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Schiemer, Schiemer, true Georg Michael
* 1855-01-3131.1.1855 Pressburg (Bratislava), † 1914-03-2626.3.1914 Wien. Kapellmeister, Sänger (Bassbuffo), Komponist. Ein kolportiertes Gesangstudium bei V. Rokitansky am Konservatorium der GdM ist nicht belegbar, möglicherweise erhielt er von ihm Privatunterricht. In der Saison 1875/76 war Sch. am Stadttheater Pressburg engagiert, 1877–79 in Czernowitz als 2. Kapellmeister und als Bassbuffo, 1880/81 als Gesangskomiker in Znaim, 1881/82 als Regisseur, Musikdirektor der Operette und Posse sowie Gesangskomiker in Warasdin (Varaždin/HR) und als Sänger im Frühjahr 1883 am Stadttheater Cilli (Celje/SLO). 1884/85 war er am Theater in der Josefstadt als 2. Kapellmeister und Korrepetitor engagiert, stand aber gelegentlich noch auf der Bühne. Mit seinem Wechsel 1885 als Kapellmeister und Hauskomponist ans Fürsttheater dürfte er sich von der Bühne zurückgezogen haben. Für dieses damals einzige Sommertheater Wiens schrieb er die Musik zu acht Possen bzw. Schwänken sowie den Operetteneinakter Fräulein Müllerin (T: Franz Schöppl), die alle zwischen April und Juni 1885 uraufgeführt wurden. Am 29.5.1887 heiratete Sch. in Lemberg Hermine Herz. Das Paar hatte zumindest eine Tochter Melanie Maria Christine (* 25.3.1890 Wien, † 14.12.1893 Wien), welche bereits im Kleinkindalter an Masern verstarb, sowie einen Sohn Georg Michael Karl (* 1.6.1891 Wien, † 2.2.1957 Wien). Ab 11.11.1899 dirigierte er die 10-köpfige Hauskapelle im neu eröffneten Etablissement Nestroy-Säle (Wien II), im Sommer 1901 war er Leiter der Kapelle von Stalehner’s Sommerorpheum (Wien XVII), das ebenfalls neu eröffnet worden war. Später war Sch. Dirigent einer kleinen Salonkapelle, welche in verschiedenen Etablissements auftrat, darunter 1908 im Beatrix-Kino-Theater im Hotel Beatrix in Wien III. Außerdem soll er auch in Venedig in Wien dirigiert haben. Darüber hinaus tat sich Sch. spätestens ab 1884 auch als Liederkomponist hervor und komponierte zahlreiche Wienerlieder und Couplets, von denen viele auch in Druck erschienen, u. a. bei Otto Maass, M. Krämer, A. Robitschek und J. Blaha. Sein bekanntestes Werk ist bis heute (2021) Der Donau-Gigerl (T: C. Lorens, manchmal auch als Wassergigerl bezeichnet), den A. Fiori 1889 in Danzer’s Orpheum populär gemacht hat. Nach seinem Rückzug vom aktiven Bühnenleben war Sch. auch als Gesangslehrer tätig. Zu seinen Schülern zählten u. a. der Wiener Gesangskomiker R. Waldemar und die Sängerin Fritzi Ferry. Sch. soll in sehr bescheidenen Verhältnissen verstorben sein.
Werke
Operetteneinakter Fräulein Müllerin; Singspieleinakter Ein Abend in Peking (T: Louis Taufstein, UA 1.9.1900 Nestroy-Säle); Possen und -einakter (u. a. Serie 2040, Nummer 89; Starke Weiber – Schwache Männer; Ein Rezept gegen Langweile; Die Stiefmutter [T: Gustav Axleitner, Pseud. f. Carl Langkammer] UA 7.12.1898 Raimundtheater); Tänze (Walzer Sans Gêne, Polka concertant Meine Mina); Märsche (Gigerlmarsch); Couplets, Wienerlieder (Der Donau-Gigerl, Wann über d’Weanastadt die letzten Schwalben zieh’n, Das Stiefkind, Es war ein Traum, Lob der Wienerin).
Literatur
Lang 1986; Eisenberg 1893; F-A 1936; Stieger II/3 (1978); I. R. Maierbrugger, Musik im Theater – Theatermusik, In Arbeit Dipl.arb. Wien, 2010 101f, 133; NFP 19.4.1914, 11; Neues Wr. Journal 9.11.1899, 4, 19.4.1914, 11; Illustrirtes Wr. Extrabl. 23.2.1900, 12, 1.9.1900, 8, 29.8.1901, 5; Wr. Ztg. 24.12.1893, 43; Dt. Kunst-Musik-Ztg. 19.9.1884, 465; Kinematographische Rundschau 1.1.1908, 5; Wr. Allgemeine Ztg. 2.5.1885, 10; Das Vaterland 7.12.1898, 8; Die Presse 10.2.1885, 11; Der Humorist 10.12.1898, 2; Allgemeine Sport-Ztg. 24.11.1889, 1334; https://hofmeister.rhul.ac.uk (1/2021); Taufbuch der Pfarre Gumpendorf (Wien VI) 1890, fol. 83 u. 1891, fol. 128; Sterbebuch der Pfarre Gumpendorf 1893, fol. 93 u. 1914, fol. 21; eigene Recherchen (Bühnen-Jb.er; www.anno.onb.ac.at).

Autor*innen
Monika Kornberger
Véronique Braquet
Letzte inhaltliche Änderung
15.5.2005
Empfohlene Zitierweise
Monika Kornberger/Véronique Braquet, Art. „Schiemer, Georg Michael‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 15.5.2005, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x0001e0c6
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.

MEDIEN
Wr. Volkskunst-Almanach, 1926, 64

DOI
10.1553/0x0001e0c6
GND
Schiemer, Georg Michael: 133362051
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