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Spahn Spahn true (eig. Grünspan), Erwin Wendelin
* 1898-10-1515.10. [nicht: 1.] 1898 Wien, † 1941-06-033.6.1941 Dachau/D [begr. Wien]. Textdichter und Schriftsteller. Der Sohn des Apothekers Severin Heinrich Grünspann [sic] (* 19.5.1869 Lemberg/Galizien (L’viv/UA), † nach 1912 [Ort?]) wuchs nach der Scheidung seiner Eltern 1907 wahrscheinlich bei der Mutter Helene, geb. Kary (* 12.10.1873 Wien) auf, die jedoch bald nach ihrer zweiten Eheschließung mit Robert Fanto am 16.1.1909 infolge eines Selbstmordversuchs starb. Ab dem Schuljahr 1912/13 besuchte Sp. das Gymnasium Horn, das er im Frühjahr 1917 mit der sog. Notmatura während eines Urlaubs von seinem Militärdienst beim IR Nr. 4 (Hoch- und Deutschmeister) abschloss. Aufgrund eines gesundheitlichen Gebrechens wurde er schon im April 1917 als für den Militärdienst ungeeignet eingestuft und studierte ab dem Sommersemester 1917 zehn Semester Medizin an der Univ. Wien, ohne das Studium abzuschließen. Im Wintersemester 1920/21 belegte er auch Vorlesungen aus Urheberrecht, Geschichte Ägyptens, indische Kunst und Chinesisch. Ab etwa 1920 veröffentlichte er erste Texte zu Schlagern und Wienerliedern unter seinem Pseudonym Erwin W. Sp., mitunter auch unter Wendelin Sp.; ab 1921 intensive Zusammenarbeit mit E. Arnold, für den er bis 1935 über 50 Titel textete. 1923 kam es zu Problemen mit der Justiz, da Sp. ein „öffentliches Preisausschreiben für das musikalisch beste Werk“ als angeblicher Geschäftsführer eines Londoner Verlags veranstaltete und vermeintlichen Preisträgern Geld entlockte. Spätestens 1926 gründete Sp. einen eigenen Verlag, die Edition Wiener Schlagerwerke (Plattennummer EWS), der zumindest bis 1934 regelmäßig einige Schlager mit Texten Sp.s (u. a. von W. Engel-Berger, D. Dauber, L. Krauss-Elka, H. Leopoldi und L. Ascher) veröffentlichte. Darüber hinaus publizierte er Texte bei zahlreichen Wiener Verlagen (u. a. Josef Blaha, Doblinger, Wiener Bohême-Verlag, Edition Scala, Edition Bristol), verfasste einige Beiträge für Radio Wien und schrieb Gesangstexte für drei Operettenlibretti von J. Horst und den Text zu E. Sennhofers Singspiel Pension X (UA 1937 Raimundtheater). Bis 1933 hatte Sp. in der Wohnung seiner 1926 verstorbenen Großmutter Therese Kary in Wien II, Obere Donaustraße 59 gelebt, wo er nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten ab Ende März 1938 wieder gemeldet war. Im Oktober 1938 wurde er in das Konzentrationslager Sachsenhausen/D deportiert, Anfang September 1940 nach Dachau verlegt und hier acht Monate später im Zuge seiner qualvollen Arbeit auf der sog. „Plantage“, einer „Heilkräuteranlage auf der Flucht erschossen“.
Werke
Operettenlibretti (Das Doktorat der Liebe [M: E. Arnold] 1929, nicht aufgeführt; Postamt X [M: E. Sennhofer] UA 26.2.1937 Raimundtheater); Gesangstexte zu Operetten (Aber Otty [M: Egon Baderle, Buch J. Horst], UA 10.3.1929 Prag, Die Frau, für die man schwärmt [M: Camillo Faust, Buch: J. Horst], UA Oktober 1930 Troppau, Seine Hoheit, der Rebell [M: C. Faust, Buch: J. Horst] UA 4.3.1934 Wiener Bürgertheater]); Schlagertexte (Das Töchterlein vom Herrn Pedell [M: H. Leopoldi], Ein Loblied auf die Schwiegermama [M: H. Leopoldi], Landsleut’ [M: H. Leopoldi], Eine Frau wie du, die wär mein Traum [M: E. Arnold], Kukuruz [M: L. Krauss-Elka], Du hast so blaue Augen, wie die blaue Adria [M: W. Engel-Berger]); Wienerliedtexte (Das war am alten Glacis [M: E. Arnold], Der Wein, nur der Wein [M: E. Arnold], In Neustift am Wald [M: E. Eysler]).
Literatur
M. Kornberger, „Einmal sang die Liebe uns ein Lied“. Dt. Schlager der Zwischenkriegszeit und seine Protagonisten in Wien, In Arbeit Diss. Graz 2018; Hauenstein 1976; G. Traska/Ch. Lind, Hermann Leopoldi In Arbeit 2012; Stieger II/1, 1977; Die Toten von Dachau. Deutsche u. Österreicher, hg. v. Staatskommissariat f. rassisch, religiös u. politisch Verfolgte [o. J.] [Grünspan]; NFP 2.8.1923, 8, 4.3.1934, 13, 29.2.1937, 15; Wiener neueste Nachrichten 28.2.1937, 3; WStLA (Lehmann-Adressbücher; Meldearchiv); www.doew.at (4/2011) [Grünspan]; Nationalen der medizinischen Fakultät der Univ. Wien, Univ.archiv [Grünspan]; Mitt. Archiv, KZ-Gedenkstätte Dachau (10/2017); eigene Recherchen (www.anno.onb.ac.at).

Autor*innen
Monika Kornberger
Christian Fastl
Letzte inhaltliche Änderung
21.2.2020
Empfohlene Zitierweise
Monika Kornberger/Christian Fastl, Art. „Spahn (eig. Grünspan), Erwin Wendelin‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 21.2.2020, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x001c325a
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.


DOI
10.1553/0x001c325a
GND
Spahn (eig. Grünspan), Erwin Wendelin: 126119384
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