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Metternich, Metternich, true Familie
Rheinische Adelsfamilie, seit dem 14. Jh. nachweisbar; 1635 in den Reichsfreiherrenstand, 1679 in den Reichsgrafenstand, 1803 in den Reichsfürstenstand, 1813 in den österreichischen Fürstenstand erhoben; Hauptlinie 1992 im Mannesstamm erloschen. Von Bedeutung für die Musikgeschichte waren:

Clemens Wenzel Lothar: * 15.5.1773 Koblenz/D, † 11.6.1859 Wien. Staatsmann. Der Sohn des kurtrierischen Ministers und späteren kaiserlichen Diplomaten Franz Georg M. (* 9.3.1746 Koblenz, † 11.8.1819 Wien) erhielt eine sorgfältige Erziehung und war 1801–06 Botschafter in Berlin, 1806 in Paris. 1809 wurde er Minister des Äußeren (Nachfolge Johann Philipp Graf Stadion) und 1810–48 Staatskanzler. Den Höhepunkt seiner Karriere stellte der Wiener Kongress 1814/15 dar, in dem er maßgeblich an der Neuordnung Europas nach den Napoleonischen Kriegen beteiligt war („Kutscher Europas“). Die geradezu legendären Feste in seinem Palais am Rennweg (Wien III, heute Italienische Botschaft) trugen wesentlich zum Topos vom „tanzenden“ Kongress bei (ihm wird der Ausspruch, Musik sei „wahres Geplauder“ in den Mund gelegt). Ab 1826 verlor M. zunehmend an Einfluss, bis er, die Zeichen der Zeit beharrlich ignorierend, durch die Ereignisse im März 1848 (Revolution) gezwungen wurde, abzudanken und nach England zu fliehen (sein Palais wurde von den Revolutionären 1848 geplündert). 1851 kehrte M. nach Wien zurück. Sein Sohn

Richard Clemens: * 7.1.1829 Wien, † 1.3.1895 Wien. Diplomat. Seit 1855 im diplomatischen Dienst, zählten er und seine Frau Pauline 1859–70 als Botschafter in Paris zum gesellschaftlichen Mittelpunkt des Hofes Napoleons III. Er war ein ausgezeichneter Pianist und ab 1885 Präsident der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien. 1860 erschienen Felsenlieder von R. C. M. bei Spina in Wien. Seine Frau

Pauline, geb. Sándor (gleichzeitig seine Nichte bzw. die Enkelin des Staatskanzlers): * 25.2.1836 Wien, † 18.9.1921 Wien. Sie spielte sowohl in Dresden, als auch v. a. in Paris und ab 1870 in Wien eine wichtige gesellschaftliche Rolle (hielt einen künstlerisch-musikalischen Salon, Freundschaft mit F. Liszt und Rich. Wagner). P. M. war nicht nur aufgrund ihrer pointierten Aussagen bald legendär, sondern auch wegen ihres karitativen und kulturellen Engagements (u. a. Initiative und Patronanz der Internationalen Ausstellung für Musik und Theaterwesen Wien 1892).


Schriften
Geschehenes, Gesehenes, Erlebtes 1920 [Memoiren].


Franz Albrecht M.-Sándor (eig. Prinz von Ratibor und Corvey, 1926 adoptiert): * 23.10.1920 Groß Rauden (Rudy/PL), † 25.6.2009 Cetona/I. Gutsbesitzer (Grafenegg/NÖ, Neuaigen/NÖ, Aspern/NÖ [heute Wien XXII], und Corvey/D). Machte 1971 seinen Hauptwohnsitz Grafenegg zu einem kulturellen Zentrum der Region (Konzerte, Ausstellungen, Grafenegger Advent, Woche der romantischen Musik). Kulturelle Aktivitäten werden derzeit (2019) von seinem Sohn Tassilo (* 23.10.1965 Wien), dem heutigen Besitzer der Schlossanlage, gemanagt.


Literatur
Czeike 4 (1995); ÖL 1995; MGÖ 2 u. 3 (1995); Wurzbach 18 (1868); NDB 17 (1994); DBE 7 (1998); https://de.wikipedia.org (12/2019).

Autor*innen
Elisabeth Th. Hilscher
Letzte inhaltliche Änderung
19.12.2019
Empfohlene Zitierweise
Elisabeth Th. Hilscher, Art. „Metternich, Familie‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 19.12.2019, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x0001d97b
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.

MEDIEN
Clemens Wenzel Lothar Metternich© Bildarchiv Austria, ÖNB
Pauline und Richard Clemens Metternich, um 1860© Bildarchiv Austria, ÖNB
Dt. Musik-Ztg. 13.3.1877, [1]
			© ANNO/ÖNB

DOI
10.1553/0x0001d97b
GND
Metternich, Clemens Wenzel Lothar: 118581465
OBV
Weiterführende Literatur
GND
Metternich, Richard Clemens: 117576980
OBV
Weiterführende Literatur
GND
Metternich, Pauline,: 118581481
OBV
Weiterführende Literatur
GND
Metternich, Franz Albrecht: 119520265
OBV
Weiterführende Literatur

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