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Gluck, Gluck, true Christoph Willibald
* 1714-07-022.7.1714 Erasbach in der Oberpfalz/D, † 1787-11-1515.11.1787 Wien. Komponist. Sohn eines Forstmeisters. Aufgewachsen in Nordböhmen, verließ er frühzeitig das Elternhaus; 1731 war er Student an der Prager Universität, aber schon Mitte der 1730er Jahre taucht er in Wien auf, wo er bei den Hausmusiken beim Fürsten Philipp Hyazinth Lobkowitz mitwirkte; ging 1737 nach Mailand als Musiker in der Hauskapelle des Fürsten Antonio Maria Melzi, dort Schüler von G. B. Sammartini, 1741 Komposition seiner ersten Oper (Artaserse); in den nächsten Jahren Opernaufträge für Mailand, Venedig, Crema/I, Turin/I; 1745 nach London, zwei Auftragswerke (La caduta dei giganti 1745/46, Artamene 1746), diese sowie sechs Triosonaten sind die ersten gedruckten Werke; Begegnung mit G. F. Händel; nach der Rückkehr aus England schloss er sich an die Wandertruppe der Brüder Mingotti an; über die folgenden Jahre ist wenig bekannt, nachgewiesen ist er 1747 in Pillnitz/Dresden/D (Le nozze d’Ercole e d’Ebe) und 1748 in Wien (La Semiramide riconosciuta); danach mit der Mingottischen Operntruppe in Hamburg/D und Kopenhagen und mit der Locatellischen Wandertruppe in Prag (Ezio 1749/50, Issipile 1751/52); 1752 nach Neapel (La clemenza di Tito). 1750 Vermählung mit Maria Anna Bergin (Pergin, 1732–1800) in Wien, keine eigenen Kinder, 1768 Adoption seiner Nichte Nanette Hedler; 1752 ließ er sich endgültig in Wien nieder; Eintritt in die Hauskapelle des Prinzen J. F. v. Sachsen-Hildburghausen (neben G. Bonno Kapellmeister und Komponist); 1754 anlässlich eines Festes des Prinzen in Schloßhof/NÖ näherer Kontakt zum Kaiserhof (Le Cinesi, Cori). Durch Graf G. Durazzo, Hoftheater-Intendant seit 1754, Verpflichtung zur Komposition von „Theatral- und Akademiemusik“ für die beiden Hoftheater; Aufträge für besondere Festlichkeiten (L’Innocenza giustificata 1755, Il re pastore 1756, Tetide 1760); 1756 nach Rom (Antigono), Verleihung des Titels „Cavaliere dello Sperone d’oro“; zwischen 1758 und 1761 v. a. Komposition von französischen Opéras-comiques (z. B. Le Cadi dupé 1761, La rencontre imprévue 1764). Begegnung mit R. Calzabigi 1761, gemeinsam Erneuerung des musikalischen Dramas, erste Reformwerke: Ballettpantomime (Ballett) Don Juan (1761) mit G. Angiolini als Choreograph und die „Azione teatrale per musica“ Orfeo ed Euridice (1762) mit Text von Calzabigi; 1763 nach Bologna/I (Il trionfo di Clelia), dort Zusammentreffen mit Padre G. B. Martini; 1764 nach Paris zur Drucklegung der Orfeo-Partitur, Rückreise über Frankfurt a. M./D zur Königskrönung Erzherzog Josephs; 1765 anlässlich der zweiten Hochzeit Josephs II. Komposition der Opern-Serenata Il Parnaso confuso, der Festoper Telemaco und der Ballettpantomime Semiramis; 1767 weitere Reformoper Alceste in Zusammenarbeit mit Calzabigi; 1769 nach Parma/I (Le feste d’Apollo); 1770 letztes Werk in der Reihe der italienischen Opern Paride ed Elena. Kontakt mit der Pariser Oper durch Marquis Le Blanc du Roullet; Förderung in Paris durch Marie Antoinette (seit 1770 verheiratet mit dem französischen Thronfolger); 1773/74 erste Reise nach Paris zur Aufführung der Iphigénie en Aulide (1774), großer Erfolg; Neufassung des Orfeo für Paris als Orphée et Eurydice (1774); Rückkehr nach Wien, Ernennung zum „wirklichen k. k. Hofcompositeur“ durch Maria Theresia; 1774/75 während der zweiten Paris-Reise Zusammentreffen mit Friedrich Gottlieb Klopstock in Karlsruhe/D und Rastatt/D, Vortrag einiger Oden-Vertonungen; Bearbeitungen der beiden opéras comiques L'arbre enchanté und Cythère assiégée für Paris (1775); 1776 dritte Paris-Reise zur Aufführung der französischen Alceste; Pariser Opernstreit zwischen den Anhängern G.s und denen der italienischen Oper; 1777/78 vierte Paris-Reise zur Aufführung der Oper Armide (1777); 1778/79 fünfte und letzte Reise nach Paris, Aufführung der Tragédie Iphigénie en Tauride (1779), sein größter Triumph; letzte Oper für Paris Echo et Narcisse (1779). Rückkehr nach Wien, 1781 anlässlich des Besuchs des russischen Großfürsten Paul Petrowitsch Aufführung der italienischen Opern Orfeo und Alceste, der Opéra comique Die Pilger von Mekka sowie der gemeinsam mit Johann Baptist Alxinger hergestellten deutschen Fassung der Iphigenie auf Tauris. Nach zwei Schlaganfällen letzte Lebensjahre in Wien; als letzte Veröffentlichung 1785 sieben Oden von Klopstock; Tod am 15.11.1787 nach einem erneuten Schlaganfall; Beisetzung am 17.11. auf dem Matzleinsdorfer Friedhof; 1890 Überführung des Grabmals auf den Wiener Zentralfriedhof. Seine Nichte

Nanette Marianna G. (* 1759 Wien, † 22.4.1776 Wien), Tochter einer Schwester und von ihm adoptiert, war Sängerin (Sopran). Nach einigen Konzerten in Wien und Paris wurde sie, erst 17-jährig, Opfer einer Pockenepidemie.


Gedenkstätten
Ehrengrab Wr. Zentralfriedhof (s. Abb.); G.gasse (Wien I und Graz VIII).
Werke
Opern: La Semiramide riconosciuta (Wien 1748); Le Cinesi (Schlosshof 1754); La danza (Laxenburg 1755); L’innocenza giustificata/La Vestale (Wien 1755/1768); Il re pastore (Wien 1756); La fausse esclave (Wien 1758); L’île de Merlin (Schönbrunn 1758); Le diable à quatre (Laxenburg 1759); Cythère assiégée (Wien 1759); L’Arbre enchanté (Schönbrunn 1759); Tetide (Wien 1760); L’ivrogne corrigé (Wien 1760); Le Cadi dupé (Wien 1761); Orfeo ed Euridice (Wien 1762); Arianna (Pasticcio, Laxenburg 1762); Ezio (Wien 1763); La Rencontre imprévue (Wien 1764); Il Parnaso confuso (Schönbrunn 1765); Telemaco (Wien 1765); La corona (komponiert Wien 1765); Alceste (Wien 1767); Paride ed Elena (Wien 1770); Iphigénie en Aulide (Paris 1774); Orphée et Eurydice (Paris 1774); Alceste (frz., Paris 1776); Armide (Paris 1777); Iphigénie en Tauride (Paris 1779); Echo et Narcisse (Paris 1779); Iphigenie auf Tauris (Wien 1781). – Tanzdramen: Don Juan (Wien 1761); Citera assediata (Wien 1762, Musik verschollen); Alessandro (Wien 1764); Sémiramis (Wien 1765); Achille (komponiert Wien 1765?); Iphigénie (Laxenburg 1765, Musik und Szenarium verschollen). Oden und Lieder nach Texten von Klopstock; Sinfonien, Triosonaten, Musik für mechanische Musikinstrumente. – NA.en: Ch. W. G., Sämtliche Werke, begründet v. R. Gerber, hg. v. G. Croll 1953ff. [bisher 33 Bde.].
Literatur
A. Schmid, Ch. W. Ritter v. G. 1854; A. B. Marx, G. und die Oper 1863; A. Wotquenne, Catalogue Thématique des œuvres de Ch. W. v. G. 1904; J. Liebeskind, Ergänzungen und Nachträge zu dem Thematischen Verzeichnis der Werke von Ch. W. v. G. von Alfred Wotquenne 1911; R. Haas, G. und Durazzo im Burgtheater: die Opera comique in Wien 1925; G. Kinsky (Hg.), G.s Briefe an Franz Kruthoffer 1927; A. Einstein, G. 1987; R. Gerber, Ch. W. G. 1941; A. A. Abert, Ch. W. G. 1959; C. Hopkinson, A Bibliography of the Printed Works of Ch. W. v. G., 1714–1787, 1959; H. u. E. Müller v. Asow (Hg.), The Collected Correspondence and Papers of Ch. W. G. 1962; G. e la cultura italiana nella Vienna del suo tempo in Chigiana N.S. 9/10 (1972/73); K. Hortschansky, Parodie und Entlehnung im Schaffen Ch. W. G.s 1973; P. Howard, Ch. W. G. 1987; K. Hortschansky (Hg.), Ch. W. G. und die Opernreform 1989; P. Howard, G.: an Eighteenth-Century Portrait in Letters and Documents 1995; G. Croll/M. Woitas (Hg.), [Kgr.-Ber.] Gluck in Wien 1987, 1989; B. A. Brown, G. and the French Theatre in Vienna 1991; E. Grossegger, G. und d’Afflisio 1995; D. Heartz, Haydn, Mozart and the Viennese School. 1740–1780, 1995; G. Buschmeier/K. Hortschansky (Hg.), [Kgr.-Ber.] Tanzdramen, Opéra-comique Mainz 1992, 2000; I. Brandenburg/G. Croll (Hg.), Beiträge zur Wiener G.-Überlieferung 2001; K-R 1997 (N. G.).

Autor*innen
Elisabeth Richter
Irene Brandenburg
Letzte inhaltliche Änderung
14.8.2023
Empfohlene Zitierweise
Elisabeth Richter/Irene Brandenburg, Art. „Gluck, Christoph Willibald‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 14.8.2023, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x0002095e
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.

MEDIEN
Ehrengrab am Wiener Zentralfriedhof© 2021 Monika Kornberger
© 2021 Monika Kornberger

DOI
10.1553/0x0002095e
GND
Gluck, Christoph Willibald: 118539841
OBV
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