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Ruckgaber, Ruckgaber, true Johann (Jan, Jean de Montalbeau)
* 1799 -11-2121.11.1799 Wien, 1876 -01-055.1.1876 Lemberg/Galizien (L’viv/UA). Komponist, Pianist, Pädagoge, Musikorganisator. Sohn adeliger französischer Auswanderer. R. wurde nach dem Tod seines Vaters 1809 von Josef R. adoptiert. Klavierunterricht nahm er bei J. N. Hummel. Von seinen Zeitgenossen wurde er als Klaviervirtuose anerkannt. Konzerttourneen führten ihn nach Paris, wo er in den 1840er Jahren mit F. Chopin in Kontakt kam. 1818 wird erstmals ein Auftritt R.s in Lemberg erwähnt, wohin er 1826 endgültig übersiedelte. Noch im gleichen Jahr erfolgte dort die UA der Pantomime Arlecchinos Nachdenken, oder das Auftreten des Geistes. Sehr schnell wurde er zur Hauptfigur des öffentlichen Musiklebens (Galizien), das zu dieser Zeit von der Tätigkeit F. X. W. Mozarts, J. G. Mederitsch’, K. Lipinskis, kurzfristig auch I. Schuppanzighs profitierte. R. erwarb sich einen guten Ruf als Organisator und Kapellmeister bei regelmäßigen Konzerten in städtischen Redouten und als Pianist und Begleiter, u. a. im Duett mit dem Violinvirtuosen K. Lipinski. Sein Lebenswerk war die Gründung der Gesellschaft der Musikfreunde 1834, aus der vier Jahre später der bedeutende Galizische Musikverein (GMV) hervorging. Bis 1857 war R. – mit Unterbrechungen in den Revolutionsjahren 1848–52 – sein Musikdirektor und leitete Orchester, Chöre und MSch.n des Vereins. 1853 wurde er Mitbegründer des Konservatoriums des GMV.s (seit 1999 Derzawna Muzytschna Akademija imeni Lyssenka [Staatliche Lyssenko-Akad. für Musik]) und leitete es bis 1857 als Direktor. Im gleichen Jahr zog R. in den Süden der Bukowina, wo er als Klavierlehrer bei adeligen Familien tätig war. 1867 kehrte er nach Lemberg zurück und verbrachte die letzten Lebensjahre im Haus seiner Tochter. R. wurde auf dem zentralen Lytschakiw-Friedhof begraben.

R.s kompositorisches Schaffen umfasst über 100 Werke. Neben einigen groß besetzten Instrumental- und Vokalwerken komponierte R. hauptsächlich Kammermusik, überwiegend für Klavier. Die Kompositionen zeigen seine Verbundenheit mit der Tradition der Salonmusik. Sie sind melodisch einfallsreich, mit Elementen der Tonmalerei, von einfacher Harmonie, aber Virtuosität geprägt. Die ersten Drucke seiner Werke erschienen im Franciszek-Piller-Verlag in Lemberg noch zu seinen Lebzeiten.


Werke
Kantate Mit Gott für das Vaterland f. Männerchor u. Blasorch. op. 63; Grande Ouverture f. großes Orch. op. 63; Konzert f. Kl. u. Orch. op. 20, Konzertvariationen über ein polnisches Thema f. Kl. u. Orch. op. 18; Klavierquintett op. 37, Streichquartett op. 87; Variationen f. Geige u. Klavier op. 32, Duett f. V. u. Kl. op. 41, Andante mit Trauermarsch f. V. u. Kl. op. 80, Sonata f. Klar. u. Kl. op. 97; Grande Marche f. 4 Hände op. 10. – f. Klavier solo: Variationen über ein ruthenisches Thema op. 12, Exercises op. 13, Polonaise op. 29, Variationen op. 32, 9 Mazurken op. 39, Expromt op. 65, Valse brilliante op. 73, Polkas, Ecossaisen, Phantasien, Präludien; Werke f. Chor, Romanzen u. Lieder. – Die Mss. und das Archiv besitzt die Musikabteilung der Zentralen Stefanyk-Bibliothek der Akad. der Wissenschaften in L’viv.
Literatur
Mnemosyne. Galizisches Abendbl. f. gebildete Leser 1824–41; W. Tokartschuk in Muzyka 1976, Nr. 2; W. Tokartschuk in [Kgr.-Ber.] Musica Galicijana. Ivano-Frankiwsk 1999, 1999; L. u. T. Mazepa (Hg.), Doroha do musyzcnoji akademiji u Lvovi [Der Weg zur MAkad. in L’viv] 1 (2003).

Autor*innen
Natalja Samotos
Letzte inhaltliche Änderung
15.5.2005
Empfohlene Zitierweise
Natalja Samotos, Art. „Ruckgaber, Johann (Jan, Jean de Montalbeau)‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 15.5.2005, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x00075c8b
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.


DOI
10.1553/0x00075c8b
GND
Ruckgaber, Johann (Jan, Jean de Montalbeau): 137425023
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