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Ossiach
Fremdenverkehrsort um das ehemalige Benediktinerkloster am Südufer des gleichnamigen Sees in Kärnten. Dieses war vom bairischen Grafen Ozi gestiftet (der Name O. leitet sich jedoch von slov. Osoje = Bewohner der Schattseite her) und wahrscheinlich von Niederaltaich/Bayern aus besiedelt, 1028 von Ozis Sohn, Patriarch Poppo v. Aquileia, zu seinem Eigenkloster gemacht und – entgegen der bekannten Karolingischen Grenzziehung zwischen dem Erzbistum Salzburg und dem Patriarchat – Letzterem unterstellt. Es war durchaus ausreichend dotiert. 1192 kamen die Babenberger in Besitz der Vogteirechte, nach 1246 die Habsburger. 1401 erhielt Abt Ulrich I. (1392–1407) die Pontifikalien und sind die Ansprüche Aquileias erloschen. Vorübergehend bestand im 15. Jh. auch ein Frauenkloster, u. zw. bis 1484, als O. vollständig abbrannte. Bereits im 16. Jh. entstand die Sage, dass der ehemalige Polenkönig Boleslav II. hier 1089 als Büßer gestorben sei (angebliches Grabmal aus einem römischen Grabstein). 1541 ist erstmals von der zweifellos schon länger bestehenden Stiftsschule die Rede, wenig später von wertvollen Handschriften und Büchern sowie der Erneuerung der Orgel. 1672 wurde das Kloster vorübergehend nach Wernberg/K verlegt, 1689 jedoch eine Tausendjahrfeier (!) wieder in O. feierlich begangen. In Hinblick auf nunmehr gesteigerte Ansprüche in der Figuralmusik hat man jedenfalls die unter Abt Edmund Ibelbacher (1682–1725, aus St. Paul) im frühen 18. Jh. vielleicht von Franz Knoller aus St. Veit errichtete prachtvolle Orgel zu sehen. Auf Salzburger Muster gehen wohl die zu seiner Zeit stattgefundenen Theateraufführungen zurück. Unter Ibelbachers Nachfolger, dem Barockdichter Virgil Gleissenberger (1725–37), wurde O. das bedeutendste Kloster Kärntens. Dessen Nachfolger, Abt Hermann Ludinger (1737–53), gelang noch die Barockisierung der Stiftskirche (s. Abb.), doch 1783 wurde das Stift im Zuge des Josephinismus aufgehoben. Dabei wurden v. a. viele Archivalien verstreut oder gingen verloren. Die naheliegenderweise vorwiegend jüngeren Bücher kamen an die Studien- (heute: Univ.s-)bibliothek Klagenfurt. Näheres über die Musikgeschichte des Stiftes O. ist (2004) nicht erarbeitet. Dessen ehemalige Räumlichkeiten, mehrmals als Kaserne, Gestüt oder gar nicht genutzt, waren 1924–27 an Chorherren von Neustift vermietet und gelangten 1946 in den Besitz der österreichischen Bundesforste. Seit 1969 sind sie, schrittweise vor dem Verfall gerettet und restauriert, ein wesentlicher Austragungsort des Carinthischen Sommers (s. Abb.). Nach einer umfassenden Renovierung des Stifts ist es seit 2009 auch Sitz der Carinthischen Musikakademie (CMA) mit Proberäumen und einem großen Konzertsaal.
Literatur
S. Hartwagner, O. Kirche und Stift. 1977; W. Oward in Carinthia I/153 (1963); S. Laschitzer in Carinthia I/73 (1883); https://musica-viva.de/domizile/stift-ossiach/ (8/2022).

Autor*innen
RF
Letzte inhaltliche Änderung
22.8.2022
Empfohlene Zitierweise
Rudolf Flotzinger, Art. „Ossiach‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 22.8.2022, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x0001dc06
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.

MEDIEN
Stiftskirche© 2020 Hermann Zwanzger
© 2020 Hermann Zwanzger
Gedenktafel Stiftskirche© 2020 Hermann Zwanzger
© 2020 Hermann Zwanzger

DOI
10.1553/0x0001dc06
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