Blechblasinstrumente
Aus Metall hergestellte Musikinstrumente. Sie setzen Technologien voraus, die dem Menschen erst seit der Bronzezeit zur Verfügung stehen. Nach dem Vorbild von Tierhörnern und leicht auszuhöhlenden und zu bearbeitenden Hölzern (z. B. Weiden-Pfeifchen, Bambus-Flöten, Rinden-Trompeten) konnten Menschen in frühgeschichtlicher Zeit die ersten Metallrohre aus Bronze und Kupfer herstellen, die als Signalinstrumente Verwendung fanden. Zu den
B.n werden in der Regel nur jene Aërophone gezählt, die mit Kesselmundstücken angeblasen werden, dagegen nicht moderne Silber- oder Gold-Querflöten sowie Zungeninstrumente wie die Saxophone, die aus Metall gefertigt sind. Unterschieden wird zwischen eng- und weitmensurierten Instrumenten. Zur ersten Gruppe zählen v. a. Trompeten und Posaunen, zur zweiten Flügelhörner, Tenor- und Baritonhörner sowie Tuben. Die Familie der Waldhörner vermittelt zwischen den beiden Typen. Die Geschichte des Instrumentenbaues kennt zudem zahlreiche Übergangsformen.
Während Luren-Funde auf den norddeutsch-skandinavischen Raum beschränkt blieben, weisen ikonographische Zeugnisse im mitteleuropäischen Raum auf keltische Karnix-Instrumente und römische Tuba- und Horninstrumente hin. Das burgenländische Landesmuseum verwahrt einen vermutlich germanischen Grabstein aus dem 1. Jh. n. Chr., der zwei Tuba-Bläser zeigt. In den Kirchen des beginnenden Christentums (Frühchristliche Musik) begegnen wir Bildzeugnissen, die auf biblische („Tuba salutaris“) und mittelalterliche Instrumente hinweisen (z. B. Strahlenkränze der Madonnen von Strassengel/St und St. Lambrecht). Mittelalterliche Spielleute werden im Gefolge der Minnesänger abgebildet. In den Hofkapellen der Renaissance (Wien, Graz, Innsbruck) sind Blasinstrumente und Musik für Blasinstrumente erstmals konkret fassbar, sowohl in „Alta“-Besetzungen wie als selbständiges Ensemble, als auch in der Aria della Battaglia von A. Padovano. Die Instrumente lieferten venezianische und Nürnberger Instrumentenbauer.
Mit der Einführung „gleichschwebender Temperaturen“ gerieten die B. im Verhältnis zu den Streich- und Tasteninstrumenten in Verzug. Die Orchester des Barock, der Wiener Klassik sowie der Frühromantik werden von den Streichern dominiert. Einzig die Posaunen (z. B. in Kirchenmusikwerken von J. J. Fux) und die in hohen Lagen geführten Trompeten (z. B. in Opern von Fux) konnten sich in die neuen Stimmungen einpassen. Die Wiener Klassik verwendet die B. vorzüglich tuttiverstärkend.
Im Zusammenhang mit dem seit der Französischen Revolution von 1789 sich ausbreitenden Blasorchester begann jene Experimentierphase, die die B. zu chromatischen Instrumenten werden ließ und die ihre „Emanzipation“ während des 19. Jh.s einleitete, die im Orchester von R. Strauss vollzogen schien. Impulse für eine solche Entwicklung gingen in der Donaumonarchie von den Militärkapellmeistern aus, v. a. von A. Leonhardt. Führend in der Entwicklung neuer B. war die Firma Červený in Königgrätz.
Als wichtiges Bindeglied zwischen den ventillosen B.n und den um 1815/1825 entwickelten Ventilblasinstrumenten stellen sich Klappen-Trompeten und Klappen-Hörner des Wieners A. Weidinger dar, für den und für dessen Klappen-Trompete u. a. J. Haydn und L. A. Koželuch „Trompeten-Konzerte“ komponiert haben. Als spezifisch „österreichisches“ Instrument mit eigengeprägter Ventil-Mechanik gilt das Wiener Horn, für das J. Brahms und A. Bruckner die großen Hornpartien in ihren Symphonien geschrieben haben, und das noch heute (2015) im Orchester der Wiener Philharmoniker verwendet wird.
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18.2.2002
Wolfgang Suppan,
Art. „Blechblasinstrumente“,
in:
Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung:
18.2.2002, abgerufen am
),
https://dx.doi.org/10.1553/0x0001f8bc
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