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Ronacher, Etablissement
Wiener Unterhaltungstheater (Wien I, Seilerstätte 9). 1871 beschlossen H. Laube und Max Friedländer, ein bürgerliches Theater zu gründen, das schließlich 1871/72 von F. Fellner und H. Helmer als „Wiener Stadttheater“ erbaut wurde. 1882 wurde es durch Brand zerstört, 1886 kaufte Anton Ronacher (* 17.1.1841 Dellach im Gailtal/K, † 24.6.1892 Wien, 1877–86 Besitzer des „Dritten Kaffeehauses“ im Prater) die Ruine, deren Außenfassade beibehalten wurde. F. Fellner jun. gestaltete das luxuriöse Innere, am 21.4.1888 wurde das erste Varietétheater Wiens mit elektrischer Beleuchtung eröffnet. Hinter der Bühne befanden sich ein Ballsaal für 1200 Personen, ein Kaffeehaus und ein Hotel. Nach Ronachers Abgang nach Berlin 1890 leitete 1891–1907 Ludwig Moritz Waldmann die Produktionen mit Varieté, Theater- und Operettengastspielen. 1892 gastierten A. Girardi und Helene Odilon, es folgten Adele Sandrock, Katharina Schratt und Rosa (Albach-)Retty. Durch einen neuerlichen Umbau (Fellner und Helmer) 1906 erfolgte die Rückführung zu einem Theater, in dem ab 1909 u. a. folgende Direktoren wirkten: G. Steiner (1909–12), der 1910 Venus im Grünen von O. Straus uraufführte, sein Sohn M. Steiner (1912), bei dem 1915 H. Leopoldi als Gesangshumorist debütierte, O. Straus (1916/17) und A. Grünfeld (1927).

Die infolge der Konkurrenz durch den Film ausgelöste Krise führte 1927 zu einer dreijährigen Schließung. 1930 übernahm der ehemalige Schwergewichtsmeister Bernhard Labriola (1880–1960) die Direktion bis 1933 und 1938–44. Der Hoteltrakt wurde an die RAVAG vermietet. Das R. erlebte mit Auftritten von Charlie Rivel und Josephine Baker eine neue Glanzzeit. 1931 debütierte M. Rökk, 1933 gastierte die Mistinguette, 1933/34 L. Slezak und A. Piccaver. Ab 1938 dominierte das klassische Varieté mit Akrobaten, Clowns und Gesangsnummern.

1945–55 diente das R. als Ausweichspielstätte des Burgtheaters, mit der neuerlichen Übernahme durch Labriola wurde der Varietébetrieb wieder aufgenommen. Durch die Konkurrenz des Fernsehens verlor das R. endgültig sein Publikum. 1960–76 diente das R. dem ORF als Studiobühne für Produktionen mit Publikum. Nach heftigen Diskussionen über Abbruch oder Neubau wird das R. seit der Eröffnung 1986 (mit Cagliostro in Wien von J. Strauß Sohn) wieder bespielt. 1987 von den Vereinigten Bühnen Wien übernommen (u. a. mit Cats), wurde es nach einer neuerlichen Renovierung 1993 mit einem Konzert der Wiener Philharmoniker wieder eröffnet. Seit 1997 dient es v. a. als Gastspielhaus für internationale Tourneeproduktionen.


Literatur
Czeike 4 (2004); H. Ihlau, Das R. als Varietétheater 1978; L. E. Seelig, R. Die Gesch. eines Hauses 1986; G. Eberstaller, R. Ein Theater in seiner Zeit 1993; B. F. Sinhuber, Zu Gast im alten Wien 1989; ÖBL 9 (1988); www.musicalvienna.at (1/2005).

Autor*innen
Andrea Harrandt
Letzte inhaltliche Änderung
15.5.2005
Empfohlene Zitierweise
Andrea Harrandt, Art. „Ronacher, Etablissement‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 15.5.2005, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x00075a41
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.


DOI
10.1553/0x00075a41
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