Johann Georg: * ca. 1684 (Ort?), † 27.6.1740 Wieden (Wien IV). Musiker. Spielte ab 1710 als Cornettist in der Hofmusikkapelle.
Sein Sohn Leopold Joseph Johann Nepomuk (I): get. 26.12.1721 Wien, † 29.5.1804 Wieden. Musiker. Starb als Kirchenmusikus an St. Stephan und hinterließ neben seiner zweiten Frau Eleonora vier Kinder, von denen keines Musiker war. Seine erste Frau Theresia war bereits 1773 in Wien verstorben.
Bislang nicht belegbar ist eine mögliche Verwandtschaft mit den Brüdern Jakob, Anton (II) und Raymund G., deren Vater Anton (I; * ?, † vor 1790) 1747–49 als „Musicant“ und 1751 als „Bedienter“ bezeichnet wird.
Jakob: * ca. 1743/44 Wien?, † 12.5.1817 Spittelberg (Wien VII). Fagottist und Bassetthornspieler. Ist 1771–73 in den Orchestern der k. k. Hoftheater nachweisbar, 1772–75 substituierte er in der HMK. Im März 1780 bildete er gemeinsam mit den Brüdern A. und J. Stadler sowie den Hornisten Joseph Nagel und Franz Zwirzina die Harmoniemusik des Grafen Palm, bald danach muss er in die bereits 1781 aufgelöste Kapelle von Pálffy-Erdőd gewechselt sein. A. Stadler empfahl ihn im November 1781 erfolglos für die Kapelle von Kraft Ernst Fürst Oettingen-Wallerstein nördlich von Augsburg/D. J. N. Hummel widmete ihm sein Fagottkonzert in F-Dur. J. G. wird bei seinem Tod als ehemaliger herrschaftlicher Kammermusikus und Bierwirt bezeichnet, dürfte also den Musikerberuf zu einem nicht mehr feststellbaren Zeitpunkt aufgegeben haben.
Dessen Bruder Anton (II) Jakob: * 7.2.1747 Neustift (Wien VII), † nach 1804 (Ort?). Klarinettist und Barytonspieler. Stand ab 1.12.1775 in Diensten des Fürsten Esterházy, die er Ende Februar 1778 verließ. 1777 wirkten er und sein Bruder R. G. auch beim Gastspiel des Esterházy-Opernensemble im Schloss Schönbrunn (Schönbrunner Schlosstheater) mit. Eine Konzertreise soll ihn nach Prag geführt haben. Um 1791/94 dürfte er Kapellmeister beim Fürsten Grassalkovics gewesen sein, 1794/95 war er Substitut an den k. k. Hoftheatern, ab 1795 als Klarinettist im Freihaustheater von E. Schikaneder auf der Wieden nachweisbar. 1790, beim Ableben seiner Mutter Beatrix, die als Witwe eines Musikers bezeichnet wird, und beim Tod seiner 1793 geehelichten Frau Theresia (Witwe des Tanzmeisters Josef Gertaux [† 1784]) 1804 wohnte er am Spittelberg. Er dürfte keine Kinder gehabt haben. 1804 plante er eine Konzertreise (nur?) als Barytonspieler nach Deutschland und London.
Dessen Bruder Raymund Joseph: * 31.12.1751 Mariahilf (Wien VI), † 21.2.1818 Wieden (Wien IV). Klarinettist und Holzblasinstrumentenmacher. War zunächst wie sein Bruder A. G. 1775–78 Klarinettist in der Kapelle des Fürsten Esterházy. 1791/92 und 1794/95 leistete er Extradienste in den Orchestern der k. k. Hoftheater, 1792/93 ist er als Mitwirkender bei den Konzerten der Wiener Tonkünstler-Sozietät nachweisbar. 1796 bewarb er sich erfolglos um die nach der Entlassung von A. Stadler frei gewordene Klarinettistenstelle in der HMK. Wann und bei wem R. G. die Lehre eines Holzblasinstrumentenmachers absolvierte, ist unklar; als Lehrherren kommen v. a. Th. Lotz, C. Tauber und F. Lempp infrage. 1794 erwarb die HMK bereits Instrumente von ihm, 1800 wurde er gleichzeitig mit M. Lempp zum Hof-Instrumentenmacher ernannt. Das Meisterrecht erhielt er am Tag der Ablegung des Wiener Bürgereides am 20.7.1804, seine Werkstätte befand sich in Wieden. Seinem einzigen erhaltenen Autograph, einer Preistabelle (Staatsarchiv Ludwigsburg, Bestand E 18 I), und wenigen aus seiner Werkstatt erhaltenen Instrumenten nach zu schließen, erzeugte er Klarinetten, Bassetthörner, Flöten, Oboen, Fagotte und Kontrafagotte. V. a. seine Klarinetten genossen europaweiten Ruf. Seine Bassetthörner sollen mit jenen aus der Werkstatt von Th. Lotz praktisch identisch sein. Brandstempel: [Doppeladler] GRIES/BACHER/K.K. HOF/INSTR.MACHER/IN WIEN. Die bisher vertretene These, ein gleichnamiger Sohn hätte die Werkstätte bis 1846 weitergeführt, ist nicht mehr haltbar. R. G. starb unverheiratet und kinderlos, sein Nachlass wurde noch 1818 versteigert.
Jak. G.s Söhne
Georg Jakob: get. 24.11.1773 Wien, † 7.4.1811 (Ort?)/PL. Hornist. War frühestens ab 1798 Substitut in den Orchestern der Wiener Hoftheater. Ab 1810 wirkte er als Musikdirektor von Adam Graf Orlowsky in Polen.
Joseph (II): get. 10.2.1779 Mariahilf, † 6.9.1852 Wien. Hornist. Er scheint am 2.6.1816 in St. Ulrich (Wien VII) anlässlich seiner Verehelichung als Hauseigentümer und Bierwirt am Spittelberg (Nachfolge seines Vaters) auf, in der Verlassenschaftsabhandlung seines Vaters ein Jahr später wird er als Theatermusiker genannt, 1821 bei der Geburt seines Sohnes und auch bei dessen Heirat 1844 wieder als Hausinhaber. Das Totenbuch verzeichnet ihn dagegen als pensioniertes Orchestermitglied des Kärtnertortheaters. Er könnte auch Bratsche gespielt haben.
Dessen Sohn Karl Joseph: * 4.7.1821 Spittelberg, † 17.11.1863 Wien. Lehrer und Klavierlehrer. Besuchte ab 1834 die Normalschule zu St. Anna (Wien I), wo er den pädagogischen Kurs hörte. Ab 1838 unterrichtete er als Schulgehilfe, 1843 war er seit drei Jahren an der Pfarrschule von St. Ulrich tätig. 1844 wird er bei seiner Verehelichung in St. Ulrich als Klavierlehrer bezeichnet, ca. 1848 wirkte er als solcher in Steyr, bei seinem Tod lautet die Berufsbezeichnung Musiklehrer.
Dessen Sohn Carl Borromäus Ignaz: * 9.5.1848 Steyr/OÖ, † 24.4.1916 Wien. Kirchenmusik, Musikpädagoge, Komponist. Seine Taufpaten waren der Lehrer von Steyr Ignatz Stuppöck, mit dem sein Vater gemeinsam an der Schule zu St. Ulrich tätig gewesen war, und dessen Frau Theresia, eine Tochter von Ferd. Schubert. C. G. besuchte die Unterrealschule zu St. Anna, studierte am Konservatorium der GdM 1865/66 Generalbass (bei S. Sechter) und war 1872–1916 Chorregent in Hernals (Wien XVII). Er starb an den Folgen eines Autounfalls. Sein J. Haydn und W. A. Mozart nahe stehendes Streichquartett wurde am 6.12.1883 durch das Radnicky-Quartett (F. Radnicky) uraufgeführt und von der Presse zwiespältig beurteilt.
Messen, kleinere Kirchenmusik, Männerchöre; Streichquartett in C 1883; Ouvertüre f. Orch. 1887.
J. F. v. Schönfeld, Jb. der Tonkunst v. Wien u. Prag 1796; Köchel 1869; C. F. Pohl, Joseph Haydn 1 (1878); [Fs.] Wr. Philharmoniker 1842–1942 , 1942, 120; R. Topka, Der Hofstaat Kaiser Karl VI. , Diss. Wien 1954; J. Harich, Haydn Documenta (IV) in HaydnJb 7 (1970); R. Hellyer in HaydnJb 15 (1984); H. Ch. R. Landon, Haydn: Chronicle and Works 3 (1978); U. Tank, Studien zur Esterházyschen Hofmusik von etwa 1620 bis 1790 , 1981, 424ff u. 494f; H. Haupt, Wiener Instrumentenbau um 1800 , Diss. Wien 1952; Ottner 1977; M. Nagy in Alta Musica 7 (1984); M. Nagy in O. Biba/W. Schuster (Hg.), [Kgr.-Ber.] Klang und Komponist Wien 1990 , 1992; W. Waterhouse, The New Langwill Index. A Dictionary of Musical Wind-Instrument Makers and Inventors 1993; B. Koenigsbeck, Fagottbibliographie 1994; U. Lampert, Musik u. Musiker am Hof von K. Josef I., Dipl.arb. Wien 1998, 72; Hopfner 1999; E. W. Partsch, Anton Bruckner und Steyr 2003, 77 [Stuppöck]; G. Dullat, Verzeichnis der Holz- u. Metallblasinstrumentenmacher auf deutschsprachigem Gebiet von 1500 bis Mitte des 20. Jh.s 2010; H. Strebel in rohrblatt 27/1 (2012); H. Strebel, Anton Stadler: Wirken u. Lebensumfeld des „Mozart-Klarinettisten“ 2016; J. Kaiser (Hg.), Lehrer-Schema 1843; Wr. Ztg. 11.9.1852, 2486, 18.11.1863, 1463; Der Kirchenchor 46/4 (1916), 31; Neue Zs. f. Musik 2.5.1884, 208; Neues Fremden-Bl. 11.7.1872, 4; Wr. Vororte-Ztg. 20.6.1877, 4; Die Presse 28.6.1877, Abendbl., 3; Die Presse 15.4.1882, 2. Abendbl., 1; Die Lyra 1.11.1883, 3, 1.5.1887, 2; Wr. Sonn- und Montags-Ztg. 16.12.1883, 3; Dt. Volksbl. 13.4.1889, 10, 3.10.1889, 11, 14.11.1889, 4, 7.12.1889, 3, 31.7.1891, 9, 6.6.1898, 3, 11.5.1911, 10; Neues Wr. Journal 3.4.1898, 8, 27.4.1916, 9; Reichspost 6.4.1899, 6, 24.10.1912, 11, 26.4.1916, 5 und 9; Fremden-Bl. 26.4.1916, Abendausgabe, 2; Die Neue Ztg. 26.4.1916, 6; Jahresbericht des Konservatoriums der GdM 1865/66; WStLA (G. Gugitz, Auszüge aus dem TBP 18. Jh. [Archivbehelf]; G. Gugitz, Auszüge über Persönlichkeiten des Wr. Kulturlebens [Archivbehelf]; versch. Verlassenschaftsabhandlungen; Portheim-Kat.); Archiv der ÖAW (Bestand St. Anna); Taufbuch der Dompfarre St. Stephan (Wien I), 1721–23, fol. 228v; Taufbuch der Pfarre St. Ulrich (Wien VII) 1816–22, fol. 373; Trauungsbücher der Pfarre St. Ulrich (Wien VII), 1814–18, fol. 83, 1844–48, Reihezahl 237; Sterbebuch 1852–53 der Pfarre St. Ulrich (Wien VII), Reihezahl 409; Taufbücher der Pfarre St. Michael (Wien I), 1748–55, pag. 195, 1773–79, pag. 77, 213, 382, 566; Taufbuch der Stadtpfarre Steyr 1834–50, pag. 104; Trauungsbuch der Pfarre Hernals (Wien XVII) 1876, fol. 130; Sterbebuch der Pfarre Hernals (Wien XVII) 1916, fol. 77; Mitt. Klaus Hartung v. Hartungen.