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Geiringer, Geiringer, Karl Familie
Karl Johannes: * 1899-04-2626.4.1899 Wien, † 1989-01-1010.1.1989 Santa Barbara, CA/USA. Musikwissenschaftler. G. lernte als Kind zunächst Geige und Bratsche. Nach absolviertem Kriegsdienst studierte er 1918–20 und ab 1921 Musikwissenschaft bei G. Adler, R. Lach, E. Wellesz, H. Gál und W. Fischer an der Univ. Wien bzw. 1920/21 in Berlin bei Curt Sachs, Hermann Kretzschmar und Johannes Wolf (1923 Promotion in Wien). Daneben nahm er privat einige Stunden bei A. Schönberg. Nach kurzer Tätigkeit beim Wiener Philharmonischen Verlag wurde G. 1930 als Nachfolger von E. Mandyczewski Bibliothekar der Gesellschaft der Musikfreunde. Außerdem gab er mehrere Bände der DTÖ heraus. 1938 musste er Österreich verlassen (Exil). Nach einigen Jahren in London (Arbeit bei der BBC, am Royal College of Music und für Grove’s Dictionary) wurde G. 1940/41 Prof. am Hamilton College in Clinton, NY/USA, ab 1942 an der Univ. Boston, wo er 21 Jahre lang blieb. 1955–57 wirkte G. als Präsident der American Musicological Society. 1962 wechselte er an die Univ. of California (Santa Barbara). Nach seiner Pensionierung 1972 war er weiter als Herausgeber und Gastprofessor an verschiedenen amerikanischen Univ.en tätig. G. war wesentlich an der Transformierung der Adler-Schule in die junge amerikanische Musikwissenschaft in den 1950er und 1960er Jahren beteiligt.
Ehrungen
Fellow of the American Academy of Sciences 1959; Ehrenkreuz für Kunst und Wissenschaft der Republik Österreich 1969; Ehrenmitglied der American Musicological Society 1970; Großes Ehrenkreuz für Verdienste um die Republik Österreich; Ehrenmitglied der ÖGMw; G. Hall an der Univ. of California (Santa Barbara).
Schriften
(mit Irene) u. a. Joseph Haydn 1932 (und weitere Haydn-Bücher); Johannes Brahms 1935; Musical Instruments 1943; (mit Bernice) This I Remember 1993.


Seine erste Frau

Irene (geb. Steckel): * 21.5.1899 Czernowitz/Bukowina (Černivci/UA), † 23.9.1983 Santa Barbara, CA/USA. Musikwissenschaftlerin, Germanistin. Sie studierte an der Univ. Wien Philosophie und Germanistik (die Belegung musikwissenschaftlicher Lehrveranstaltungen ist nicht nachweisbar) und promovierte 1921. Anschließend arbeitete sie beim Wiener Philharmonischen Verlag, wo sie ihren späteren Mann kennenlernte (Hochzeit 1928). Sie war an zahlreichen Publikationen ihres Mannes beteiligt, bei welchen sie die biografischen Teile schrieb. Erst in späteren Auflagen wurde ihre Mitarbeit als Autorin genannt. Sie hatten die Zwillingssöhne Martin und Ludwig (* 30.1.1936 Wien).


Schriften
(mit K. G.) u. a. Joseph Haydn 1932 (und weitere Haydn-Bücher); Johannes Brahms 1935; Musical Instruments 1943.


Seine zweite Frau

Bernice (geb. Abrams): * 24.4.1918 Minneapolis/USA, † 11.6.2001 Santa Barbara. B. G. wurde im Alter von vier Jahren adoptiert und kam mit ihren Eltern nach Los Angeles/USA. Bereits drei Jahre später begann sie mit dem Klavierspiel und bekam zunächst Unterricht bei der Nachbarin Blanche Hancock, später bei Leona Aaron. Um 1932 wurde Alfred Mirovitch ihr Lehrer, gleichzeitig belegte sie in ihrer Highschool Kompositionsseminare bei Fanny Charles Dillon. Diese riet ihr um 1934, A. Schönberg eigene Kompositionen vorzuspielen; bei ihm studierte sie zwei Jahre (ca. 1936–37) an der Univ. of Southern California sowie der Univ. of California/Los Angeles Kontrapunkt. Sie war eine der ersten Schönberg-Schüler/innen in den USA und ihre Klasse bestand zu dieser Zeit neben ihr nur noch aus George Trembly und John Cage. Gleichzeitig studierte sie weiterhin Klavier bei Victor Aller und entschied sich mit 18 Jahren, eine Karriere als Pianistin anzustreben (Debüt 1938), weshalb sie den Unterricht bei Schönberg beendete. Sie gewann zahlreiche Wettbewerbe, gab Meisterklassen und spielte u. a. mit dem Minneapolis Symphony Orchestra unter D. Mitropoulos. B. G. heiratete Monroe Shapiro (Scheidung 1984), mit dem sie 1959 nach Santa Barbara zog. 1987 heiratete sie K. G. und nach dessen Tod Burton Klein (1994).


Schriften
(mit K. G.) This I Remember 1993.
Literatur
NGroveD 9 (2001); MGG 4 (1955); Personenlex. Öst. 2001; Orpheus im Exil 1995; I. Korotin (Hg.), biografiA 1 (2016); J. Gabriel in Lex. verfolgter Musiker u. Musikerinnen der NS-Zeit 2020 (www.lexm.uni-hamburg.de; 3/2021); R. Jackson in Performance Practice Review 2/2 (1989); Los Angeles Times 15.6.2001 (www.legacy.com; 3/2021); www.demos.ac.at (4/2021); Nachlass B. G. im Arnold Schoenberg Center (Satellite Collection G10); Mitt. Archiv MUniv. Wien (4/2021).


Seine Schwägerin

Nana (geb. Krieger, eig. Jeanette, Joanette): * 1.12.1905 Bielitz (Bielsko/PL), begr. 25.5.1970 Bronxville, New York/USA. Pianistin, Musikpädagogin. G. besuchte bereits als 8-jährige die Musikakademie in Budapest, danach studierte sie 1922–25 Klavier bei P. Weingarten an der Wiener MAkad. und schloss mit der Reifeprüfung ab. Ab 1923 trat sie in Wien öffentlich auf, darunter im Musikverein und im Konzerthaus, außerdem war sie häufig im Radio zu hören. Sie konzentrierte sich auf die Kammermusik und spielte in zahlreichen Ensembles (u. a. im Auber-Quartett). Sie spielte die Wiener EA der Ballade von F. Salmhofer (1927) sowie die UA von J. Takácsʼ Suite Arabe (1930). 1933 führte sie die durch ihren Schwager K. G. aufgefundenen und edierten Werke von R. Schumann auf: 8 Polonaises (Wiener EA) sowie 6 Frühe Lieder (UA). Bereits während ihrer Studienzeit begann sie selbst zu unterrichten, auch später in den USA hatte sie noch zahlreiche Schüler. Sie ging vermutlich spätestens 1938 gemeinsam mit ihrem Mann, dem Ingenieur Paul Ludwig G. (* 10.8.1894 Neustadt an der Mettau [Nové Město nad Metují /CZ], † 1973 Bronxville; Hochzeit 1930?) und ihrer Mutter Bertha (1881–1970) ins Exil in die USA, wo sie in Boston lebten. Spätestens 1955 übersiedelten sie nach Bronxville, wo sie 15 Jahre Mitglied des Bronxville Women’s Club und ab 1955 auch Präsidentin des Music Teachers’ Council wurde.


Schriften
(Hg.) J. Haydn: Kleine Tänze für die Jugend (Universal Edition 1935); (Hg.) W. A. Mozart: Tänze und Märsche für Klavier zu 4 Händen (Universal Edition 1937).
Literatur
Wr. Morgenztg. 10.4.1923, 4; Neues Wr. Journal 14.3.1926, 12, 15.1.1927, 12; Radio Wien 14.3.1930, 34, 16.6.1933, 30; Grazer Tagbl. 15.3.1930, 22; Der Abend 23.5.1931, 6; Bronxville Review Press and Reporter 7.7.1955, 3, 4.6.1970, 13; https://de.findagrave.com (3/2021); eigene Recherchen (www.konzerthaus.at [3/2021]; www.geni.com [3/2021]; www.onb.ac.at [3/2021]; www.anno.onb.ac.at [3/2021]). Archiv MUniv. Wien (3/2021).

Autor*innen
Meike Wilfing-Albrecht
Letzte inhaltliche Änderung
6.10.2021
Empfohlene Zitierweise
Meike Wilfing-Albrecht, Art. „Geiringer, Familie‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 6.10.2021, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x0001ced4
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.

MEDIEN
Nana Geiringer (Die Stunde 22.2.1928, 12)© ANNO/ÖNB

DOI
10.1553/0x0001ced4
GND
Geiringer, Karl: 119167239
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