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Schikaneder Schikaneder Emanuel (eig. Schickeneder), Familie
Emanuel (eig. Johann Joseph): * 1751-09-011.9.1751 Straubing/D, † 1812-09-2121.9.1812 Alsergrund (heute Wien IX). Librettist, Schauspieler, Sänger, Theaterdirektor. Besuchte das Jesuitengymnasium in Regensburg/D und war Sängerknabe am Dom. 1773 trat er in die Theatertruppe von F. J. Moser in Augsburg/D ein, ein Jahr später ist er als Balletttänzer in Innsbruck nachweisbar. Anschließend als Schauspieler in Deutschland, übernahm er 1778 die Leitung der Theatergruppe Mosers. Mit ihr bereiste er Süddeutschland, Österreich und Ungarn, 1780 lernte er in Salzburg die Familie Mozart kennen. 1784/85 pachtete Sch. in Wien für kurze Zeit das Kärntnertortheater, an dem er bereits 1783 ein Gastspiel absolviert hatte. Nach Auflösung seiner Truppe trat Sch. ins Ensemble des Nationaltheaters (Burgtheater) ein (1785/86). 1786 stellte er neuerlich eine Theatertruppe zusammen, mit der er in Salzburg, Augsburg und Memmingen/D auftrat. 1787–89 hatte er die Direktion des Regensburger Stadttheaters inne. 1789 übernahm er mit seiner Frau die Leitung des Wiener Freihaustheaters, aufgrund finanzieller Probleme übergab er die Direktion jedoch 1799 Bartholomäus Zitterbarth und behielt nur mehr die künstlerische Leitung. 1801–06 (mit Unterbrechung) wirkte Sch. am Theater an der Wien, 1807–09 leitete er das Theater in Brünn. Er starb finanziell ruiniert und in geistiger Umnachtung. Sch., der als einer der einflussreichsten und talentiertesten Theaterleute seiner Zeit galt, ist v. a. wegen seine Freundschaft mit W. A. Mozart bekannt, er war wie Mozart Freimaurer. Bei der UA der Zauberflöte (30.9.1791) sang er den Papageno, ob jedoch das Libretto der Oper (s. Abb.) ganz von ihm stammt oder auch K. L. Giesecke daran beteiligt war, ist nicht eindeutig geklärt. Sch.s Leben bis zur Entstehung der Zauberflöte ist Thema des Musicals Schikaneder (M: Stephen Schwartz), das am 30.9.2016 im Wiener Raimundtheater Premiere hatte.
Gedenkstätten
Sch.gasse; Sgraffito an den Häusern Wiedner Hauptstraße 44 u. Operngasse 25; Büste am Wiedner Hof (alle Wien IV); Gedenktafeln an seinem Sterbehaus (Wien VIII, Florianigasse 10) und am Theater an der Wien (Wien VI, Linke Wienzeile 6); Sch.statue (oberhalb des ehemaligen Hauptportals des Theaters an der Wien); Sch.schlössel (Wien XIX); Papagenobrunnen im Kurpark Oberlaa (Wien X; s. Abb.); Papagenorelief am ‚Bundesländerhof‘ (Wien XXII; s. Abb.).
Werke
ca. 50 Schauspiele, ca. 50 Opern- u. Singspiellibretti (vertont u. a. v. F. X. Gerl, B. Schack, J. B. Henneberg, I. v. Seyfried, F. X. Süßmayr); 2 Singspiele (Die Lyranten, Das Urianische Schloss).


Seine Frau

Eleonore (eig. Maria Magdalena; geb. Art[h]): * 17.2.1751 Hermannstadt/Siebenbürgen (Sibiu/RO), † 22.6.1821 Wien. Schauspielerin und Sängerin. Debütierte um 1770 in Innsbruck, wo sie noch 1773 nachweisbar ist. Als Mitglied der Theatertruppe von F. J. Moser, dessen Ziehtochter sie war, kam sie 1776 nach Augsburg, wo sie 1777 Em. Sch. heiratete. In weiterer Folge bereiste sie Süddeutschland, Österreich und Ungarn, nach der Trennung von ihrem Mann gründete sie 1785 mit Johann Friedel und ihrem Schwager Urban Sch. eine Theatertruppe, die bis 1788 in Wiener Neustadt, Klagenfurt, Triest und Laibach nachweisbar ist. Seit November 1788 war die Truppe im Freihaustheater sesshaft, nach dem Tod von Friedel (1789) versöhnte sie sich mit ihrem Mann, mit dem sie in der Folge das Theater leitete.

Sein Bruder

Urban: * 2.11.1746 Straubing, † 11.4.1818 Leopoldstadt (heute Wien II). Sänger (Bassbuffo) und Schauspieler. Besuchte wie sein Bruder das Regensburger Jesuitengymnasium und war Sängerknabe. Danach zunächst Hornist im Orchester des Bischofs von Freising/D, trat er 1781 in die Theatertruppe seines Bruders ein und schloss sich in weiterer Folge der Theatergesellschaft seiner Schwägerin an. Mit ihr kam er ans Wiener Freihaustheater, wo er bei der UA von Mozarts Zauberflöte den 1. Priester sang.

Dessen Tochter

Anna (Nanny, Nanette; verh. Eikof/Eickhoff): * 1767 (Ort?), † 1862 Regensburg. Sängerin (Sopran). Sang bei der UA der Zauberflöte den 1. Knaben und gehörte später dem Theater in der Leopoldstadt an (sang hier 1811 die Königin der Nacht). Nach ihrer Pensionierung lebte sie in Freising.

Deren Bruder

Joseph Carl (Carl Joseph): * 24.8.1773 Regensburg, † 25.3.1845 Prag. Librettist, Schauspieler, Sänger (Bassbuffo), Regisseur, Komponist. Gehörte zunächst ab 1781 der Theatertruppe seines Onkels an, ca. 1785–87 stand er beim Kindertheater von F. Berner im Engagement. In der Folge sind Auftritte als Schauspieler in Klagenfurt, Laibach und Idria (Idrija/SLO) belegt, in Idria fand er eine Anstellung beim dortigen Bergwerk. 1795 am Freihaustheater, anschließend auf Wanderschaft. Danach 1802 am Theater an der Wien, am Theater in Pressburg, 1803 Regisseur am Theater in der Josefstadt, 1804 in Steyr und 1805–11 am Stadttheater in Brünn (als Schauspieler, Sänger und Regisseur). 1811 ist C. Sch. am Theater in der Leopoldstadt, 1812–16 neuerlich in Brünn nachweisbar, 1816–19 wiederum am Leopoldstädter Theater und 1819–34 am Prager Ständetheater (ab 1821 Opernregisseur).


Werke
Singspiele, komische Opern, Possen mit Musik (Die Frau Everl vom Alsterbach), Libretti (vertont u. a. v. W. Müller, F. Teyber, F. Volkert).


C. Sch.s Tochter

Antonia: * ?, † 31.7.1868 Prag. Schauspielerin und Sängerin. War zunächst eventuell in Graz engagiert (1807 und 1813–18), 1818 kam sie ans Theater in der Leopoldstadt. Mit ihrem Vater ging sie anschließend nach Prag, wo sie als Schauspielerin bis 1849 Mitglied des Ständetheaters war. 1841–43 gehörte sie auch der Deutschen Oper Prag an. Ihre Schwester Karoline (* ?, † nach 1828 [Ort?]) war eine Pflegetochter von L. Ritter von Rittersberg und stand 1819–28 im Engagement des Prager Ständetheaters.

K. Sch.s Tochter

Maria Magdalena: * ?, † ?. Schauspielerin und Sängerin (Sopran). Wirkte in Prag, nachweisbar ist ein Engagement als Choristin am dortigen Landestheater (1876–79). Deren Tochter

Eleonore (Lori): * 21.5.1883 Prag, † 12.12.1945 Weidling/NÖ (heute: Klosterneuburg/NÖ). Schauspielerin. Trat bereits im Alter von 6 Jahren am Neuen Deutschen Theater in Prag auf, danach war sie Elevin beim Deutschen Dilettanten-Verein. Engagements sind für Leitmeritz (um 1899), Saaz (Žatec/CZ; um 1901) und Ingolstadt/D nachweisbar. 1907 ehelichte sie den K. u. k. Leutnant Johann Frank. Ihre beiden älteren Schwestern Marie (* ?, † ?) und Elisabeth (* ?, † ?) wirkten als Sängerin bzw. Tänzerin.

Ebenfalls ein Nachkomme von C. Sch. war der bekannte Maler Jakub Sch. (* 27.2.1855 Prag, † 15.11.1924 Prag), dessen namentlich nicht bekannter Bruder als technischer Beamter an der Wiener Hofoper tätig war. Weiters soll die Frau des Sängers F. Schrödter aus der Familie Sch. gestammt haben.


Literatur
ÖBL 10 (1994); NGroveD 22 (2001); MGG 11 (1963); P. Clive, Mozart and His Circle 1993; E. K. Blümml, Aus Mozarts Freundes- u. Familienkreis 1923; H. Schuler in Mitt. d. Int. Stiftung Moz. 39 (1991); E. Komorzynski, E. Sch. 21951; K. Honolka, Papageno. E. Sch. 1984; M. Kammermayer, E. Sch. u. seine Zeit 1992; A. Sonnek, E. Sch. 1999; K-R 1997 u. 2002; Czeike 5 (1997); H. Schuler, Mozart u. die Freimaurerei 1992; R. Münster in MozartJb 1993; O. E. Deutsch in ÖMZ 18 (1963); ADB 31 (1890) u. 54 (1908); Wurzbach 29 (1875); E. Schenk, Mozart 21975; Stieger II/3 (1978) u. III/3 (1981); Riemann 1961; Ulrich 1997; M. Lorenz in Wr. Geschichtsbll. 63/4 (2008); M. Lorenz, The Godchildren of Emanuel and Eleonore Sch. (http://michaelorenz.blogspot.co.at, 1/2018); Mitt. Heinz Frank [Nachkommenschaft v. C. Sch.]; https://de.wikipedia.org (2/2017).

Autor*innen
Christian Fastl
Letzte inhaltliche Änderung
22.3.2022
Empfohlene Zitierweise
Christian Fastl, Art. „Schikaneder (eig. Schickeneder), Familie‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 22.3.2022, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x0001e0ce
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.

MEDIEN
© Regenterei Kremsmünster
© Regenterei Kremsmünster
Oskar Bottoli, Papageno, Hauszeichen mit Motiven aus Mozarts Zauberflöte. Bronzerelief (1965/66) am Gemeindebau ‚Bundesländerhof‘, Bernouilligasse 4–8, Wohnblock II: SALZBURG, Stiege 5 (Wien XXII)© Björn R. Tammen
© Björn R. Tammen
Papagenobrunnen im Kurpark Oberlaa (Wien X)© Christian Fastl
© Christian Fastl

DOI
10.1553/0x0001e0ce
GND
Schikaneder Emanuel: 11860757X
OBV
Weiterführende Literatur
GND
Schikaneder Eleonore: 1043036369
OBV
Weiterführende Literatur
GND
Schikaneder Urban: 132181614
OBV
Weiterführende Literatur
GND
Schikaneder Anna: 12111256X
OBV
Weiterführende Literatur
GND
Schikaneder Carl: 132181525
OBV
Weiterführende Literatur
GND
Schikaneder Antonia: 13956943X
OBV
Weiterführende Literatur
GND
Schikaneder Maria: 132181649
OBV
Weiterführende Literatur
GND
Schikaneder Eleonore: 1043036369
OBV
Weiterführende Literatur

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