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Lokomotive (eig. Locomotive)
Maschine zum Ziehen von Lasten (lat. loco movere = vom Ort fort bewegen), in Österreich meist eingeschränkt auf Schienen-gebundene (sog. Eisenbahn) und somit in Gegensatz zu einem lenkbaren Traktor (von lat. trahere = ziehen) verwendet. Die Motoren (lat. = Beweger) können nach verschiedenen Prinzipien arbeiten (Dampfmaschine, Diesel-, Elektromotor). Sofern L.n in natura oder miniaturisiert Beobachtungs- oder Betätigungsobjekte der Musikwissenschaft sind, wird die Zugehörigkeit von deren Fachvertretern auch zur Gattung homo ludens bestätigt. Aber auch für Laien (Dilettant) könnten L.n lehrreich sein. Insbesondere Dampf-L.n eignen sich z. B. zur Beobachtung wichtiger Phänomene der Akustik wie: „weißes Rauschen“ (Klangforschung), Doppler-Effekt (insbesondere beim Passieren in nächster Nähe); anhand von in größerer Distanz von L.n ausgestoßenen Pfiffen für die Einschätzung von Schall-Richtung und -Entfernung usw. In einem von einer L. gezogenen Waggon sind sog. teilnehmende Beobachtungen (Feldforschung, Ethnomusikologie) verschiedenster Art möglich: z. B. zur Völker- und Individualpsychologie, für metrische Momente (Metronom), Fragestellungen à la Quodlibet, körperliche Erfahrung musikalischer Ausdrücke wie accelerando (ital. = allmählich schneller werdend) und ritardando (ital. = Verlangsamung des Tempos), Wahrnehmung komplexer (sog. „unharmonischer“) Geräusche (z. B. Brems-Quietschen), Glissandi usw. Im italienischen Futurismus wurden L.n gar als Musikinstrumente behandelt; in der von Frankreich ausgehenden musique concréte waren sie immerhin beliebte Lieferanten akustischer Ausgangsmaterialien. Geradezu personalisiert aber wird eine L. in E. Kreneks Oper Jonny spielt auf (1927), die daher keineswegs nur als Jazz-Oper zu verstehen ist.
Literatur
G. Stöck/K. Stöck/G. Föllmer (Hg.), Fs. Wolfgang Ruf 2003; Fa. Semmering/Graz/Pauke u. Fa. Klingbahn (Hg.), div. Kundeninfos; eigene Beobachtungen.

Autor*innen
XY
Letzte inhaltliche Änderung
14.3.2004
Empfohlene Zitierweise
XY, Art. „Lokomotive (eig. Locomotive)‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 14.3.2004, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x0003f0d5
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.