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Lanner, Lanner, true Familie
Wiener Musiker und Tänzer

Joseph: * 12.4.1801 St. Ulrich bei Wien (heute Wien VII), † 14.4.1843 Ober-Döbling bei Wien (heute Wien XIX). Komponist, Musikdirektor, Violinist. Zunächst Graveurlehre an der Akad. der bildenden Künste (nicht abgeschlossen); die musikalische Ausbildung liegt im Dunkeln. Eine angebliche Mitwirkung im Orchester M. Pamers ist nicht belegt. 1822 Primgeiger im Trio mit J. und A. Drahanek, Auftritte in Baden bei Wien. Um 1823 stieß J. Strauß Vater zum möglicherweise bereits erweiterten Ensemble. 1825 erstmalige Erwähnung als Musikdirektor eines eigenen Orchesters; erste Kompositionen im Druck erschienen. 1827 schied Strauß aus der Kapelle L.s aus und trat fortan als dessen Konkurrent auf. Erste große Erfolge L.s 1828 als Nachahmer N. Paganinis; daraufhin kurzzeitige Auftritte im Unterhaltungslokal Sperl. 1829 „Musikdirector der k. k. Redoutensäle“, jedoch mit Ausnahme einer Vertretung 1831 vorerst keine Mitwirkungen bei Hof. 1830 Ablehnung des Antrags auf Aufnahme in die Tonkünstler-Societät. 1833 Bestellung zum Kapellmeister des Zweiten Wiener Bürgerregiments; 1836 Verleihung des Bürgerrechts der Stadt Wien. In den 1830er Jahren Versuche als Bühnenkomponist: nach Erfolgen mit pantomimisch dargestellten Potpourris scheiterten seine beiden eigentlichen Bühnenwerke für das Theater in der Josefstadt. Ab 1834 neben zahlreichen Verpflichtungen in Wien Gastspiele mit dem eigenen Orchester in verschiedenen Städten der Donaumonarchie; Höhepunkt der im Vergleich zu Strauß eher bescheidenen Reisetätigkeit war die viermonatige Tournee anlässlich der Erbhuldigung der Stände und Städte Tirols für Kaiser Ferdinand I. und dessen Krönung zum lombardo-venezianischen König mit Auftritten in Linz, Innsbruck, Mailand, Venedig, Laibach und Graz (1838). Diese Tournee fiel in die Zeit der großen Westeuropa-Reise von Strauß (1837/38), während der L. vorübergehend sowohl bei Hof als auch in den führenden Unterhaltungslokalen Wiens die unangefochten führende Stellung als Balldirigent einnahm. L. begründete gemeinsam mit Joh. Strauß (Vater) die Spitzenstellung Wiens auf dem Gebiet der Unterhaltungsmusik im 19. Jh. Mit der Reduktion der Walzerkette auf fünf Touren, umrahmt von einer Einleitung und einer Coda, schufen sie eine mehr als ein halbes Jh. hindurch geltende Norm.


Gedenkstätten
L.straße (Wien XIX); J.-L.-Gasse (Traiskirchen/NÖ); J.-L.-Straße (Graz V); Ehrengrab Wr. Zentralfriedhof (s. Abb.).
Werke
Ballett-Pantomime Policinello’s Entstehung (Buch: J. Raab); Schauspielmusik Der Preis einer Lebensstunde (T: C. Meisl); Steyrische Tänze op. 165, Einlage im Ballett-Divertissement Die Macht der Kunst; Tänze (s. Tbsp.), Märsche und Potpourris für Orch., darunter Die Werber, Walzer op. 103, Die Romantiker, Walzer op. 167, Hansjörgel-Polka op. 197, Die Schönbrunner, Walzer op. 200. – Ausg.: Sämmtliche Werke für Clavier zu zwei Händen nach den Originalien bearbeitet von Eduard Kremser [Tänze und Märsche] 1888/89, 21889–92.
Literatur
F. Lange, J. L. und Johann Strauß 1904, 21919; Weinmann 1/1 (1948); M. Schönherr, L., Strauß, Ziehrer. Synoptisches Hb. der Tänze und Märsche 1982; N. Linke, „Es musste einem was einfallen“ 1992; H. Krenn, „Lenz-Blüthen“ 1994; O. Brusatti, J. L. 2001; Th. Aigner (Hg.), [Kat.] Flüchtige Lust, J. L. 1801–1843, Wien 2001.


Seine Kinder

Katti (eig. Katharina Josefa): * 14.9.1829 Wien, † 15.11.1908 London. Tänzerin, Choreographin und Ballettmeisterin. Studierte bei P. Campilli und Isidore Carey. L. wurde 1845 in das Ballettensemble des Kärntnertortheaters aufgenommen und tanzte dort tragende Partien des Repertoires. 1855 verließ sie Wien, wurde zunächst Ballettmeisterin an der Hamburger Oper, bildete dann ein eigenes Ensemble, mit dem sie europaweit tourte (Gastspiele in Wien 1861 und 1865). 1870 trat sie erstmals in New York auf, 1871 in London, wo sie sich schließlich 1875 niederließ. L. war 1877–81 Ballettmeisterin des Her Majesty’s Theatre, 1887–1905 Ballettmeisterin des Empire Theatre. Davor war sie bereits Direktorin der National Training School of Dancing und hatte damit die Grundlage für eine seriöse nationale klassische Ausbildung in London gelegt. Als Choreographin gehört L. zu den ganz wenigen Frauen, denen auf dem Gebiet des klassischen Tanzes eine wirklich bedeutende Karriere gelang. Ihre groß angelegten Choreographien (etwa: The Sports of England, Round the Town, Faust, Monte Cristo) gehörten zu den Maßstab setzenden Produktionen der Zeit.


Literatur
I. Guest, The Empire Ballet 1962; Cyril W. Beaumont in Dancing Times, August 1967; I. Guest, Ballet in Leicester Square 1992; Raab 1994.


August(in) Joseph: * 23.1.1835 Wien, Laimgrube (heute Wien VI), † 27.9.1855 Wien. Komponist, Musikdirektor, Violinist. Erster Violinunterricht bei Josef Raab, dem Konzertmeister der väterlichen Kapelle, Harmonielehre-Ausbildung bei seinem Onkel, dem Tanzkapellmeister und -komponisten M. Strebinger. Wurde nach dem Tod seines Vaters bis zur Auflösung der Kapelle mehrmals als Vorgeiger präsentiert. Fortsetzung des Violinstudiums bei J. Mayseder. Zweites Debüt 1853 an der Spitze eines neugegründeten Orchesters, zugleich Beginn der Komponistenlaufbahn. Wurde von einem Teil der Wiener Presse als Nachfolger seines Vaters und Gegenspieler von J. Strauß Sohn aufgebaut, starb jedoch nach nur zweijähriger Tätigkeit als Musikdirektor.


Werke
Tänze, Märsche und Salonstücke für Orch.
Literatur
M. Schönherr, L., Strauß, Ziehrer. Synoptisches Hb. der Tänze und Märsche 1982; H. Krenn in Flugschriften, Mitt. der Dt. Johann-Strauß-Gesellschaft 18 (1995).

Autor*innen
Thomas Aigner
Gunhild Oberzaucher-Schüller
Letzte inhaltliche Änderung
20.1.2023
Empfohlene Zitierweise
Thomas Aigner/Gunhild Oberzaucher-Schüller, Art. „Lanner, Familie‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 20.1.2023, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x0001d6ef
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.

MEDIEN
Joseph Lanner (Wr. Volkskunst-Almanach 1926, 62)
© Regenterei Kremsmünster
© Regenterei Kremsmünster
Grab von Joseph Lanner am Wiener Zentralfriedhof (Wien XI)© 2021 Monika Kornberger
© 2021 Monika Kornberger
Josef Lanner im Casino Dommayer, Mosaikwandbild (1965, unbezeichnet; Wohnhaus-Wiederaufbaufonds). Jenullgasse 5 / Ecke Penzingerstraße (Wien XIV)© Björn R. Tammen
© Björn R. Tammen
August Joseph Lanner (Wr. Volkskunst-Almanach 1926, 62)
HÖRBEISPIELE

Joseph Lanner, Neue Wiener Ländler, op. 1
© 1992 Studio Weinberg, 4292 Kefermarkt

Joseph Lanner, Hansjörgel-Polka, op. 194
© 1992  Studio Weinberg, 4292 Kefermarkt

DOI
10.1553/0x0001d6ef
GND
Lanner, Joseph: 118569597
OBV
Weiterführende Literatur
GND
Lanner, Katti: 136508715
OBV
Weiterführende Literatur
GND
Lanner, August(in) Joseph: 118569589
OBV
Weiterführende Literatur

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