Singspiel über das Leben des … Joseph vom Copertin 1768; Streichtrios, Arien.
Sein Bruder
Johann Georg: * 3.2.1736 Klosterneuburg, † 7.3.1809 Wien. Musiktheoretiker, Lehrer, Komponist und Organist. Erster musikalischer Unterricht (Orgel, Generalbass – möglicherweise auch von M. G. Monn) bei den Augustiner-Chorherren in Klosterneuburg, wo vielleicht schon damals die lebenslange Freundschaft mit J. und M. Haydn begann. 1749–53 war A. als Sängerknabe in Melk Schüler von M. Gurtler und Jos. Weiss; aus dieser Zeit stammen erste Kompositionen. Ein in der älteren Literatur vermuteter anschließender Besuch des Wiener Jesuitenkonvikts ist nicht belegbar. 1754/55–57 studierte A. jedoch bei den Jesuiten in Raab (Györ/H) und spielte dort auch Orgel, 1757–59 dann in der Wallfahrtskirche Maria Taferl/NÖ, wo er vermutlich mit J. Haydn zusammentraf. Bis Herbst 1765 war A. dann als Nachfolger von Weiss Organist in Melk und übersiedelte spätestens 1767 nach Wien, wo er bis zu seinem Tod als Lehrer wirkte. 1765 standen Engagements als Musikdirektor des schlesischen Adeligen Wolfgang Carl Lorenz Baron Nefzern und als Organist an der Linzer Stadtpfarrkirche im Raum. 1768 bei seiner Heirat mit Rosalie, geb. Weiß (nicht verwandt mit seinem Lehrer), wird A. als „Orgelbauer und Klaviermeister“ bezeichnet, 1770 als „Organist, im Probsthaus“. 1771–93 war A. Kapellmeister an der Wiener Karmeliterkirche, 1772–93 zudem Organist der Hofmusikkapelle und – nach dem Tod des mit ihm befreundeten W. A. Mozart schon als Adjunkt – seit 1793 L. Hofmanns Nachfolger als Dom-Kapellmeister an St. Stephan. Als Cellist und Orgelvirtuose war A. auch im privaten Wiener Musikleben aktiv, seit 1771 Mitglied in F. L. Gaßmanns Tonkünstler-Sozietät.
Entsprechend A.s Stellungen liegt der Schwerpunkt seines Schaffens auf vokaler und instrumentaler Kirchenmusik (s. Tbsp.) sowie auf Kammermusik, wobei besonders der Stil seiner geistlichen Werke die verschiedenen Strömungen der österreichischen Kirchenmusik der Zeit widerspiegelt. Anfangs teilweise von Elementen der Volksmusik und Vorbildern wie A. Caldara und Weiss geleitet, sind später geschlossene Chorsätze statt Stücken für Solostimme und eine Tendenz zu größeren formalen Zusammenhängen, auch Techniken der symphonischen Messe erkennbar. Schließlich verwendete A. in der Instrumentalmusik nicht den Sonatenzyklus, sondern die zweisätzige Kirchensonate und übernahm den Reformstil in der Kirchenmusik (keine Vokalsoli, weniger instrumentale Ritornelle, homophon-deklamatorische Chorsätze etc.). In einigen Werken zeigte er seine eher konservativen theoretischen Positionen, auch in Orgelstücken, deren technische Anspruchslosigkeit bei A.s Ruf als Orgelvirtuose auffällt. Wichtige Gönner fand A. in Kaiser Franz II. (I.), für den er 1792 die Krönungsmesse schrieb, und dem Fürsten Nikolaus II. Esterházy v. Galántha.
A.s Festhalten an Traditionen der Renaissance und des Barock verschaffte seinen Schülern eine Verbindung zur Vergangenheit. Der anerkannte Musiktheoretiker (zwischen J. J. Fux und S. Sechter) und Pädagoge A. (Schüler u. a. L. v. Beethoven, C. Czerny, F. Ries, J. Eybler, J. N. Hummel, M. Umlauf, J. Weigl, J. Preindl, J. B. Gänsbacher) wurde international bekannt besonders nach dem Erscheinen seiner Gründlichen Anweisung zur Composition (1790) und der Kurzgefaßten Methode, den Generalbaß zu erlernen (um 1791), die auf Arbeiten von Fux, Friedrich Wilhelm Marpurg und Adam Gumpelzhaimer aufbauten (s. Abb., hs. Version in Kremsmünster). Durch A.s Schüler wurden seine Lehren u. a. noch an Felix Mendelssohn Bartholdy, J. Brahms und A. Bruckner weitergegeben.
Mitglied der Königlichen Schwedischen Musik-Akademie 1798.
über 400 Kirchenkompositionen (u. a. 6 Oratorien, 32 Messen); ca. 200 Kammermusikwerke; fast 300 Werke für Tasteninstrumente; Sinfonien; Konzerte für Orgel, Posaune, Horn, Maultrommel.
Gründliche Anweisung zur Composition 1790, Kurzgefaßte Methode, den Generalbaß zu erlernen ca. 1791 [Edition: W. Grandjean, Mozart als Theoretiker der Harmonielehre 2006]; Clavierschule für Anfänger ca. 1800; Kurz Regeln des reinsten Satzes ... ca. 1804.
Johann Georgs Sohn Franz Seraph: * 21.8.1787 Wien, † 3.1.1818 Mariahilf (Wien VI). Beamter, Pianist, Komponist. War Beamter im k. k. Obristhof- und Landjägermeisteramt. Gemäß den Tagebuchaufzeichnungen des Mathias Perth komponierte er auch, Sterbebuch und Wiener Zeitung bezeichnen ihn als „Tonkünstler“. Sein älterer Bruder Joseph Vinzenz (* 18.4.1769 Wien, † 7.3.1819 Spittelberg [Wien VII]), Justizkameraltaxamts-Kassier, war 1781–84 Sängerknabe im Stift Melk.
Singspiele, Arien.
J. G.s Enkel war C. F. Hirsch.
E. Paul, J. G. A. 1976; NGroveD 1 (2001); MGG 1 (1999); Erhart 1998; MGÖ 2 (1995); A. Fuchs, Thematisches Verzeichnis 1838 (Ms.); A. Weißenbäck, Thematisches Verzeichnis der Kirchenkompositionen von J. G. A. 1914; L. Somfai in Stud. Mus. 1961, 1963, 1967; A. Weinmann, J. G. A. Thematischer Katalog seiner weltlichen Kompositionen 1987; D. Schröder, Die geistlichen Vokalkompositionen J. G. A.s 1987 (mit thematischem Katalog); Freeman 1989; Hoboken 1978, 374; Wr. Ztg. 8.1.1818, 19, 11.3.1819, 227; Taufbuch 1768–70 der Dompfarre St. Stephan (Wien I), fol. 87r; Taufbuch 1783–1797 der Pfarre Maria Rotunda (Wien I), fol. 59; Sterbebuch 1812–26 der Pfarre Mariahilf (Wien VI), pag. 124; Sterbebuch 1814–20 der Pfarre St. Ulrich (Wien VII), fol. 266.
Christian Fastl