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Musikzeitschriften
Periodisch erscheinende Druckschriften zur Musik. Solche kamen in Österreich erst im Zuge der Aufklärung, u. zw. deutlich später als zu Themen wie Mode oder Theater (die zwar fallweise ebenfalls auf Musik Bezug nahmen, hier aber nicht vollständig aufgezählt werden können) auf. J. Fr. Daubes Der musikalische Dilettante (Wien 1770, 1771 u. 1773) erschien zwar in wöchentlichen Folgen, stellte jedoch nur eine spezielle Erscheinungsweise für ein Lehrbuch für Komposition und Generalbass dar. Näher an M. waren die Musikalischen Monatsstücke (Wien 1783) und eine Musikalische Laune (Wien 1789), die jedoch nur kurze Lebensdauer aufwiesen; eine 1785 von Torricella angekündigte Musikalische Monatsschrift dürfte nicht erschienen sein. Daher kann F. X. Glöggls Musikalischer Wochenschrift (Linz 1803, nach einer nicht realisierten Ankündigung von 1797), die E. Hanslick als „Ahnfrau dieses Geschlechts in Österreich“ bezeichnete, Priorität nur für die „Provinz“ (d. i. außerhalb Wiens) zugesprochen werden, doch brachte auch sie es nur auf 4 Hefte. In Wien folgten das Wiener Journal für das Theater, Musik und Mode (Wien: Anton Doll 1806), die von A. Bäuerle begründete Wiener Theaterzeitung (Zeitung für Theater, Musik und Poesie, Wien/Triest: Geistinger u. a. 1806–60), die von I. F. Castelli redigierte Thalia (Ein Abendblatt, den Freunden der dramatischen Muse geweiht, 1810–12), die Wiener Zeitschrift für Kunst, Literatur, Theater und Mode (1816–48). Ein musikalisches Blättchen zur Zeit für Alle die nicht musikalisch sind, das Glöggl 1810 herausbrachte, war ebenso wenig eine Zeitschrift, wie seine 3 Nummern Musicalische Notizen, die durch ihn selbst von April 1812 bis Ende März 1813 in der Musicalischen Zeitung für die österreichischen Staaten weiter geführt wurden (eher eine Art Lexikon). Dieses sein Anliegen schien sich bereits im Jänner dieses Jahres durch die Wiener Allgemeine musikalische Zeitung (hg. v. Ignaz Franz R. v. Schönholz) erledigt zu haben, doch kam auch sie über den ersten Jahrgang nicht hinaus.

Die Allgemeine musikalische Zeitung mit besonderer Rücksicht auf den österreichischen Kaiserstaat, zunächst von I. v. Mosel, später von I. und J. v. Seyfried und F. A. Kanne redigiert, erschien immerhin 1817–24, konnte sich jedoch gegenüber ihrem deutschen Vorbild (Allgemeine Musikalische Zeitung, Leipzig 1798–1818), obwohl diese in Österreich nicht sehr verbreitet war, nicht wirklich durchsetzen. Als Nachfolger kann die erst nach vielen Jahren von Aug. Schmidt herausgegebene Allgemeine Wiener Musik-Zeitung (1841–48, ab 1847 hg. v. F. Luib) bezeichnet werden, bei der auch A. A. Fuchs mitarbeitete. Verschiedenen Bereichen widmete sich die von Johann Schickh herausgegebene Wiener Zeitschrift für Kunst, Literatur, Theater und Mode (1816–48). Parallel dazu berichteten auch Tageszeitungen wie Der Sammler (1809–46) oder Der Wanderer (1809, 1814–73) über musikalische Ereignisse.

Der 1829/30 erscheinende Monatsbericht der Gesellschaft der Musikfreunde des oesterreichischen Kaiserstaates (Verlag von T. Haslinger) war als M. gedacht. Über mehrere Jahre erschien der Allgemeine musikalische Anzeiger (1829–40, redigiert von I. F. Castelli). An weiteren, teils kurzlebigen Zeitchriften, die sich auch der Musik widmeten, seien die Mittheilungen aus Wien. Zeitgemälde des Neuesten und Wissenswürdigsten aus dem Gebiete der Künste (1832–37, hg. v. Franz Pietznigg) und der Allgemeine Musikalische Anzeiger. Zweiter Cyclus (1848) genannt. Erst vier Jahre nach der Revolution gründete F. Glöggl die Neue Wiener Musikzeitung (1852–60). Daneben gab ab 1853 Josef Klemm Recensionen und allgemeine Bemerkungen über Theater und Musik heraus, die ab 1854 Monatsschrift für Theater und Musik und 1858–65 wieder Recensionen hießen (red. v. Georg Fürst Czartoryski). 1855–68 gab L. A. Zellner die Blätter für Musik, Theater und Kunst heraus, die von C. M. Ziehrer bis 1874 als Deutsche Musikzeitung, 1875–80 als Ziehrers deutsche Kunst- und Musikzeitung (hg. v. Carl Krause, später Johann Kiebeck) und 1881–1902 als Deutsche Kunst- und Musikzeitung fortgeführt wurden.

Ab 1855 entstanden mehrere, teils sehr kurzlebige Zeitungen sowie auch Theater-Zeitschriften mit Musikberichterstattung: Oesterreichische Theater-Kronik. Zentral-Organ für dramatische Kunst, Literatur, Musik und Theaterverkehr (1855), Musikalisches Gedenkbuch (hg. v. C. Santner, Wien-Leipzig 1856), Der Zwischen-Akt. Organ für Theater, Kunst und Musik (1858–71, Red. Johann Baptist Wallishausser), Oesterreichische Signale für Theater, Kunst und Literatur (1860–68, Redaktion K. J. Kinderfreund), Aesthetische Rundschau. Wochenschrift (1866/67, hg. v. A. v. Czeke), Illustriertes Musik- und Theater-Journal (1875–77, Red. Otto Reinsdorf), Neue Wiener Theater-Signale. Organ für Theater, Kunst, Musik und Literatur (1876), Oesterreichische Musik-Zeitung. Organ für Theater, Kunst und Musik (Wien 1877), Freya. Wiener Damenzeitung für Unterhaltung, Musik, Theater und Mode (1877), Musik-, Theater- und Literatur-Journal (1877–79). S. Bagge musste seinen Versuch einer Deutschen Musikzeitung (1860–62) bald einstellen, er wechselte zur Leipziger allgemeinen musikalischen Zeitung.

Im Zuge der Gründung von Gesangvereinen und Liedertafeln (Männergesang) entstanden spezielle Zeitschriften für Männerchor- und Chorgesang, wie etwa Die Liedgenossen (Wien 1861–65) oder die Zeitschrift für die musikalische Welt mit der Beilage Sängerhalle (hg. v. Karl von Klézar), ab 1882 als Die Lyra. Wiener allgemeine Zeitschrift für die literarische und musikalische Welt mit den Beilagen Sängerhalle, Liederalbum und Literatur-Zeitung (Wien 1878–1909, Klézar gem. m. Anton August Naff) und von da an gemeinsam mit der Deutschen Sängerbundes-Zeitung (Leipzig). Als M. bestimmter Fach- und Interessensgebiete erschienen die Zeitschrift für katholische Kirchenmusik (hg. v. J. E. Habert, 1868) und die Zeitschrift für katholische Kirchenmusik. Organ des Oberösterreichischen Diözesan-Cäcilienvereins (1877). Speziell für die Musik Rich. Wagners trat die von E. Kastner herausgegebene Zeitschrift Parsifal. Organ zum Zwecke der Erreichung der Richard Wagnerschen Kunst-Ideale (1884/85) ein.

Auch in den Folgejahren waren die M. durchwegs kurzlebig: Correspondenz Lewy. Organ der Theater- und Concertagentur (1878–1904, hg. v. G. Lewy), Wiener Signale. Wochenschrift für Theater und Musik (1878–86, hg. v. Ignaz Kugel), Neue Wiener Zeitschrift für Musik (1879/80, hg. v. A. Bösendorfers Musikalienhandlung), Wiener musikalische Zeitung (1885–87, dann bis 1890 als Wiener musikalische Chronik), Musikalische Rundschau. Organ für Musiker, Musik und Kunstfreunde (1886–90 hg. v. Julius Engelmann, ab 1890 Josef Graf), die ab 1891 mit der Neuen Wiener Musikzeitung zur Musikalischen Rundschau, neue Musikzeitung und Blätter für Kirchenmusik vereinigt wurde und 1892–1909 als Neue musikalische Presse herauskam; die Oesterreichische Musik- und Theaterzeitung. Zs. für Musik und Theater (1888–1905), Österreichische Musik- und Theaterzeitung (1889–96, hg. v. Gustav Kühne, später von Brzetislav Lvovsky), Allgemeine Wiener Theater-Zeitung. Wochenschrift für Theater, Musik und Kunst (1890). Im Rückblick auf das 19. Jh. kann also gesagt werden: Die Redakteure sind heute (2004) oftmals kaum mehr bekannt, als mögliche Wurzeln der modernen Musikwissenschaft konnten die M. in Österreich schon wegen fehlender Nachhaltigkeit nicht zum Tragen kommen.

Auch im neuen Jh. nur vorübergehend erschienen: Wochenschrift für Kunst und Musik (1902–05, hg. v. Albert Dub), Wiener Signale für die musikalische Welt (1905/06, red. v. O. Keller), Musikliterarische Blätter (1904–07, hg. v. J. P. Pazdirek, 1908 fortgesetzt als Wiener Zeitschrift für Musik, ab 1911 als Wiener Konzertschau, hg. v. H. Knepler und Leopold Thoma), Ton und Wort. Zeitschrift für Musik und Literatur, Pflege der zeitgenössischen Musik (1910–12, seit März 1911 offizielles Organ der Mozartgemeinde Salzburg), Wiener Konzertschau (1911/12), Beilage Modernes Musikleben zur Musikpädagogische[n] Zeitschrift (1911–27); Pult und Taktstock (1924–37), Schrifttanz (1928–31).

Es ist, als ob auch in dieser Hinsicht die beiden Weltkriege gewisse Zäsuren darstellten: erst nach dem Ersten haben auch hierzulande M. größere Bedeutung erlangt, sowohl für den innermusikalischen Diskurs als auch durch nachhaltige Wirkung: Der Merker (1909–22), Musica divina (1913–38), Musikblätter des Anbruch (1919–37), 23. Eine Wiener Musikzeitschrift (1932–37, hg. v. Willi Reich). Die beiden nach dem Zweiten (1946) gegründeten erscheinen noch heute: die Österreichische Musikzeitschrift (P. Lafite) und die von der AGMÖ unterstützte und schließlich ganz übernommene Musikerziehung.


Literatur
I. Fellinger, Verzeichnis der M. des 19. Jh.s 1968; Th. Haas in Merker 10/20 (1919) u. 10/21 (1919); D. Lindner in ÖMZ 10 (1955); MGG 9 (1998); H. W. Lang in H. Zeman (Hg.), Die österr. Literatur. Ihr Profil an der Wende vom 18. zum 19. Jh. In Arbeit 1979; R. Flotzinger in MusAu 21 (2002); C. Höslinger, Musik-Index zur ‚Wiener Zs. für Kunst, Literatur, Theater und Mode‘, 1816–1848, 1980; W. Freystätter, Die musikal. Zss. seit ihrer Entstehung bis zur Gegenwart 1884; F. Hadamowsky in Das Antiquariat 8 (1952); R. Raue, Untersuchungen zur Typologie der Musik-Zss. im 19. Jh. 1993; J. Deaville/V. J. Sing (Hg.), Allgemeine Wr. Musik-Ztg., Reprint 1990; B. J. Sing (Hg.), Dt. Musik-Ztg., Reprint 1990.

Autor*innen
Andrea Harrandt
Rudolf Flotzinger
Letzte inhaltliche Änderung
16.9.2013
Empfohlene Zitierweise
Andrea Harrandt/Rudolf Flotzinger, Art. „Musikzeitschriften‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 16.9.2013, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x0001dab0
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DOI
10.1553/0x0001dab0
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