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Rosé Rosé Eduard: (eig. Rosenblum), Familie
Eduard: * 1859-03-2929.3.1859 Jassy/Fürstentum Moldau (Iaşi/RO), † 1943-01-2424.1.1943 KZ Theresienstadt/Böhmen (Terezín/CZ). Violoncellist. Studierte 1876–79 Violoncello am Konservatorium der GdMin Wien bei K. Udel und Reinhold Hummer, Chemiestudium an der Univ. Wien, Vorlesungen bei A. Bruckner und E. Hanslick. Gründete 1882 mit seinem Bruder Arnold das R.-Quartett (J. Egghard [V. 2], Anton Loh [Va.]), 1. Auftritt 1883. Solocellist an der Budapester Oper, zu Beginn der 1890er Jahren beim Boston Symphony Orchestra. 1900–26 Solocellist des Hoftheaters und der Hofkapelle in Weimar/D, daneben in Bayreuth/D und 1904–14 am Prinzregententheater in München tätig. Ab 1927 lebte er in Berlin. War mit einer Schwester von G. Mahler, Emma (1875–1933), verheiratet.

Sein Bruder

Arnold Josef: * 24.10.1863 Jassy, † 25.8.1946 London. Violinist. Studierte 1873–77 Violine bei K. Heißler am Konservatorium der GdM in Wien, Konzertreisen nach Deutschland (Debüt 1879 mit dem Gewandhausorchester in Leipzig) und Paris; 1881–1938 Konzertmeister des Wiener Hofopernorchesters und Mitglied der Wiener Philharmoniker, 1888–96 wiederholt Konzertmeister der Bayreuther Festspiele; ab 1894 Exspektant, ab 1903 Mitglied der Wiener Hofmusikkapelle. Unterrichtete 1893–1901 am Konservatorium der GdM und 1908–29 an der Wiener MAkad. Er unternahm mit dem R.-Quartett (1884: A. R. [V. 1], A. Loh [V. 2], A. Bachrich [Va.], R. Hummer [Vc.]; 1905–20: A. R. [V. 1], Paul Fischer [V. 2], Anton Ruzitska [Va.], F. Buxbaum [Vc.], ab 1921 A. Walter, s. Abb.) zahlreiche Tourneen und setzte sich neben dem klassischen Repertoire insbesondere für zeitgenössische Komponisten ein (J. Brahms, E. W. Korngold, Fr. Schmidt, A. Schönberg [UA der Verklärten Nacht 1902 und der ersten beiden Streichquartette 1907 und 1908], A. v. Webern). Er war (ab 1902) ebenfalls mit einer Schwester Mahlers, Justine (1868–1938), verheiratet. 1939 emigrierte (Exil) er nach London, wo er an der Austrian Academy mitarbeitete, letzter Auftritt 1945. A. R. war sowohl als Kammermusiker als auch als Orchesterleiter und Violinpädagoge eine Ausnahmeerscheinung. Max Reger widmete ihm seine Suite im alten Stil op. 93. Ein weiterer Bruder, Berthold R. (1870–1925) war als Charakterkomiker u. a. in Wiesbaden/D, Berlin und Riga tätig.


Gedenkstätten
Gedenktafel Pyrkergasse 23 (Wien XIX); Grab ehrenhalber am Friedhof Grinzing (Wien XIX).
Ehrungen
Franz-Josefs-Orden; Goldene königlich bayerische Ludwigs-Medaille für Wissenschaft und Kunst 1889; Kriegskreuz für Zivilverdienste 2. Klasse 1917; Hofrat; Bürger der Stadt Wien 1923; Österr. Ehrenkreuz f. Kunst und Wissenschaft 1. Klasse 1935.
Werke
(Hg.): J. S. Bach, Violinsonaten, L. v. Beethoven, Streichquartette op. 18 u. Violinsonaten, F. Smetana, Streichquartett Aus meinem Leben.


Arnold Sohn

Alfred: * 11.12.1902 Wien, † 7.5.1975 London, Ontario/CDN. Pianist, Dirigent, Komponist. Studierte Klavier bei R. Robert sowie Komposition bei Schönberg, Fr. Schmidt und K. Weigl. 1922–27 Korrepetitor und Dirigent am Wiener Burgtheater und an der Staatsoper; begleitete als Pianist das R.-Quartett. 1923/24 Musikdirektor des Max Reinhardt-Theaters und des Calderon-Festivals des Burgtheaters. Nach Aufenthalt in Berlin wieder in Wien, hier Dirigent an der Volksoper und 1932–38 Lehrer am Volkskonservatorium. 1938 Emigration in die USA, bis 1948 Klavier- und Musiktheorielehrer in Cincinnati, 1948–73 an der Univ. of Western Ontario, ab 1950 Organist und Chorleiter der St. Martins Church. R. war auch als Musiktherapeut am Westminster Hospital und am London (Ontario) Psychiatric Hospital tätig.


Werke
zahlreiche Lieder; Klaviersonate 1936, Triptychon f. großes Orch. 1937, Adagio f. Vc. u. Orch. 1941.


Arnolds Tochter

Alma Maria (verh. Příhoda-R., später van Leeuven Boomkamp): * 3.11.1906 Wien, † 4.(?)4.1944 KZ Auschwitz/Galizien (Oświęcim/PL). Violinistin. Unterricht bei ihrem Vater. Debüt 1922 in Bad Ischl, erstes großes Konzert 1926 im Wiener Musikverein mit Mitgliedern des Wiener Staatsopernorchesters unter der Leitung ihres Vaters; 1930–35 mit dem Violinisten V. Příhoda verheiratet. 1935–38 Konzertreisen in ganz Europa als Leiterin der von ihr gegründeten 12-köpfigen Damenkapelle Wiener Walzermädeln, mit der sie im September 1933 im Varieté Renz debütierte. 1939 emigrierte sie nach London, 1940 ging sie in die Niederlande, wo sie mit Géza Frid illegale Konzerte gab und mit August van Leeuwen Boomkamp eine Scheinehe einging. 1942 floh sie nach Frankreich, wo sie verhaftet und im Lager Drancy/F interniert wurde; 1943 Deportation nach Auschwitz, Leitung der Frauenkapelle im Frauenlager Auschwitz-Birkenau. Sie starb unter ungeklärten Umständen (Vergiftung).


Gedenkstätten
A.-R.-Gasse (Wien X); A.-R.-Park (Wien XXII); A. R. Institut für Streichinstrumente, Gitarre und Harfe in der Musikpädagogik an der MUniv. Wien (seit 2024).
Literatur
NGroveD 21 (2001); ÖBL 9 (1988); DBEM 2003; Czeike 4 (1995) [Arn. R.]; Ackerl/Weissensteiner 1992 [Arn. R.]; ÖL 1995 [Arn. R.; Foto]; MGG 11 (1963) u. 16 (1979); Riemann 1961 u. 1975; Orpheus im Exil 1995 [Arn. u. Al. R.]; J. Korngold, Das R.-Quartett 1933; InterpretenL 1992; C. Ottner in C. Ottner (Hg.), [Kgr.-Ber.] Kammermusik zwischen den Weltkriegen. Wien 1994, 1995 [Arn. R.]; Biogr. Hb. der dtspr. Emigration 1983 [Arn. R.]; Hellsberg 1992 [Arn. R.]; E. Hilmar (Hg.), [Kat.] A. Schönberg 1974 [Arn. R.]; F-A 1936 u. 1978; F. Fénelon, Das Mädchenorch. in Auschwitz 1980 [Alma R.]; G. Knapp, Das Frauenorch. in Auschwitz. Musikalische Zwangsarbeit und ihre Bewältigung 1996 [Alma R.]; R. Newman/K. Kirtley, Alma R. 2003; G. Knapp in Lebenswege von Musikerinnen im „Dritten Reich“ und im Exil, hg. v. der Arbeitsgruppe „Exilmusik“ am Musikwissenschaftlichen Institut der Univ. Hamburg 2000 [Alma R.]; NFP 22.7.1922, 7 [Alma R.]; Die Presse 3.4.2004 [Alma R.]; K. Weniger, Zwischen Bühne und Baracke 2008; G. E. Schmidt, Ehrenzeichen und Orden im Österreich der Zwischenkriegszeit 1918–1938, 1994; MGÖ 3 (1995); W. Bergmann in Orden und Ehrenzeichen 22 (2020), Nr. 125; Wr. Sonn- und Montags-Ztg. 5.11.1882, [3]; Wr. Ztg. 12.10.1884, 6; Wr. Allg. Ztg. 20.11.1884, 1; Österr. Abendbl. 30.8.1933, 3; Mein Film 402 (1933), I; https://wien.orf.at (12/2019); Mitt. Archiv MUniv. Wien.

Autor*innen
Barbara Boisits
Letzte inhaltliche Änderung
4.4.2024
Empfohlene Zitierweise
Barbara Boisits, Art. „Rosé (eig. Rosenblum), Familie‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 4.4.2024, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x0001dfa6
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.

MEDIEN
Arnold Rosé (R. Wittmann [Hg.], Unsere Kunst in Wort und Bild [um 1890], 134)
Rosé-Quartett um 1898 (A. R., A. Siebert, Hugo v. Steiner, Reinhold Hummer [A. Ehrlich [Hg.], Das Streich-Quartett in Wort und Bild 1898])
Rosé-Quartett 1909, erweitert um Franz Jellinek (Anton Ruzitska, Paul Fischer, A. R., F. Jellinek, Friedrich Buxbaum [Österreichische Illustrierte Ztg. 13.6.1909, 864])
Rosé-Quartett 1921 (von links nach rechts: Anton Walter, A. Ruzitska, A. R., P. Fischer)© Suzanne Morris
© Suzanne Morris
Rosé-Quartett (A. R., P. Fischer, A. Ruzitska, A. Walter)© Suzanne Morris
© Suzanne Morris

DOI
10.1553/0x0001dfa6
GND
Rosé Eduard: 130136972
OBV
Weiterführende Literatur
GND
Rosé Arnold: 116608943
OBV
Weiterführende Literatur
GND
Rosé Berthold: 1015506119
OBV
Weiterführende Literatur
GND
Rosé Alfred: 116608927
OBV
Weiterführende Literatur
GND
Rosé Alma: 122169018
OBV
Weiterführende Literatur

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