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Oberkrainer-Stil
Eine zwischen 1953/55 vom Brüderpaar S. und V. Avsenik mit ihrer Gruppe Slavko Avsenik und seine Original Oberkrainer neu entwickelte Interpretationsform für Polka, Walzer und Marsch im Bereich der volkstümlichen Musik. Durch eine neuartige Instrumentalbesetzung – bestehend aus Trompete, Klarinette, Akkordeon, Gitarre und Bariton („O.-Besetzung“) – und dem unverwechselbaren spezifischen Einsatz der Instrumente wurde ein noch nie da gewesener Klangtypus (O.-Sound) kreiert. Charakteristisch ist ein sehr exaktes Spiel der Musiker, die mit Jazz und klassischer Musik vertraut waren, und Freiheiten der einzelnen Instrumente – wobei z. B. auch das Bariton (vorher ausschließlich als Rhythmusinstrument eingesetzt) Melodiepassagen übernehmen kann. Als melodietragende Instrumente fungieren aber hauptsächlich die Trompete und Klarinette und für den Rhythmus sind das Bariton und die Gitarre zuständig. Letztere wird geschlagen, was bis dahin in der volkstümlichen Musik unüblich war, aber den Stil wesentlich mitgeprägt hat und gleichzeitig das Image des Modernen brachte (weil Schlaggitarre in den internationalen Tanzmusikensembles Verwendung fand). Das Akkordeon kann sowohl melodische als auch rhythmische Funktion übernehmen und somit als Begleitinstrument fungieren. Hierbei ist die neue dynamische Akkordeon-Begleittechnik (weitere Unterteilung der bis dahin üblichen Nachschlagnoten auf der Diskantseite) hervorzuheben, die einen wesentlichen Bestandteil des Sounds der O. bildet.

Anfänglich beschränkten sich die Eigenkompositionen auf instrumentale Stücke, die im Gegensatz zur alpenländischen Musik keine Jodler enthielten. Mit der späteren Einführung eines Gesangsduos neigt die Musik zum deutschen Schlager. Die enorme Popularität der O., ihrer Eigenkompositionen und ihres Musikstiles führte zu einer unüberschaubaren Nachahmung und Verbreitung in der 2. Hälfte des 20. Jh.s in der volkstümlichen Musik.


Literatur
H. Reitmann, Slavko Avsenik und seine Original O. Ein Beitrag zur Stilanalyse der volkstümlichen Unterhaltungsmusik, Dipl.arb. Wien 1990; E. Schusser, Slavko Avsenik und seine Original O. Ein neuer Klang aus Slowenien, hg. vom Volksmusikarchiv des Bezirks Oberbayern 1996; eigene Recherchen.

Autor*innen
Sonja Oswald
Letzte inhaltliche Änderung
30.6.2004
Empfohlene Zitierweise
Sonja Oswald, Art. „Oberkrainer-Stil‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 30.6.2004, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x0001db8c
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.