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Raimundtheater
Wiener Vorstadttheater (Wien VI, Wallgasse 18–20). 1892 wurde der R.-Verein gegründet mit dem Ziel, ein Theater für breitere Publikumsschichten in F. Raimunds Geburtsbezirk zu errichten. 1893 wurde das R. als erstes Asphaleia-Theater Wiens (ersetzte Holz als Baustoff durch Eisen und garantierte größte Sicherheit und beste Akustik) im historistischen Stil erbaut und A. Müller-Guttenbrunn als verantwortlicher Direktor bestellt (s. Abb.). Der Hauptvorhang von Julius Schmid stellt „Raimund umgeben von Motiven aus seinen Stücken“ dar.

Der Eröffnung am 28.11.1893 mit L. v. Beethovens Weihe des Hauses und Raimunds Gefesselter Phantasie (M: W. Müller) folgten klassische Volksstücke und Gegenwartsdramen, was zum Namen Mariahilfer Burgtheater führte. Nach der Entlassung Müller-Guttenbrunns 1896 folgte bis 1907 Johann Ernst Josef Gettke (s. Abb.), der mit einem neuen Ensemble ab 1901 auch Operetten spielte (u. a. UA des Kellermeisters von C. M. Ziehrer 1901) und Gastspiele mit Adele Sandrock und Eleonora Duse veranstaltete. Siegmund Lautenberg und Karl Rosenbaum (1907/08) änderten die Statuten hinsichtlich des Repertoires, sodass nun auch „gute Stücke fremden Ursprungs und Werke der Tonkunst“ aufgeführt werden konnten. 1908–20 spielten W. Karczag und (bis 1910) Karl Wallner Opern, Operetten (1908 Zigeunerbaron von Joh. Strauß Sohn, 1910 UA Glücksmädel und 1911 UA Die eiserne Jungfrau von R. Stolz, der auch als Kapellmeister engagiert war, sowie Werke von L. Ascher, E. Eysler, L. Fall, B. Granichstaedten, E. Kálmán und F. Lehár) und Volksstücke. 1909 gastierte A. Girardi. 1916 wurde das Dreimäderlhaus von H. Berté uraufgeführt, das bis 1927 über 1200 Aufführungen erlebte.

1921–32 spielte Rudolf Beer v. a. Sprechstücke mit geringem Erfolg, zwischendurch (1926/27) produzierte H. Marischka Operetten. Nach wenig erfolgreichen Jahren musste das Theater 1938 geschlossen werden. Die Deutsche Arbeitsfront übernahm schließlich das R., Intendant Willy Seidl eröffnete am 16.11.1938 mit K. Millöckers Bettelstudent. 1944 wurde das R. geschlossen.

Da das Haus im Krieg nicht beschädigt wurde, konnte F. Imhoff am 28.4.1945 mit dem Dreimäderlhaus eröffnen, 1947 wurde das Singspiel Sissy von F. Kreisler uraufgeführt. 1948 übernahm R. Marik das R. für fast 30 Jahre und machte es zu einer führenden Operettenbühne (Eröffnung am 1.9.1948 mit Die Perle von Tokay von F. Raymond). Marik engagierte die Stars seiner Zeit (J. Kiepura und M. Eggerth für Zarewitsch 1954, Zarah Leander und H. Rosvaenge), förderte junge Sänger wie P. Minich und H. Serafin, hatte Erfolg mit prominent besetzten Operettenproduktionen (M. Rökk, J. Heesters) oder Gastspielen (z. B. Charly Rivel). 1976 übernahm der bisherige Kapellmeister H. Mogg das Theater und leitete es bis 1983 mit mäßigem Erfolg, 1984 folgte noch kurz Kurt Huemer. Der schlechte Bauzustand des Theaters und technische Unzulänglichkeiten führten zu einer Renovierung durch die Stadt Wien, 1985 wurde das R. wieder eröffnet. Seit 1987 gehört es zur Vereinigte Bühnen Wien Ges.m.b.H. und dient ausschließlich als Musicalbühne (u. a. Jesus Christ Superstar, A Chorus Line, Phantom der Oper, Der Kuss der Spinnenfrau, Elisabeth).


Literatur
Czeike 4 (2004); E. Breslmayer, Die Gesch. des Wr. R., Diss. Wien 1975; M. Kinz, R. 1985; Wr. Theaterbetriebsges.m.b.H. (Hg.), 70 Jahre R. [1963]; ÖL 1995; www.musicalvienna.at (1/2005).

Autor*innen
Andrea Harrandt
Letzte inhaltliche Änderung
8.11.2022
Empfohlene Zitierweise
Andrea Harrandt, Art. „Raimundtheater‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 8.11.2022, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x00075a8f
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.

MEDIEN
Direktion des Raimundtheaters (Wiener Bilder, 26.1.1896, 10)© ANNO/ÖNB
Direktor Ernst Gettke (Wiener Bilder, 6.9.1896, 6 [„Aus meiner Sommerfrische“])© ANNO/ÖNB

DOI
10.1553/0x00075a8f
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