heymann-Wentzel/H. Laas (Hg.), Musik und Biographie 2004; M. v. Ebner-Eschenbach, Meine Kinderjahre 1906; Österr. Bürger-Bl. 8.5.1856, 436; www.sophie-drinker-institut.de (12/2018); https://carolineschleicher.com/ (1/2019); Brief v. Ferdinand Krähmer an Marie v. Ebner-Eschenbach v. 8.7.1905 (A-Wst); Taufbuch der Schottenpfarre (Wien I) 1819–25, fol. 182 u. fol. 241; Taufbuch der Pfarre St. Josef ob der Laimgrube (Wien V) 1832–34, fol. 73 [K. Seligmann]; eigene Recherchen (www.hofmeister.rhul.ac.uk, Almanach für Freunde der Schauspielkunst).


Deren Sohn Ernst (eig. Ernest Wilhelm August): * 27.4.1826 Wien, † 30.3.1903 (Ort?). Kapellmeister, Violoncellist. Einer seiner Taufpaten war A. Mittag. 1837–43 Schüler von J. Merk am Konservatorium der GdM. Bereits als Kind gemeinsame Auftritte mit seiner Mutter. Um 1847 Cellist am Grazer Theater, daneben auch kompositorisch tätig. 1851/52 Kapellmeister am Theater in der Josefstadt in Wien, wo er die Musik zu einigen, vornehmlich komischen Bühnenwerken schrieb. 1854 Kapellmeister am Städtischen Theater in Ödenburg, 1855 am Stadttheater in Augsburg/D, wo 1860 bzw. 1861 seine beiden Opern uraufgeführt wurden. 1860 gab K. gemeinsam mit seiner Frau Katharina Aloisia, geb. Seligmann (* 23.6.1833 Wien, † ?), einer Sängerin, ein Konzert in Augsburg, bei dem auch eigene Kompositionen aufgeführt wurden. 1862–96 Prof. für Gesang am Münchner Wilhelmgymnasium.


Ehrungen
Gesellschaftsmedaille des Konservatoriums der GdM 1843.
Werke
Opern (Der Liebesring, Der Veteran); Zauberschwank Rübezahl (UA 30.7.1851, Hernalser Arena, T: Josef Carl Böhm); Zauberposse Der Goldsee (UA 20.9.1851, Theater in der Josefstadt, T: Ferdinand Fränkel); Posse mit Gesang Der Unvertreibliche (UA 11.10.1851, Theater in der Josefstadt, T: Theodor Flamm); Zaubermärchen Hulda (UA 17.4.1852, Theater in der Josefstadt, T: Carl Haffner); Possen Wem gehört der Frack (UA 28.4.1852, Theater in der Josefstadt, T: Johann Wagner), Lord und Theaterdiener (UA 3.7.1852, Hernalser Arena, T: Karl Hickel); Trauergemälde Eine arme Schneiderfamilie (UA 22.11.1851, Theater in der Josefstadt, T: J. C. Böhm); Kammermusik (Ein Traum, op. 11 für Vc. u. Kl.); Klaviermusik; Männerchöre; Lieder.
Literatur
Stieger 4/1 (1982); Fremden-Bl. 11.10.1851, [8], 17.4.152, [8]; Pesth-Ofner Localbl. und Landbote 17.5.1856, [4]; NZfM 17.12.1850, 271; Verzeichniß und Classification der Schüler des Conservatoriums der Musik in Wien. Schuljahr 1842–1843 (1843); Geburtsbuch der Pfarre St. Stephan 1825–28, fol. 34; eigene Recherchen (www.anno.onb.ac.at).


Dessen Sohn

Adalbert: * 3.10.1857 Augsburg, † 21.3.1895 Regensburg/D. Sänger (Bass). War nach seiner Gesangsausbildung als Opernsänger in den 1890er Jahren in Basel/CH, Chemnitz/D, Berlin, Teplitz-Schönau und zuletzt in Regensburg tätig. Gastspiele in Innsbruck und Bayreuth/D, wo er 1892 den Hans Foltz in R. Wagners Die Meistersinger von Nürnberg sang. Er war auch als Librettist tätig.


Schriften
Libretti (Oper Agnola [M: Julius Schwab]; Märchenspiel Meister Klapperbein [M: José Berr].
Literatur
K-R 7 (2002); Neuer Theater-Almanach 1896, 165; Teplitz-Schönauer Anzeiger 28.1.1893, 6, 16.12.1893, 6, 17.1.1894, 4; Innsbrucker Nachrichten 13.4.1894, [8]; Signale für die musikalische Welt 25/33 (Mai 1894), 522, 29/57 (April 1899), 454; www.associaciowagneriana.com (1/2019); eigene Recherchen (Bühnen-Jb.er; WStLA Kartei der Fremden 1870–80).

Autor*innen
Monika Kornberger
Letzte inhaltliche Änderung
18.2.2019
Empfohlene Zitierweise
Monika Kornberger, Art. „Krähmer, Familie‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 18.2.2019, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x0001d5ba
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.


DOI
10.1553/0x0001d5ba
GND
Krähmer, Johann Ernst: 10237483X
OBV
Weiterführende Literatur
GND
Krähmer, Caroline: 133521508
OBV
Weiterführende Literatur

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