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Werkverzeichnisse
Möglichst vollständige Kataloge der Kompositionen eines Autors o. ä. Einem neuen Selbstverständnis des Komponisten und seiner Arbeit entsprechend, haben einige von ihnen in der 2. Hälfte des 18. Jh.s begonnen, Aufzeichnungen über ihr Schaffen zu führen, um sich selbst Rechenschaft darüber zu geben, mit einem solchen Überblick aber auch die Verwertung dieses Schaffens – freilich nur in allerersten Ansätzen – organisieren und kontrollieren zu können. In Österreich sind v. a. die frühen Beispiele von J. Haydn (Entwurf Katalog, seit ca. 1765; Verzeichnis aller derjenigen Compositionen welche ich mich beyläufig erinnere von meinem 18ten bis in das 73ste Jahr verfertiget zu haben), W. A. Mozart (Verzeichnüß aller meiner Werke, seit Februar 1784), J. J. Rösler (Repertorio di tutte le mie Composizioni, seit 1796) und S. Neukomm (Verzeichnis meiner Arbeiten in chronologischer Ordnung, seit 1804) zu nennen.

In derselben Epoche haben andere, die aus unterschiedlichen Gründen Interesse am Schaffensnachweis eines Komponisten hatten, damit begonnnen, von diesem Werkübersichten zusammenzustellen, wie z. B. in Österreich L. Mozart für W. A. Mozart (Verzeichniß alles desjenigen was dieser 12jährige Knab seit seinem 7 ten Jahre componiert, 1768), F. B. Ritter v. Kees für J. Haydn (Catalogo Del Sinfonien, ca. 1790/92), W. Rettensteiner (Compositionen des großen, einzigen, und unnachahmlichen Meisters, 1814) und Nikolaus Lang (insgesamt sechs W.) für M. Haydn.

Ebenfalls in diesen Zeitraum fallen die ersten W. einzelner Verleger für ausgewählte Werkgattungen oder für von ihnen veröffentlichte Werke bestimmter Komponisten (Artaria für I. J. Pleyels Kammermusikwerke, 1789; F. A. Hoffmeister für eigene Flötenkompositionen, 1800), die nach und nach zu umfassenderen W.n wurden (S. A. Steiner für M. Giuliani , 1815; Hoffmeister für L. v. Beethoven, 1819; J. André für J. Gelinek, 1820?; Heinrich Albert Probst für I. Moscheles, 1825); ein völlig isoliert stehender Vorläufer davon ist die thematische Auflistung von zehn Klavier- und Orgelwerken J. C. Kerlls im Anhang von dessen Modulatio Organica (1686).

Aus all dem entwickelte sich die Aufgabenstellung für wissenschaftlich-kritisch erarbeitete thematisch-bibliographische W., an deren Wiege neben anderen v. a. A. Fuchs stand. Sie wurde erstmals von L. Ritter v. Köchel für Mozart realisiert (1862), danach von G. Nottebohm für Beethoven (1868) und Fr. Schubert (1874). In dieser Tradition stehen auch noch die W. für Fr. Schubert von O. E. Deutsch (1951, 1978), Beethoven von Georg Kinsky (1955), J. Haydn von A. van Hoboken (1957–78), für A. Bruckner von R. Grasberger (1977) u. a. Die Verfeinerung der Arbeitstechniken und die für die Werk- und Rezeptionsgeschichte immer wichtiger werdenden bibliographischen Details ließen zuletzt bibliographische Verzeichnisse von Erstausgaben unabhängig von W.n entstehen (Kurt Hofmann für J. Brahms 1975, Gertraud Haberkamp für Mozart 1986). Seit langem ist ein W. ein selbstverständlicher Bestandteil jeder monographischen Arbeit.

Außerhalb dieser seit dem Zeitalter der Aufklärung historisch gewachsenen Idee von anfangs in der Regel und bald selbstverständlich thematischen W.n stehen alle Werkübersichten, die seit der Barockzeit Lexikographen (Lexikographie) zusammengestellt haben.


Literatur
(Chronologisch:) W. Altmann in [Kgr.-Ber.] Beethoven-Zentenarfeier 1927; H. King in The Monthly Musical Record 84 (1954); H. Wettstein, Bibliographie musikalisch thematischer Werk-Verzeichnisse 1978; B. S. Brook/R. Viano, Thematic Catalogues in Music 21997.

Autor*innen
OB
Letzte inhaltliche Änderung
15.5.2006
Empfohlene Zitierweise
Otto Biba, Art. „Werkverzeichnisse‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 15.5.2006, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x0001e694
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.


DOI
10.1553/0x0001e694
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