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Schuhplattler
Virtuoser alpenländischer Tanz mit charakteristischen Handschlägen auf Oberschenkel und Schuhe; ursprünglich in Teilen Tirols, Oberbayerns, Salzburgs und Kärntens zu Hause, u. zw. etwa in jenem Viereck, das von der Linie Garmisch – Meran im Westen, Salzach und Drau im Osten, Tölz – Ruhpolding im Norden und Eisack- und Pustertal im Süden begrenzt wird. Er war früher der Tanz eines einzelnen Paares, ein Werbetanz, bei dem der akrobatische Teil mit Plattelschlägen und allen möglichen gymnastischen Übungen dem Burschen zugehörte, während sich das solcherart umworbene Mädchen mehr oder weniger am Platz drehte. Die Musik dazu war der Ländler, der sich allerdings im Lauf des 19. Jh.s von seiner achttaktigen in eine 16-taktige Form gewandelt hat, die auch heute zur Sch.-Begleitung verwendet wird. Zeugnisse für das Schuhplatteln gibt es aus den Reiseberichten des späten 18. und des 19. Jh.s, wobei etwa der irische Schriftsteller Bailly Grohman (Schloss Matzen/T, 1877), ausdrücklich feststellt, dass es ein Irrtum sei, zu glauben, es gebe einen Sch.-Tanz; in Wirklichkeit gebe es lediglich Plattel-Motive, die von jenen, die diese Kunst beherrschten, in einzelne Walzer- und Polkateile eingestreut würden. Erst durch die Trachtenvereine und ihre Vorführungen wurde der Sch., der sich als sehr publikumswirksam erwies, zum Schautanz mehrerer – oder vieler – Paare stilisiert und regelmentiert. Die erste Sch.-Gruppe ist nach bisheriger (2005) Kenntnis in Miesbach/Bayern entstanden, wo sich innerhalb des 1861 gegründeten Gemütlichkeitsvereins die 1. Oberbayrische Sch.-Gesellschaft bildete, die 1866 in München/D erstmals auftrat. Ihrem Vorbild folgten in Salzburg (Land) 1891 die Alpinia und 1893 die Gaisberger; in Wien entstanden bis 1914 25 Trachtenvereine, in Graz zwölf. 1914–39 stieg die Zahl der Gebirgs-, Trachtenerhaltungs- und Sch.-Vereine von 112 auf 510 an. In den dort gepflegten Vereinsplattlern mit ihrem strengen Reglement und der exakten Ausführung bildete sich der Burschen-Plattler als reiner Schautanz heraus, bei dem die Mädchen überflüssig geworden sind. Im Internet findet man inzwischen einerseits Sch.-Gruppen, die zu neuer Unterhaltungsmusik „Showplattler“ erfinden, und andererseits schuhplattelnde Frauen.
Literatur
F. Grieshofer in H. Schnur (Hg.), Ländliche Kulturformen – ein Phänomen in der Stadt 1994; G. Haid in K. Drexel/M. Fink (Hg.), Musikgesch. Tirols 2 (2004); K. Horak in Sänger- u. Musikanten-Ztg. 1 (1958); K. Horak in Die Kärntner Landsmannschaft, März 1959, 17; K. Horak in JbÖVw 10 (1961); K. Horak in Der fröhliche Kreis 23/1 (1973); K. Horak in Der Trachtler 4 (1974), 15; K. Horak, Sch. aus Tirol 1980; B. Ponemayr/G. Reischl, Plattler in Salzburg. Melodien und Schlagfolgen von Plattlern aus dem Land Salzburg 2002; Schneider 1985; R. Wolfram, Volkstänze in Österreich und verwandte Tänze in Europa 1951; R. Zoder in A. Thoma (Hg.), Das Volkslied in Altbayern und seine Sänger. Ein Geburtstagsbuch für den Kiem Pauli 1952; www.frauennews.de/archiv/texte00/nation200.htm (6/2005).

Autor*innen
Gerlinde Haid
Letzte inhaltliche Änderung
15.7.2005
Empfohlene Zitierweise
Gerlinde Haid, Art. „Schuhplattler‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 15.7.2005, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x0001e1c8
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.

MEDIEN
HÖRBEISPIELE

Schuhplattler in G-Dur aus „Schuhplattler“ aus Kastelruth aus der Sonnleithner-Sammlung, Wien 1819
© 1997 Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum Innsbruck