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Winternitz, Winternitz, Felix: Familie
Felix: * --1872 Linz, † 1948-08-2020.8.1948 Boston, Massachusetts/USA. Geiger, Komponist. Der fünfte Sohn des Vorstehers der Linzer Kultusgemeinde, Arztes und Schriftstellers Leopold W. (Pseud.e Leopold Winter, Walter Lindau, * 1883 Deschna/Böhmen [Dešná/CZ], † 3.12.1911 Wien), der auch als Librettist an die Öffentlichkeit trat, erhielt zunächst seinen Geigenunterricht an der Schule des Linzer Musikvereins bei Franz Nowak. Daneben absolvierte er bereits erste öffentliche Auftritte in Oberösterreich und Salzburg (Wunderkind). 1882–85 (ab 1883 als Stiftling) in Wien Studium am Konservatorium der GdM (Hauptfach Violine bei J. Hellmesberger, Nebenfächer Klavier bei F. Zottmann, später J. Schalk sowie Harmonielehre bei R. Fuchs). Bereits ab Herbst 1887 Mitglied des Wiener Hofopernorchesters. Mit drei Mitmusikern des Orchesters (S. Auspitzer [V. 1], Th. Schwendt [Va.] und Alfonso Kraholetz [Vc.]) gründete er ein Streichquartett, mit dem er 1889 in Wien und Linz auftrat. Daneben Auftritte als Solist u. a. 1887 in Wien, Marburg, im Sommer 1888 in Oberösterreich (Bad Kreuzen, Braunau, Freistadt). 1889 verließ F. W. Österreich und war eine Saison lang Geiger im Boston Symphony Orchestra. Später wirkte er in Emil Mollenhauers Boston Festival Orchestra mit, mit dem er im Mai 1891 unter Pjotr Iljitsch Tschaikowsky in Baltimore/USA u. a. dessen Klavierkonzert aufführte, und war langjähriger renommierter Prof. am New England Conservatory of Music in Boston. Außerdem auch als Komponist und Arrangeur tätig. Mit seinem Studienkollegen und Freund F. Kreisler blieb er auch in den USA verbunden und widmete ihm seine Paraphasen über ein Wienerlied. Vater des Schauspielers Roland Winters (* 22.11.1904 Boston, † 22.10.1989 Englewood, New Jersey/USA).
Ehrungen
1. Preis beim „Concurs für Streich-, Blasinstrumente und Composition“ des Konservatoriums der GdM 1885; Gesellschaftsmedaille des Konservatoriums der GdM 1885.
Werke
Kompositionen für V. u. Klavier (Der blaue See 1923, Troika. Capriccio 1940); Arrangements für Violine u. a. v. J. S. Bach, Th. Koschat, C. Millöcker.
Literatur
M. Rechcigl, Encyclopedia of Bohemian and Czech-Americal Biography 1 (2016); F. H. Martens, Violin Mastery 1919; E. Yoffee, Tchaikovsky in America 1986; Oberösterreichische Nachrichten 23.8.1948, 2; Wr. Allg. Ztg. 16.10.1887, 7; [Linzer] Tagbl. 18.7.1924, 3; [Linzer] Tages-Post 14.7.1882, 3, 6.12.1882, 4, 23.6.1885, 2, 18.8.1886, 2, 8.7.1888, 4, 22.7.1888, 5, 25.7.1888, 2, 28.7.1888, 3, 6.3.1889, 4, 15.11.1923, 12, 30.12.1923, 9, 25.6.1924, 5; Linzer Volksbl. 12.3.1889, 3; Südsteirische Post 26.11.1887, 4; Wr. Ztg. 22.11.1887, 5; NFP 12.7.1885, 6, 13.11.1887, 6, 6.12.1911, 11; Gmundner Fremdenliste 8.8.1903, 5; https://www.findagrave.com (8/2019); https://adp.library.ucsb.edu/index.php/talent/detail/66234/Winternitz_Felix_arranger (8/2019); https://en.wikipedia.org (8/2019); eigene Recherchen (www.anno.onb.ac.at; Jahresberichte der Konservatoriums der GdM).


Sein Bruder

Arnold: * 20.10.1874 Linz, † 22.2.1928 Hamburg/D. Dirigent, Komponist. Erhielt seine erste Klavierausbildung in Linz bei Charlotte Rucker-Tschörner, in deren Schülerkonzerten er ab spätestens 1884 öffentlich auftrat. Danach Schüler des Linzer Musikvereins, mit dessen Orchester er am 24.11.1889 Felix Mendelssohn Bartholdys Capriccio brillant, op. 22 für Klavier und Orchester aufführte. Ab 1891 öffentliche Auftritte als Pianist in Kremsmünster und Linz in Konzerten von G. Amann-Neusser und Ellen Brandt-Forster. Nach der Matura am Linzer Gymnasium Spittelwiese 1893 begann er an der Wiener Univ. Philosophie und Geschichte zu studieren; daneben besuchte er 1894–96 auch Vorlesungen aus Musikwissenschaft bei M. Dietz und H. Rietsch. Danach begann er eine Laufbahn als Erster Kapellmeister in Colmar/F (1897) und Budweis (1898). 1898–1903 Operettenkapellmeister in Linz unter Alfred Cavar, dem er danach als Erster Kapellmeister der Oper zunächst nach Graz und 1908 ans Wiener Raimundtheater folgte, wo er zwei Saisonen blieb. Am 14.1.1910 wirkte er gemeinsam mit seiner Frau an einem Schönberg-Abend des Vereins für Kunst und Kultur mit. 1911/12 am Stadttheater von Hamburg. Danach ging er bis 1914 ans Auditorium Theatre nach Chicago/USA und war nach seiner Rückkehr nach Europa bis 1920 erneut in Hamburg tätig. In der Folge widmete er sich nur noch der Komposition und führte mit seiner Frau eine Musik- und Gesangsschule. Einige seiner Werke wurden in Hamburg uraufgeführt, u. a. seine komische Oper Meister Grobian 1918. 1902 Trauzeuge von G. Neusser bei deren zweiter Hochzeit. Ende 1894 Austritt aus dem Judentum, am 6.2.1895 katholische Taufe in Wien-Schottenfeld, als Taufpate fungierte C. Walzel.


Werke
komische Oper Meister Grobian (T: Rudolf Klutmann); Tanzspiel Galante Pantomime 1920; musikalisches Volksstück Der Brautschatz 1925; musikalisches Märchen für Sprecher und großes Orch. Die Nachtigall von Hans Christian Andersen; Neubearbeitung von A. Scarlattis Oper Venus, Adonis, Amor; Melodramen (Der Fluch der Kröte, Der traurige Mönch); Klaviermusik; Lieder.
Literatur
F-A 1 (1936); Riemann 1929 u. 1961; F. Krackowizer/F. Berger, Biographisches Lex. des Landes Österreich ob der Enns 1931; V. Wagner, Jüdisches Leben in Linz 2008; V. Junk, Hb. des Tanzes 1930; F. Mayrhofer in F. Mayrhofer/W. Katzinger, Gesch. der Stadt Linz 2, 1990, 226; [Linzer] Tages-Post 4.7.1884, 3, 10.5.1885, 5, 27.6.1891, 3, 26.2.1928, 11; Linzer Volksbl. 23.11.1889, 3, 26.11.1889, 2, 21.6.1891, 6, 29.10.1891, 3; Grazer Volksbl. 2.8.1903, 3; NFP 14.1.1910, 18; Neuigkeits-Welt-Bl. 4.4.1914, 11; Dt. Bühnenjahrbuch 40 (1929), 100; [Martha W.-Dorda?], Curriculum Vitae, Ms. in ÖNB, Mus.slg.; Taufbuch der Pfarre Schottenfeld (Wien VII) 1895, fol. 10; www.demos.ac.at (8/2018); eigene Recherchen (Bühnenjb.er).


Dessen Frau

Martha W.-Dorda (Pseud. Dorda, eig. Grohs, verh. Winternitz): * 28.3.1880 Wien, † 9.12.1958 Hamburg. Sängerin (Sopran). Als Pseud. wählte sie den Nachnamen ihrer Mutter aus deren erster Ehe. Über ihre Ausbildung ist derzeit (2019) nichts bekannt. 1899–1901 in Wien kleine Rollen am Deutschen Volkstheater und am Hofburgtheater, 1901/02 Engagement in Troppau. 1902/03 in Linz, wo sie im September 1902 in K. Zellers Operette Der Vogelhändler debütierte. 1903 Gastspiele am Salzburger Stadttheater und am Stadttheater in Baden. Am 19.11.1903 Heirat in Wien, ihr Trauzeuge war Heinrich Groeber, zweiter Ehemann von G. Neusser. 1903–06 am Stadttheater in Graz. 1908–10 am Wiener Raimundtheater. 1910–31 Erste Koloratursopranistin an der Hamburger Oper. Daneben Gastspiele an der Wiener Hofoper (1910), an den Hoftheatern von Karlsruhe/D, Mannheim/D und Leipzig/D (1912). 1913/14 Engagement an der Oper von Chicago, wo sie bei der amerikanischen EA von W. Kienzls Der Kuhreigen (in französischer Sprache als Le Ranz-des-vaches) die Blanchefleur sang. Auf der Bühne und vor allem im Konzertsaal widmete sich W.-D. regelmäßig dem zeitgenössischen Musikschaffen. So sang sie bei den UA.en von A. Schönbergs Das Buch der hängenden Gärten am 14.1.1910 in Wien, das sie 1923 auch bei den Internationalen Kammermusiktagen in Salzburg präsentierte, und von dessen Gurre-Liedern am 23.2.1913 in Wien, die sie ausschnittweise schon am 14.1.1910 gesungen hatte. W.-D. wirkte auch bei der UA von G. Mahlers 8. Sinfonie am 12.9.1910 in München mit, ebenso bei deren Grazer EA am 15.6.1914. Bis 1933 gab sie noch Gastspiele, danach zog sie sich von der Bühne zurück und war nur noch als Pädagogin in Hamburg tätig. Nach dem Tod ihres Mannes heiratete sie den Pianisten R. Goldschmied, mit dem sie schon 1912 in einem Konzert unter dem Titel Lebende österreichische Komponisten in Wien mitgewirkt hatte.


Gedenkstätten
Erinnerungsstein im Garten der Frauen am Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg.
Werke
Plattenaufnahmen für Pathé und Parlophon (Arien aus Madame Butterfly, Der Zigeunerbaron, Der Maskenball).
Literatur
K-R 1997; Linzer Volksbl. 16.9.1902, 4; [Linzer] Tages-Post 19.9.1902, 6, 8.8.1923, 7, 9.8.1923, 7, 11.2.1931, 13; Salzburger Volksbl. 24.4.1903, 3; Das Vaterland 9.2.1910, 8; Grazer Tagbl. 27.5.1914, 5; Grazer Volksbl. 15.11.1903, 4; Signale für die musikalische Welt 88/47 (1930), 1358; Wr. Ztg. 27.6.1912, 9; eigene Recherchen (www.anno.onb.ac.at; www.deutsche-digitale-bibliothek.de).

Autor*innen
Monika Kornberger
Letzte inhaltliche Änderung
23.10.2019
Empfohlene Zitierweise
Monika Kornberger, Art. „Winternitz, Familie‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 23.10.2019, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x003afa25
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.


DOI
10.1553/0x003afa25
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