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Goisern
Ort im oberösterreichischen Salzkammergut mit hohem evangelischen Bevölkerungsanteil (seit 1955 Bad G.). Hier wirkten drei Geigenbauerfamilien: Kefer, Peer und Gandl (auch Gändl). Zu den bedeutendsten Meistern zählte Josef Kefer (1720–80). Von der Geigenbauerfamilie Peer kennt man nur den Stammvater Paul Peer, der auch Spielmann war und um 1720 mit der Herstellung von Saiteninstrumenten begann. Die Instrumente eines gewissen Gandl weisen Merkmale der Tiroler Geigenbautradition des J. Stainer auf (Derschmidt/Deutsch). Kefer-Geigen waren noch bis an die Schwelle der Gegenwart in Gebrauch.

Im 18. Jh. mussten viele Goiserer aus Glaubensgründen auswandern; die Volkskultur der sog. Landler in mehreren deutschen Sprachinseln, die in der fremden Umgebung einige altertümliche Züge auch in musikalischer Hinsicht bewahrt hat (z. B. beim Landlertanz; vgl. Wolfram), wird heute im Heimat- und Landlermuseum gezeigt.

Bis heute sind in Bad G. lebendige Volksmusiktraditionen zu finden, insbesondere bei den Almtänzen, Kirchtagstänzen, Schützenmählern und im Fasching; auch bei den Bergfesten in Perneck (bei Bad Ischl) und Hallstatt sind die Goiserer gesuchte Geiger. Bei den feierlichen Schlussschießen der Schützengesellschaften zeigen Pfeifer und Trommler die Treffer an. Eine überregional bekannte Gruppe war die Simon-Geigenmusi mit der Besetzung 2 Geigen, Ziehharmonika und Bassgeige, deren Mitglied viele Jahre lang der legendäre Ischler Tanzgeiger Alois Blamberger (1912–89) war. Heute (2002) spielt die Goiserer Geigenmusi bei traditionellen Tanzveranstaltungen.


Tondokumente
TD: Volksweisen aus dem Salzkammergut – Simon Geigenmusi, Goiserer Viergesang, LP Roots SL-516; Tanzweisen aus dem Salzkammergut mit der Simon Geigenmusi aus Bad G., LP Bschoad 46-13; Goiserer Viergesang, LP Bschoad 46-15; Lois Blamberger vulgo Blå Lois, CD Bschoad 46-311, 1999.
Literatur
Lütgendorff 1904; R. Wolfram in Zs. f. Volkskunde 5/2 (1933); W. Kefer in Bad G. 1963; F. J. Grieshofer, Das Schützenwesen im Salzkammergut 1977; G. Haid in Schr. zur Vm. 6 (1982); L. Neuper in Schr. zur Vm. 6 (1982).

Autor*innen
Gerlinde Haid
Letzte inhaltliche Änderung
25.4.2003
Empfohlene Zitierweise
Gerlinde Haid, Art. „Goisern“, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 25.4.2003, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x0001cf50
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.