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Schwabentanz
Im deutschen Sprachraum vielfach belegter Reigentanz in „Schwellform“. Die Tänzerinnen und Tänzer bilden durch Händefassen eine Kette, die sich unter der Führung des Vortänzers singend („So tanzen wir den Sch., wir tanzen wie die Schwaben“ o. ä.) um den Tanzplatz bewegt. Wenn zu Ende des 1. Teiles im Singtext die Aufforderung kommt, einen Weiteren in die Kette zu holen, fasst der Letzte einen bisher Außenstehenden an der Hand (in der Regel nimmt ein Mann eine Frau, eine Frau einen Mann mit), wodurch die Kette der Tanzenden mit jedem Durchspiel länger wird. Der 1. Teil wird in geradem Takt geschritten; im 2. Teil wechselt das Metrum in den Dreiertakt und die Kette durchläuft – je nach Variante – ein Tor oder mehrere Tore, die durch Aufheben der Hände gebildet werden. Die beiden Teile können als „Vortanz“ und „Nachtanz“ bezeichnet werden, zumal häufig im 2. Teil die Melodie des 1. Teiles – nun in Dreischlägigkeit umgesetzt – noch einmal erscheint. Ein mittelalterliches Zeugnis für den Sch. bietet ein Fresko im Schloss Runkelstein bei Bozen (um 1400), das die höfische Ausformung eines solchen Tanzes zeigt, sowie die Neidhart-Fresken aus der gleichen Zeit, die ältesten profanen Wandmalereien Wiens. Schriftliche Zeugnisse stammen aus dem 16.–18. Jh., darunter der 1622 durch Melchior Franck niedergeschriebene schwäbische „Firlefanz“ („Tanzen wir den Firlefanz von Schwaben...“) und ein Klavierstück in L. Mozarts Notenbuch für den 7. Namenstag von Wolfgang Amadeus 1762. Weitere Belege kommen aus der rezenten Feldforschung, wobei eine Aufzeichnung aus Donnersbachwald/St von 1902 noch die Ausübung dieses Tanzes im Sommer im Freien vermerkt.
Literatur
Wörterbuch der Bairischen Mundarten in Österreich, 26. Lieferung 1988 [Tanz]; H. Lager in JbÖVw 28 (1979); E.-M. Höhle, Neidhart-Fresken um 1400. Die ältesten profanen Wandmalereien Wiens 1982; Schneider 1985; R. Wolfram, Die Volkstänze in Österreich und verwandte Tänze in Europa 1951; R. Zoder, Österr. Volkstänze. Neue Ausg. Tl. 1 (1946), Nr. 22; R. Zoder in JbÖVw 5 (1956); R. Zoder in Das dt. Volkslied 34 (1932).

Autor*innen
Gerlinde Haid
Letzte inhaltliche Änderung
15.5.2005
Empfohlene Zitierweise
Gerlinde Haid, Art. „Schwabentanz‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 15.5.2005, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x0001e1ed
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.