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Steirischer
Auch Steyrischer, Steirischer Tanz, Steiermärker u. ä., von manchen Autoren gleichbedeutend mit Wickler und Almerischer verwendet, ist eine Untergattung des Ländlers, also ein Paartanz. Die früheste Erwähnung eines Tanzes mit diesem Namen findet sich 1645 im Gerichtsprotokoll des „letzten Hexenprozesses“, wo es heißt, dass die Hexen tanzen „wie der Welschen oder Steyrer Tanz“. Weitere Erwähnungen findet man in Tanzverboten des 18. Jh.s und später in Reiseberichten und volkskundlichen Erhebungen, wobei sich häufig der Hinweis auf die Obersteiermark (Steiermark) als Heimat dieses Tanzes findet, doch ist er auch in Kärnten, sowie in Teilen Niederösterreichs, Oberösterreichs, Salzburgs, Tirols und des Burgenlandes zu Hause. Bereits 1813 wird das den St.n begleitende Singen und der eigenartige Geigenstrich sowie das häufige Trillern der Spielleute erwähnt; erst später das Stampfen, Klatschen und Jauchzen der Tänzer. Typische Besetzung für den St.n waren Geige, Hackbrett und Bassgeige (Kontrabass). Nachvollziehbare choreographische Beschreibungen gibt es ab 1906. Der St. war bis zum Ende des 19. Jh.s ein Einzelpaartanz, ausgenommen im Salzkammergut, wo um 1860 Gruppentanzformen die älteren Freitanzformen ablösten. Beim Einzelpaartanz wurden die Figuren improvisiert, dürften aber meist mit dem Drehen der Tänzerin unter der erhobenen Rechten des Tänzers begonnen haben („Dirndldrehen“), worauf verschiedenste Wicklerfiguren folgen konnten. In den Trachtenvereinen kam es zu choreographischen Neuschöpfungen, in denen der Werbecharakter des St.n zu einer getanzten Pantomime übersteigert wurde (z. B. Steirischer Figurentanz von Josef Daigl). Wie modisch der Tanz im 19. Jh. war, zeigt die Tatsache, dass Tanzkomponisten wie J. Lanner, M. Pamer oder J. Gungl „steirische“ Tänze schufen; einen Steiermarker gibt es auch aus der Feder A. Bruckners. Gegenwärtig gehört der St. im Salzkammergut, insbesondere in Bad Aussee (Ausseerland), noch zur lebendigen volksmusikalischen Überlieferung.
Literatur
W. Deutsch/A. Gschwandtler, „Steyerische Tänze“ 1994; F. Eibner in JbÖVw 28 (1979); H. Fritz in JbÖVw 38 (1989); G. Haid (Hg.), Johann Michael Schmalnauer: „Tanz Musik“. Landler, Steirer u. Schleunige für zwei Geigen aus dem Salzkammergut 1996.

Autor*innen
Gerlinde Haid
Letzte inhaltliche Änderung
15.5.2006
Empfohlene Zitierweise
Gerlinde Haid, Art. „Steirischer‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 15.5.2006, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x0001e344
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.

MEDIEN
HÖRBEISPIELE

Steirer
© 1998 Studio Weinberg

Steirisch (Walzen)
© 1999 Studio Weinberg