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Marcus, Marcus, true Erwin
* 1901-04-1616.4.1901 Wien, † --3.?.4.1956 Montreal/CDN. Dirigent, Komponist, Pädagoge. Der Sohn des aus Galizien stammenden Kassiers und späteren Kaufmanns Moses M. (* 24.12.1874 Zurow/D, † nach 1956 [Ort?]/GB?) besuchte das Staats-Realgymnasium in Wien II und studierte nach der Matura 1920–24 Musikwissenschaft an der Univ. Wien sowie für kurze Zeit auch Jus. Er soll außerdem noch Unterricht bei dem um sechs Jahre älteren Dirigenten Joseph Rosenstock genommen haben, der bis 1920 stellvertretender Leiter des Philharmonischen Chors war. M. war 1920–24 Assistent B. Walters, der diesen Chor leitete. Ab 1920 war er auch als Musiklehrer (u. a. von J. Berg) tätig. Darüber hinaus erhielt M. etwa Mitte der 1920er-Jahre vermutlich privaten Kompositionsunterricht bei E. Kanitz. Er trat am 12.10.1926 aus dem Judentum aus. In der Folge war er Chorleiter verschiedener sozialistischer Chöre (Arbeiter-Musikbewegung), etwa mehrerer Jugendchöre der Sozialistischen Arbeiterjugend oder des 1927 gegründeten Zentralkinderchors des Vereines Freie Schule „Kinderfreunde“, mit dem er im März 1928 mit einem Fr. Schubert-Konzert erstmals an die Öffentlichkeit trat und später auch auf Radio Wien zu hören war. Für diesen Chor schrieb er die Kantate Die Brücke [T: Josef Luitpold Stern], die er am 25.12.1928 im Großen Konzerthaussaal im Rahmen eines Jugendkonzerts der Arbeiter-Sinfoniekonzerte, das live im Rundfunk übertragen wurde, zur UA brachte. Ab 1929 Leiter des Gesangschors der Kaufmännischen Angestellten. Außerdem Leiter von Operngruppen, an denen auch L. Slezak und V. Schwarz teilnahmen sowie um 1932 Zusammenarbeit mit der Opernschule von R. Simons. Für Slezak fungierte er auch als Klavierbegleiter und unternahm mit ihm Anfang 1933 eine Tournee, die ihn u. a. nach Graz und Bregenz führte. M. war Mitglied des Österreichischen Komponistenbundes, bei dessen Konzert am 15.11.1933 das Galimir-Quartett zwei Sätze seines Streichquartetts interpretierte. Im August 1936 musikalischer Leiter des Programms Augustins Märchen von St. Kadmons Kabarett Lieber Augustin. Ende November 1938 Emigration (Exil) nach Shanghai/VRC, wo er am 20.12.1938 ankam. Seinen Lebensunterhalt verdiente er hier als Klavierlehrer. Darüber hinaus trat er in verschiedenen Vereinen bzw. Clubs als Pianist und Klavierbegleiter auf, übernahm Chorleitungen und dirigierte im März eine Carmen-Produktion an der Grand Oper Shanghai und dort im Jänner 1940 ein „Operatic Concert“ mit Musikern des Shanghai Municipal Orchestra. Etwa 1940/41 unterrichtete er in Yong’an/VRC an der Musikfachschule der Provinz Fuijan Musiktheorie und Komposition. Ab August 1948 übernahm er die Kompositionsklasse von Julius Schloß am Konservatorium Shanghai. Im Mai 1949 ging M. nach Montreal, wo er als Klavierlehrer und Chorleiter tätig war. Gelegentlich übernahm er Klavierbegleitungen im Rundfunk. 1955 erhielt er eine Stelle als Klavierlehrer am McGill Conservatory in Montreal. Aus seiner ersten Ehe mit Margaret (Heirat nach 1926, Scheidung) hatte M. Sohn Richard. Dieser emigierte mit seiner Mutter ebenso wie M.s beide jüngeren Schwestern Lucie (* 6.5.1904 Wien) und Edith (* 15.10.1914 Wien) sowie sein Großvater nach Großbritannien. 1955 heiratete M. Lotte Fox (eig. Fuchs).
Werke
Kantate Die Brücke f. dreistimmigen Kinderchor u. kl. Orch. [hs. WStLB]; Streichquartett; Kammermusik (Quartett f. Klar., V., Vc. u. Kl.); Klavierwerke (The Growth of China); Lieder.
Literatur
S. Fetthauer, Musiker und Musikerinnen im Shanghaier Exil 1938–1949, 2021; E. Buxbaum, Transit Shanghai 2008; Orpheus im Exil 1995; P. Helmer, Growin with Canada. The Émigré Tradition in Canadian Music 2009; St. Sompor, Künstler im Exil 2 (1994), 722; J. W. Seidl, Musik und Austromarxismus 1989, 90, 215; Neues Wr. Tagbl. 10.3.1927, 9, 21.8.1936, 28; Arbeiter-Ztg. 28.12.1928, 7, 8.12.1933, 9; Arbeiterwille 27.12.1928, 4; Der Morgen 19.3.1928, 4; Der Abend 27.6.1930, 6; Innsbrucker Nachrichten 31.1.1933, 16; Die Stunde 18.11.1933, 6; Der Tag 2.8.1935, 8; Neues Wr. Abendbl. 19.11.1937, 3; Geburtsbuch der IKG Wien Jänner–Juni 1901, RZ 1024; www.lexm.uni-hamburg.de (8/2022); www.thecanadianencyclopedia.ca (8/2022); www.klangwege.orpheustrust.at (2/2004); Mitt. WStLA (Meldearchiv).

Autor*innen
Monika Kornberger
Letzte inhaltliche Änderung
30.11.2022
Empfohlene Zitierweise
Monika Kornberger, Art. „Marcus, Erwin‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 30.11.2022, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x0001d8aa
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.

MEDIEN
© Richard Marcus
© Richard Marcus

DOI
10.1553/0x0001d8aa
GND
Marcus, Erwin: 104900520
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