Einer der ältesten musikrelevanten Einsatzbereiche von Computern ist die Partitursynthese bzw. algorithmische Komposition (Lejaren A. Hiller/Leonard M. Isaacson, Illiac Suite for String Quartet 1955/56). Die Partitursynthese erzeugt aufgrund von Algorithmen, Zufallsprozessen, Materialauswahl etc. nicht Klänge, sondern Noten o. ä. Symbolfolgen. Somit fällt nicht nur elektroakustische bzw. elektronische Musik, sondern gegebenenfalls auch reine Instrumental- oder Vokalmusik unter den Begriff C.
Der zweite traditionelle Bereich der C. ist die Berechnung elektroakustischer Klänge (Klangsynthese). Die ersten Versuche, Klänge mit Computern zu berechnen, datieren ebenfalls aus der Mitte der 1950er Jahre (Bell Telephone Laboratories, USA). Hauptverfahren sind Additive Synthese (Fourier-Synthese), FM-Synthese (Frequenzmodulation), Granularsynthese und Physical Modeling (Simulation von Instrumentalklängen). Auch analoge elektronische Klangsynthese-Verfahren werden mittlerweile mit Computern digital simuliert.
Mit der Massenfertigung von Computern (seit 1981 Personal Computer/PC, seit 1984 Apple Macintosh, seit 1985 Atari ST, seit 1991 IRCAM Workstation und Apple Powerbook) sowie mit steigender Entwicklung und Verbreitung musikspezifischer Software wird der Begriff C. zunehmend auch auf (live-elektronische) Klangumwandlung, Klanginstallationen, Live-Performances, Multimedia-Anwendungen, Internet-Kunst sowie im weiteren Sinne auch auf Techno etc. ausgedehnt. Überdies sind Computer auch in ursprünglich analogen Domänen wie Studiotechnik, Notensatz, Musikarchivierung und Musikdistribution etabliert. Eine enge Definition des Begriffs C., etwa anhand von Unterscheidungen zwischen (spezialisierter) Hardware und multifunktionaler Hardware/Software oder zwischen analogen und digitalen Syntheseverfahren, erscheint daher zunehmend unrealistisch.
Frühe Auseinandersetzungen mit Klangsynthese oder Partitursynthese vonseiten österreichischer Komponisten zeigen sich (zunächst weitgehend außerhalb Österreichs und mit analogen Klangsyntheseverfahren realisiert) u. a. im Schaffen von E. Krenek (Spiritus intelligentiae, Sanctus op. 152, 1955/56), G. Ligeti (Artikulation 1958), Max Brand, A. Logothetis (Fantasmata 1959/60), I. Radauer, B. Schaeffer, T. Ungvary, D. Kaufmann und W. Zobl. Der österreichischen Institutionalisierung der elektronischen Musik folgten Hardware-Entwicklungen (u. a. Helmut Gottwald, P. Mechtler) und insbesondere Software-Entwicklungen (P. Böhm, H. Dencker, G. Eckel, R. Höldrich, B. Lang, W. Musil, W. Ritsch u. a.), die meist eng mit kompositorischen Überlegungen einhergingen. C. spielt mittlerweile im Werk zahlreicher österreichischer Komponisten eine zentrale Rolle (B. Liberda, G. Martin, G. Rabl, G. Trimmel, A. Weixler, G. E. Winkler, G. Zechberger u. a.). Herausragende Bedeutung haben Computer in Österreich insbesondere auch in den Bereichen Komposition/Improvisation/Performance (K. Essl, Ch. Fennesz, L. Ligeti, I. Lintz-Maués, W. Mitterer, K. Obermaier, G. Proy, P. Rehberg („Pita“), W. Ritsch, E. Schimana, M. Zabelka) und Jazz (H. Neugebauer, H. Pepl, A. Roidinger) sowie im Grenzbereich zur bildenden Kunst/Medienkunst (S. Auinger, E. Redl, A. Sodomka/M. Breindl/N. Math, Duo Granular Synthesis u. a.).
Ars Electronica. Kataloge 1979ff. (s. auch http://kultur.aec.at/20Jahre/); G. Batel et al. (Hg.), C. 1987; VierteljahresschriftComputer Music Journal, 1977ff.; B. Enders, Lex. Musikelektronik 1997; M. Harenberg in S. Schade/G. Ch. Tholen (Hg.), Konfigurationen. Zwischen Kunst und Medien 1999; D. Kaufmann in H. Leopoldseder (Hg.), Meisterwerke der Computerkunst, 1988; P. Mechtler in ÖMZ 34 (1979); ÖMZ 39/9 (1984) [Themenheft: Zur Situation der C.]; Proceedings of the International Computer Music Conference (ICMC). Computer Music Association (CMA), 1977ff.; M. Supper, Elektroakustische Musik und C. 1997; I. Lintz-Maués/G. Trimmel, Acustica. Elektronischer Frühling 1995.