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Berg, Berg, true Jimmy (James S.; eig. Weinberg, Symson; Pseud.e Otto Forst-Berg, Otto Forst, Helmut Raabe, W. Berg)
* 1909-10-2323.10.1909 Kolomea, Galizien (Kolomyja/UA), † 1988-04-044.4.1988 New York/USA. Komponist und Textautor. Der Sohn des Buchhalters einer Wiener Neustädter Weingroßhandlung, Samuel W. (* 4.6.1883 Hatna bei Suczawa/Bukowina [Dărmănești/RO]), und dessen Frau Fanny (eig. Feiga Frieda, geb. Starer, * 1886 Ottynia/Galizien [Otynija/UA], † 28.2.1918 Wien), und mütterlicherseits Cousin des Komponisten R. Starer, wuchs in Wiener Neustadt auf. Seit seinem sechsten Lebensjahr erhielt er Klavierunterricht. Als sein Vater während des Ersten Weltkriegs einrücken musste und die Mutter eine Tuberkuloseerkrankung in einem Sanatorium am Semmering auszukurieren versuchte, wuchs er bei den Großeltern mütterlicherseits in Wien auf. Hier besuchte er das 1919 gegründete jüdische (heute ZPC) Privatrealgymnasium in Wien I und im Anschluss daran auf Wunsch des Vaters eine Handelsschule. Daneben erhielt er Klavier- und Kompositionsunterricht bei E. Marcus. Im Alter von 16 Jahren erste Kompositionsversuche. 1930 erschien sein erster Schlager, Oh Micaëla (T: K. Breuer/H. Wiener) in der Edition Bristol, der möglicherweise eine Einlage in einer Femina-Revue war. 1931 ging er nach Berlin und schrieb unter dem Pseudonym Otto Forst-Berg für den britischen Verlag Francis, Day & Hunter und dessen Schwesterfirma Risi-Ton-Verlag deutsche Versionen amerikanischer Schlager. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1933 übersiedelte er nach Paris, wo er Ballettmusik und Chansons komponierte. Im selben Jahr erschienen in Wien einige Schlager mit seinen Texten. 1934 Rückkehr nach Wien, wo er weiterhin in der Schlagerbranche tätig war, zunächst unter verschiedenen Pseudonymen als Textdichter, darunter einige Male für den Ibis-Verlag von R. Danberg (ein Pseudonym, das B. fälschlich zugeordnet wurde), später auch als Komponist. Ab Ende 1934 Mitarbeit bei der regimekritischen Kleinkunstbühne ABC im Regenbogen in Wien, im Frühjahr 1935 wurde er dort in der Nachfolge von I. Thaler ab dem Programm 17 Kleinigkeiten deren Hauskomponist und musikalischer Leiter. Hier arbeitete er (mit Ausnahme der beiden Programme Buntes Sommerprogramm und Via Bagdad nach Vineta 1937, als G. Smart seine Position einnahm) bis März 1938 u. a. mit J. Soyfer und Hans Weigel zusammen, komponierte für die insgesamt 13 Programme die Musik, lieferte auch Texte und fungierte als Klavierbegleiter. 1938 emigrierte B. über die Schweiz und England in die USA (Exil). Er ließ sich in New York nieder, pflegte Kontakte zu vertriebenen Künstlern und Künstlerinnen aus Wien, war als Komponist am Broadway und für verschiedene Interpreten tätig und trat selbst als Musiker (u. a. mit einem kleinen Tanzorchester) auf. Mehrere Kurzoperetten entstanden für das 1939 gegründete Migrantencafé Café Vienna. Hier lernte er Trude Hammerschlag (eig. Gertrude C., Pseud. Trude Hill, später verh. Kaufmann, * 10.4.1919 Wien, † 23.7.2019 New York) kennen, die er am 23.12.1942 heiratete und mit der er danach in zahlreichen Kabarettprogrammen auftrat. Eine enge Zusammenarbeit verband B. mit F. Spielmann und F. Jacobson, mit dem er bereits in Wien Schlager und Wienerlieder geschrieben hatte. Für verschiedene deutschsprachige Ensembles, u. a. das 1943 in New York von O. Teller gegründete politische Kabarett Die Arche, für das er als musikalischer Leiter tätig war, schrieb er zahlreiche Songs, Chansons, Couplets und Parodien. Seinen Lebensunterhalt verdiente sich B. allerdings ab 1942 als Lagerarbeiter und später im Büro einer Fabrik von Teerprodukten sowie gelegentlich als Theater- und Buchrezensent für die Emigrantenzeitschrift Der Aufbau und die deutschsprachige New York Staats-Zeitung. Am 14.2.1944 erhielt er die amerikanische Staatsbürgerschaft. 1947–74 Redakteur und Disc Jockey des "Austrian Desk" für den Radiosender Voice of America. Im Auftrag des Senders kehrte er 1949 für sechs Wochen nach Wien zurück, um dessen Programme im Sender Rot-Weiß-Rot zu beaufsichtigen. Eine dauerhafte Rückkehr nach Wien, die ihm H. Weigel 1948 vorgeschlagen hatte, lehnte er ab.
Ehrungen
Preisträger eines Wettbewerbs der Kapellmeister-Union und der RAVAG um den besten Text zu einem Marschlied für Erst kommt die Wochenschau 1935.
Werke
Schlager (Sperrstund is’, Es gibt ein Wien, das nicht im Baedeker steht, Das ist der Anfang vom Ende); Wienerlieder (gem. m. Peter Pott: Wien ist nicht nur die Walzerstadt [T: Fritz Jahn], Ja, warum geht vom Heurigen ka Rutschbahn ins Bett [T: F. Jahn], Das Wienerlied von heute); Schlagertexte (Komm ins Märchenland [M: John Jacob Loeb], Margarete [M: Milton Ager], Wenn die Sonne schlafen geht [M: Bernice Petkere], Schön ist so ein Sonntag [M: Nándor Szegő], Muß mein Herz denn schweigen [M: I. Thaler], Erst kommt die Wochenschau [M: Lily Tauber], In den kleinen Seitengassen [M: H. Leopoldi]); Wienerliedtexte (gem. m. F. Jahn: Wienerlieder sind wieder in Mode [M: H. Breuer]); Kurzoperetten (Das weiße Rössl am Central Park 1941, The Happy Widow on Broadway 1945, La Belle Helena Goes Reno 1946, Johann Strauss Goes to New York 1946, Spring in Vienna. A Heurigen Operetta 1947); Musikalische Komödie Herz auf Reisen 1960. – Nachlass Literaturhaus Wien.
Literatur
M. Kornberger in V. Zwerger (Hg.), „Ich will vom Leben 100 Prozent!“ J. B. Komponist, Texter, Journalist 2023; M. Permoser in Anklaenge 2016 (2017); H. Jarka, Von der Ringstraße zur 72nd Street 1996; S. Pribil, „Die Freiheitsstatue um fünf Schilling“. Das „Cabaret ABC“ (1934-38), Diss. Wien 2017; Orpheus im Exil 1995; Dtspr. Exillit. seit 1933 3/1 (2000); G. Scheit in Mit der Ziehharmonika 14/4 (Dezember 1997); R. Thumser in Zeitgeschichte 27/6 (2000); Hb. des dtspr. Exiltheaters 1933–1945, 1999; S. Korbel in N. Grosch/C. Stahrenberg (Hg.), „Im weißen Rößl". Kulturgeschichtliche Perspektiven 2016; R. Thumser/Ch. Klösch, „From Vienna“. Exilkabarett in New York 1938 bis 1950, 2002, 157; M. Santi in J. B.: From Cabaret to Bridging the Atlantic by Radio 2021; Lang 1986; www.biographien.ac.at (11/2022); www.mediathek.at (11/2022); www.kabarettarchiv.at (11/2022); www.orpheusnews.at (11/2022); www.zeitgeschichte-wn.at (11/2022); http://operetta-research-center.org/ (11/2022); Mitt. Trude B. (9/2001); Mitt. Literaturhaus Wien (11/2022); eigene Recherchen (www.anno.onb.ac.at).

Autor*innen
Monika Kornberger
Letzte inhaltliche Änderung
25.4.2023
Empfohlene Zitierweise
Monika Kornberger, Art. „Berg, Jimmy (James S.; eig. Weinberg, Symson; Pseud.e Otto Forst-Berg, Otto Forst, Helmut Raabe, W. Berg)‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 25.4.2023, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x0001f861
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.

MEDIEN
Um 1928© Literaturhaus Wien/Österreichische Exilbibliothek
© Literaturhaus Wien/Österreichische Exilbibliothek
1931© Literaturhaus Wien/Österreichische Exilbibliothek
© Literaturhaus Wien/Österreichische Exilbibliothek

DOI
10.1553/0x0001f861
GND
Berg, Jimmy (James S.; eig. Weinberg, Symson; Pseud.e Otto Forst-Berg, Otto Forst, Helmut Raabe, W. Berg): 116129611
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