Logo ACDH-CH
OeML Schriftzug
Logo OeML
Logo Verlag

Gothov-Grünecke Gothov-Grünecke Ludwig (Grüneke, Grunecke, Grünečke, Gotov, Gothow, Gothor), Familie
Ludwig Anton (Lajos Antal): * 1845-03-066.3.1845 [nicht 1847] Pest (Budapest), † 1921-10-1717.10.1921 Wien. Komponist, Kapellmeister, Theaterdirektor. Der Sohn eines Fabrikanten war wohl bereits im Alter von 12 Jahren als Primgeiger am Theater an der Wien tätig. Unterricht in Harmonielehre und Kontrapunkt erhielt er bei F. v. Suppè. Ca. 1864 war er Orchesterdirektor und 2. Kpm. am Landschaftlichen Theater in Klagenfurt. Spätestens 1867 ging er für ein Engagement an das Stadttheater nach Bamberg/D. 1868 war er Mitglied der Otteppschen Operettengesellschaft und Chormeister des Männergesangvereins Werschetz (Vršac/SRB). Dort wurde er ein Jahr später als Orchesterdirigent für die Theatergesellschaft von Karl Zeh (1834–1902) engagiert, der ihn ebenso für sein neu gegründetes Privattheater (1870) zum artistischen Leiter und Kpm. ernannte. 1873/74 war er Kpm. am Vereinigten Theater in Pilsen, wo er nebenbei bei der Pilsner Liedertafel als Sänger mitwirkte. Zumindest zw. 1873/77 war er Chormeister der Währinger Liedertafel in Wien XVIII. 1875 wurde er schließlich von H. Laube an das Wiener Stadttheater berufen, wo er bis 1877 wirkte. Es folgten mehrere Engagements an Wiener Theaterhäusern (u. a. zw. 1878/81 als Kpm. und Komponist am Theater in der Josefstadt, 1879 als Kpm. am Ring-Theater und 1882 als Kpm. und Komponist am Carltheater). Zw. 1880/83 dürfte er auch am Jantsch-Theater tätig gewesen sein. 1883 eröffnete Anton Ronacher seine Singspielhalle mit Theater im Prater (Wien II) unter G.-G.s künstlerischer Leitung, wo er auch mit seinem neu gegründeten Ensemble Wiener Tanzsängerinnen auftrat. Anschließend unternahm er mit diesem bis 1902 mehrere Europa-Tourneen. 1883 dürfte sich G.-G. wegen eines kurzzeitigen Engagements am Thaliatheater in New York/USA aufgehalten haben. 1885 fungierte er erneut als Kpm. des Wiener Stadttheaters sowie als Chormeister der Wiener Liedertafel. 1890 gründete er die Wiener Soubretten-Gesellschaft, mit der er u. a. in Pertls Grand Etablissement im Dritten Kaffeehaus (ebenfalls im Prater) einaktige Singspiele aufführte. 1891 pachtete er das Königstädtische Theater am Alexanderplatz in Berlin und leitete dieses bis 1898 als dessen Direktor. Nach seiner Rückkehr nach Wien am 1.6.1900 war er weiterhin als Kpm. aktiv (z. B. 1902 am Jantsch-Theater). Ca. 1905–21 war er Inhaber einer eigenen renommierten Gesangs- und Operettenschule in Wien (mehrere Standortwechsel). Zu seinen bekanntesten Schülern und Schülerinnen zählten die Brüder E. Arnold und F. Imhoff. Seine Werke wurden zu Lebzeiten an den verschiedensten Bühnen (v. a. in Österreich und Deutschland) unter seiner Leitung erfolgreich (ur-)aufgeführt, in seinen Nachrufen wird jedoch kritisiert, nur Der Böhm in Amerika sei von nachhaltigem Erfolg geprägt gewesen.
Werke
Oper Eduard und Kunigunde 1869; Possen (u. a. Soldatenstreiche 1881, Schützenliesl 1882, Soldatenjux 1887, Ein besserer Herr 1900); Operetten (u. a. Ein weiblicher Grobian 1875, Goldfischchen 1882, Der Amerikaner 1889); Gesangsburlesken (u. a. Der Böhm in Amerika gem. m. M. v. Weinzierl 1881, Zweierlei Tuch 1906); Volksstücke (u. a. Josef Lanner 1880); Tragödien (Tiberius 1875); Hymnen (Viribus unitis 1873); Klavierwerke (u. a. Glöckchen-Gavotte 1901); Lieder (u. a. Verlassen bin i 1890); Couplets; Tänze (u. a. Treu Liebchen 1867); Chöre; Märchenspiele (u. a. Wie die Zwerge die Riesen besiegten 1913); Festspiele (u. a. Im Silberland 1912, Unser Franz 1914).
Literatur
Eisenberg 1893; Kosel 1902; F. Metz, Der Temeswarer Philharmonische Verein 2005; Wr. Ztg. 15.9.1878, 4, 18.10.1921, 14; 5.4.1922, 18; Wr. Presse 18.3.1883, 6; Die Presse 27.8.1873, 9, 22.12.1883, 11, 15.6.1884, 9; Pilsener Ztg. 25.10.1873, 3, 20.12.1873, 2, 7.3.1874, 1; Pilsner Fremdenbl. 18.1.1874, 3; Dt. Musik-Ztg. H. 43 (1875), 8, H. 20 (1885), 258, H. 24 (1887), 209; Neues Fremden-Bl. 20.6.1871, 6, 2.12.1875, 8; Morgen-Post 27.12.1875, 3, 4.11.1877, 2, 5.6.1883, 8, 11.9.1883, 5; Wr. Theater-Chronik 7.9.1877, 2f; Figaro 15.10.1881, 7; Neues Wr. Tagbl. 17.7.1875, 5, 16.5.1883, 5, 29.9.1883, 5, 14.11.1883, 5, 9.5.1890, 16, 26.6.1890, 6, 24.7.1908, 11, 12.10.1913, 62; Kikeriki 2.8.1885, 3; Steirische Alpenpost 15.9.1889, 4; Wr. Theaterztg. 22.9.1889, 6; Österr. Kunst-Chronik 12.5.1883, 24; Wr. Spezialitäten 5.10.1889, 4; Linzer Volksbl. 13.8.1890, 4; Salzburger Volksbl. 19.8.1890, 6; Dillinger’s Reiseztg. 10.3.1892, 6; Prager Tagbl. 30.5.1895, 17; Neuigkeits Welt-Bl. 13.7.1898, 10; Der Humorist 20.6.1899, 4, 1.2.1910, 4, 1.12.1912, 5; Illustrierte Kronen Ztg. 5.5.1905, 11, 19.10.1921, 3; Neues Wr. Journal 19.5.1914, 4, 18.10.1921, 3; NFP 18.6.1871, 9; Berliner Musikztg. 23.8.1883, 7; Bamberger neueste Nachrichten 20.10.1867, 4; Bamberger Tagbl. 23.11.1867, 2566; Allgemeine dt. Musikztg. 11.2.1876, 53; Sterbebuch der Pfarre St. Josef ob der Laimgrube (Wien VI) 1919–28, fol. 65; www.genteam.at (8/2022); www.ancestry.ca/ (8/2022); www.familysearch.org (8/2022); https://austria-forum.org (8/2022); eigene Recherchen (Dt. Bühnen-Jb.er; Lehmann-Adressbücher; https://archive.org; www.anno.onb.ac.at; https://digipress.digitale-sammlungen.de/; www.deutsche-digitale-bibliothek.de).


Seine Frau

Anna Theresia (geb. Hannakampf): * 9.4.1840 St. Ulrich/NÖ (Wien VII), † vor 1900 [Ort?]. Opernsängerin und Pädagogin. Die Tochter eines k. k. Kammerdieners, die G.-G. vor 1872 heiratete, erhielt Gesangsunterricht vermutlich bei Richard Mulder (1822–74) und beim Ehepaar Marchesi. Nachdem sie eine Zeit lang als Opernsängerin u. a. 1864 in Klagenfurt gewirkt haben dürfte, gab sie 1882–91 privaten Gesangsunterricht in Wien.


Literatur
Wr. Theater-Chronik 12.5.1864, 4; Die Bombe 2.11.1890, [7], 18.1.1891, [7]; Taufbuch der Pfarre St. Ulrich 1840, fol. 57; Taufbuch der Pfarre Rossau (Wien III) 1870–72, fol. 303; eigene Recherchen (Lehmann-Adressbücher).


Seine Töchter

Regine (verh. Römer, eig. Josefa Regina, Gina): * 1.11.1872 Wien, † 11.4.1918 Neuruppin/D. Harfenistin. Stammt aus G.-G.s Ehe mit A. H. Ihre Taufpatin war die Sängerin und Schauspielerin Josefine Paulmann (1845 – nach 1909). R. studierte 1885–91 Harfe bei A. Zamara und in den Nebenfächern Klavier, Allgemeine Musiklehre, Harmonielehre und Musikgeschichte am Konservatorium der GdM. Als Harfenistin trat sie 1891/92 bei Opernvorstellungen in Baden bei Wien und 1892 bei einem Konzert der Wiener Tanzsängerinnen gemeinsam mit ihrem Bruder (?), der ebenfalls Harfe spielte, unter der künstlerischen Leitung ihres Vaters in Salzburg auf. 1896 konzertierte sie bei einem Singspiel in Pertls Grand Etablissement und 1897 erneut mit G.-G.s Ensemble in Karlsbad. Sie verstarb in einer sog. „Irrenanstalt“.


Literatur
Badener Bezirks-Bl. 4.8.1891, 4, 5.1.1892, 4, 12.3.1892, 5, 11.8.1892, 4; NFP 21.6.1896, 7; Salzburger Volksbl. 14.10.1892, 3, 15.10.1892, 5; Die Presse 6.7.1896, 8; Hygiea 10.6.1897, 5f; Wr. Ztg. 5.4.1922, 18; Schwerter Ztg. 14.6.1922, o. S.; Taufbuch der Pfarre Rossau (Wien III) 1870–72, fol. 303; eig. Recherchen (Jahresberichte des Konservatoriums der GdM).


Bea (eig. Bertha, Berta): * 5.2.1891 Oberdöbling/NÖ (Wien XIX), † 29.10.1918 Hamborn (Duisburg/D). Schauspielerin und Sängerin. Geboren als uneheliche Tochter G.-G.s mit der Schlosserstochter, Sängerin u. a. am Ronacher und Nachfolgerin von G.-G.s Operettenschule (jedenfalls 1925–38), Aloisia Johanna (Luise) Kohlmayer (Kohlmeyer; * 11.6.1865 Wien, † nach 1946 [Ort?]), die G.-G. am 16.6.1900 in zweiter Ehe heiratete. Über B.s Ausbildung ist nichts bekannt, es ist jedoch anzunehmen, dass sie bei ihrem Vater ausgebildet wurde. 1916/17 hatte sie ein Engagement am Kurtheater in Bad Hall/OÖ sowie am Stadttheater in Steyr. Anschließend dürfte sie erste Soubrette in Hamborn gewesen sein. 1918 trat sie außerdem bei Operettenvorstellungen im Parkhaus Meiderich in Duisburg und in der Hamborner Stadthalle auf.


Literatur
Kosch 1 (1953); [Linzer] Tages-Post 27.9.1916, 7, 21.11.1916, 6, 27.2.1917, 9; Hamborner Volks-Ztg. 16.9.1918, 1452; Duisburger General-Anzeiger 3.10.1918, 1605, 30.10.1918, o. S.; Taufbuch der Pfarre Döbling (Wien XIX) 1891–92, fol. 15; Taufbuch der Pfarre Gumpendorf (Wien VI) 1865, fol. 154; Trauungsbuch der Pfarre Gumpendorf 1900, fol. 72; Mitt. Stadtarchiv Duisburg (8/2022); eig. Recherchen (Dt. Bühnen-Jb.er, Lehmann-Adressbücher).

Autor*innen
Karoline Hochstöger
Letzte inhaltliche Änderung
4.11.2022
Empfohlene Zitierweise
Karoline Hochstöger, Art. „Gothov-Grünecke (Grüneke, Grunecke, Grünečke, Gotov, Gothow, Gothor), Familie‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 4.11.2022, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x003dc961
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.

MEDIEN

DOI
10.1553/0x003dc961
GND
Gothov-Grünecke Ludwig: 143277928
OBV
Weiterführende Literatur
GND
Gothov-Grünecke Anna: 1285463625
OBV
Weiterführende Literatur
GND
Gothov-Grünecke Regine: 1298792975
OBV
Weiterführende Literatur
GND
Gothov-Grünecke Bea: 129879563X
OBV
Weiterführende Literatur

ORTE
Orte
LINKS
ACDH-CH, Abteilung Musikwissenschaft

Publikationen zur Musikwissenschaft im Verlag