Inhaltlich gliederte sich die Ausstellung in eine „Fachausstellung“, „welche die historische, künstlerische und technische Entwicklung der Musik und des Theaterwesens zur Anschauung bringen“ und in eine gewerbliche „Special-Ausstellung“, „welche alle der Musikpflege und dem Theaterwesen dienenden Erzeugnisse der modernen Industrie umfassen“ sollte (L. Rainer). Den Schwerpunkt des musikhistorischen Teils der Fachausstellung bildete die unter der wissenschaftlichen Leitung von G. Adler stehende deutsche und österreichisch-ungarische Abteilung, als deren Höhepunkte das „Interieur Habsburg-Lothringen“, das Material zu den vier als Komponisten hervorgetretenen Habsburgerherrschern präsentiert wurde, sowie die „Interieurs mit den Reliquien der Tonheroen“, die dem Andenken an Mozart, L. v. Beethoven, C. M. v. Weber, G. Meyerbeer, R. Schumann, Felix Mendelssohn Bartholdy und F. Liszt gewidmet waren, galten. Rich. Wagner war mit der „Gibichungenhalle“, die ein deutsches Fürstenhaus aus dem frühen Mittelalter nachbilden und die mythologische Gedankenwelt Wagners vermitteln sollte, ein eigenes Gebäude gewidmet. Ergänzt wurde die Ausstellung durch ein umfassendes internationales Konzert-, Theater-, Ballett- und Opernprogramm, das u. a. die Wiener EA von F. Smetanas Verkaufter Braut beinhaltete; zu diesem Zweck wurden auch eine eigene Musikhalle und ein von den Theaterarchitekten H. Helmer und F. Fellner entworfenes Ausstellungstheater errichtet sowie ein eigenes Ausstellungsorchester (H. Grädener) begründet. Diverse Attraktionen im Park um die Ausstellungshallen, wie etwa die Inszenierung Alt-Wien (s. Abb.), ein chinesisches Schattentheater und das Panorama Einfahrt des Oceandampfers „Lahn“ des norddeutschen Lloyd in den Hafen von New-York, rundeten das Programm ab.
Die A. dürfte ein großer kultureller Erfolg gewesen sein, was Besucherzahlen von mehr als 1.250.000, eine – zumindest im Inland – beeindruckende Medienpräsenz sowie langfristig sichtbare Impulse für das Wiener Musikleben belegen.
S. Schneider (Hg.), Die i. A. f. M.- u. Th. Wien 1892, 1894; O. Fleischer, Die Bedeutung der I. A. f. M. u. Th. in Wien für Kunst und Wissenschaft der Musik [1892]; G. Adler, Wollen und Wirken 1935, 60–65; J. Sittard, Kritische Briefe über die Wiener i. M.- u. Th.-A. 1892; M. Nußbaumer in Newsletter Moderne. Zs. des Spezialforschungsbereichs „Moderne – Wien und Zentraleuropa um 1900“ 4/1 (2001); M. Nußbaumer in S. Ingram et al. (Hg.), Reverberations: Representations of Modernity, Tradition and Cultural Value in-between Central Europe and North America 2002; MGÖ 3 (1995), 39; Fach-Kataloge (alle Wien 1892): Musikhistorische Abtheilung von Deutschland und Oesterreich-Ungarn; A. Benoin, Abteilung des Königreiches Italien; Russland, Direction der Kaiserlichen Hoftheater in St. Petersburg und Moskau; Königreich Spanien; Königreich Großbritannien und Irland; Männergesangsverein „Schubertbund“ in Wien; J. Hofmann (Hg.), Die Gibichungen-Halle ; A. Gutmann/A. R. v. Hermann, Die musikalischen Aufführungen; Gewerbliche Special-Ausstellung 1892; Louis Rainer’s Illustrierter Führer durch die I. A. f. M. u. Th.; W. Luksch, Illustrirter Führer für die I. M.- u. Th.-Ausstellung.