Seine Kinder
Elsa (verh. Neustadt): * 4.5.1872 Wien, † 27.7.1940 New York/USA. Pianistin, Musikpädagogin. Ausbildung bei ihrem Vater, 1881 erster öffentlicher Auftritt im Rahmen eines Schülerkonzerts im Bösendorfersaal. Im Alter von elf Jahren trat sie in diesem Rahmen auch als Opernsängerin der Titelrolle von Vincenzo Bellinis Norma auf, 1884 präsentierte sie sich mit ihrem Bruder auch im Theater in der Josefstadt (Wunderkinder). 1885 spielte sie F. Liszt dessen symphonische Dichtung Les Préludes in einer Klavierbearbeitung vor. Im gleichen Jahr konzertierte sie mit ihrem Bruder in Budapest. War später in Wien als Pianistin und Musikpädagogin tätig. Seit 12.2.1911 verheiratet mit Alexander Neustadt (* 26.7.1869 Budapest, † ?.10.1953 New York). Emigrierte im April 1937 in die USA (Exil).
Hugo: * 4.2.1874 Wien, † 3.3.1944 Nizza (Nice/F [Freitod]). Dirigent und Komponist. Lernte Violine bei seinem Vater und war Schüler A. Bruckners. Trat mit seiner Schwester schon als Kind mehrfach als Geigenvirtuose auf. Später wirkte er auch als Komponist. Ab 1895 war B. als Theaterkapellmeister tätig, er begann in Pressburg, ging danach nach Linz (1896), Esseg (Osijek/HR, 1897), Czernowitz (1898), Teplitz (1899), Pilsen (1900), Regensburg/D (1901/02), Magdeburg/D (1903) und Bielitz (Bielsko-Biała/PL; 1904/05). Spätestens 1906 war er in New York, danach in Berlin, Anfang 1907 in London tätig. 1908 zunächst wieder in Berlin, im Herbst in Amsterdam, danach möglicherweise erneut in New York. 1913 Direktor des Theaters Groß-Berlin. Darüber hinaus bewarb B. ab 1911 im Namen der AKM die Musik österreichischer Unterhaltungsmusikkomponisten in Deutschland. 1916 übernahm er die Leitung des Verbands zum Schutze musikalischer Aufführungsrechte in Berlin und erlangte in der Folge großen Einfluss. 1928 verlor er diese Position nach Unterschlagungsvorwürfen. Ab April 1929 fungierte B. als europäischer Vertreter der amerikanischen Verwertungsgesellschaft ASCAP. 1933 emigrierte er nach Paris, 1941 floh er nach Nizza. Nach der deutschen Besetzung durch die Nationalsozialisten 1944 wurde er verhaftet und nahm sich in der deutschen Abteilung des Nizzaer Gefängnisses das Leben.
Geheimrat 1915; Hofrat.
Opern (Enoch Arden); 5 Sinfonien; Ouvertüren; Lieder; Chöre; Transkriptionen für V.; Kaiser Jubiläums-Festmarsch op. 12, gewidmet K. Franz Joseph I.
Sein Neffe
Rudolf B. (Pseud. B. Rudolf): * 12.4.1876 Wien, † 11.5.1942 KZ Klein Trostinetz bei Minsk/Ostland [Maly Traszjanez/BY]. Bankbeamter, Komponist und Schriftsteller. Sohn von Ph. B.s Bruder Adolf (1835–1912), einem Rechtsanwalt, der angeblich Vorbild des Malers Arthur B. in der Operette Der Carneval aus Rom von J. Strauss Sohn (T: J. Braun) war. Studierte nach der Matura am k. k. Obergymnasium Wien XVII ab 1900 an der Philosophischen Fakultät der Univ. Wien (Vorlesungen aus Chemie, Botanik und Biologie) und belegte zuletzt im Wintersemester 1903/04 Vorlesungen aus Musikwissenschaft bei G. Adler. Am 15.7.1901 heiratete er die Näherin Caroline Knirsch. Im Hauptberuf Bankbeamter, trat er ab 1905 als Komponist von Wienerliedern und Märschen, v. a. verlegt bei H. Knepler, an die Öffentlichkeit. 1906–09 als Musikkritiker für das Wiener Montags-Journal tätig. Trat am 31.9.1907 aus dem Judentum aus. Am 6.5.1942 wurde er aus Wien VII, Neustiftgasse 54, nach Maly Trostinec deportiert. Sein Halbbruder war der Entomologe und Anthropologe Felix B. (1882–1957).
Wienerlieder (Der Herrgott schaut oba und lacht; Wiener Idyllen, Nur kane faden Tanz), Märsche (Don Quixote).
Beiträge für das Wiener Montags-Journal.
Eisenberg 1898; F-A 1 (1936); Kosel 1902; Ulrich (1997); K. Nathaus in European Review of History 20/5 (Oktober 1913); [Kat.] Die Vertreibung des Geistigen aus Öst. 1985; C. M. Gruber, Opernuraufführungen 3 (1978); G. J. Ferencz (Hg.), "The Broadway Sound". The Autobiographiy and Selected Essays of Robert Russell Bennet 1999, 100f; Neues Wr. Tagbl. 19.10.1905, 11; Dt. Kunst- und Musik-Ztg. 6.3.1885, 122, 10.3.1886, 86, 1.4.1889, 68; NFP 25.1.1888, 7, 11.1.1882, 6, 22.4.1885, 6, 23.3.1889, 7, 28.9.1907, 11, 13.11.1908, 14, 19.6.1916, 9; Morgen-Post 1.1.1884, 12, 13.2.1884, 4; Die Bombe 24.2.1884, 10; Die Presse 22.3.1889, 11; Wr. Allgemeine Ztg. 15.9.1885, 6; Wr. Sonn- und Montags-Ztg. 25.3.1889, 3; Österr. Musik- und Theaterztg. 5–6 (Dezember 1892), 7; Linzer Volksbl. 8.9.1895, 3; Bukowinaer Post 13.1.1898, 5; Teplitz-Schönauer Anzeiger 5.10.1898, 4; Der Humorist 1.8.1902, 4, 10.7.1904, 2, 20.12.1906, 3, 1.3.1913, 6; [Linzer] Tages-Post 9.5.1909, 9, 10.11.1923, 7; Neues Wr. Journal 28.12.1920, 7, 6.10.1928, 4, 6.2.1934, 3; Wr. Morgenztg. 22.7.1921, 6; Illustrierte Kronen-Ztg. 21.5.1932, 11; Variety 3.4.1929, 3; Das Vaterland 8.3.1867, [3]; Neues Fremden-Bl. 27.11.1867, 6; Trauungsbuch der IKG Wien Innere Stadt 1871, RZ 49; Geburtsbuch der IKG Wien 1874–77, RZ 3316; www.lexm.uni-hamburg.de (2/2020); www.familysearch.org (2/2020); www.doew.at (2/2020); www.demos.ac.at (2/2020); Mitt. Oliver Bryk (5/2007); Mitt. Archiv Univ. Wien (3/2020); eigene Recherchen (www.anno.onb.ac.at; Lehmanns Adresskalender; www.genteam.at).