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Grümmer, Grümmer, Wilhelm: Familie
Wilhelm: * 1877-01-1212.1.1877 Gera/D, † 1934-08-1010.8.1934 Duisburg/D. Dirigent, Geiger, Pianist. Erhielt seinen ersten Geigenunterricht als Kind beim Vater Detlev (Detlef) Hinrich (Heinrich) Marcus (* 14.8.1850 Beschendorf/D, † 1925 Gera), einem Geiger, Dirigenten und Musikpädagogen, und studierte später Klavier und Geige am Konservatorium in Leipzig/D bei H. Sitt. Danach lernte er Kontrapunkt bei Jules Massenet in Paris und wirkte anschließend als Kapellmeister in Sondershausen/D. Nach einer kurzen Station in Erfurt/D erhielt G. eine Anstellung als 1. Kapellmeister in Stettin (Szczecin/PL). 1909–13 wirkte er in Weimar/D als Hofkapellmeister (unter Peter Raabe), 1913–18 war er an der Wiener Volksoper engagiert. In Wien gab er daneben zahlreiche Orchesterkonzerte u. a. im Konzerthaus, auch mit seinem Bruder Paul und seiner Frau Elisabeth. Außerdem trat er gelegentlich als Liedbegleiter in Erscheinung. Ab Herbst 1917 leitete er die Opernschule am Neuen Wiener Konservatorium (Musiklehranstalten Wien). Ab Saison 1918/19 war er Musikalischer Leiter des Neuen Fürstlichen Theaters Gera und in der Folgezeit auch an der Gründung der Oper am Reussischen Theater beteiligt. 1919/20 wirkte er vermutlich als Dirigent der Warschauer Philharmoniker, lebte jedoch weiterhin in Wien und gab hier Konzerte. Daneben gastierte er in Berlin, Liverpool/GB und Leipzig, außerdem leitete er zeitweise den MGV Humanitas in Darmstadt/D. Um 1920/21 war G. an der Gründung der Nationaloper Bukarest sowie der Organisation der Oper Sofia beteiligt. Ab Februar 1921 wirkte er wieder als Kapellmeister an der Wiener Volksoper, 1922 wurde er erst 2., später 1. Kapellmeister der Duisburger Oper, wo er bis zu seinem Tod blieb.
Ehrungen
Ritterkreuz des Zivildienstordens von Kg. Ferdinand v. Bulgarien 1914.
Literatur
P. G., Begegnungen. Aus dem Leben eines Violoncellisten 1963; Der Morgen 3.3.1913, 7; Reichspost 1.4.1913, 8, 16.9.1916, 8, 13.2.1921, 9; Sport u. Salon 13.9.1913, 11; Neues Wr. Abendbl. 15.1.1914, 4; NFP 25.8.1914, 1, 18.11.1917, 13, 26.8.1922, 8, 29.8.1924, 6; Dt. Volksbl. 3.9.1915, 2; Wr. Allgemeine Ztg. 4.9.1917, 3; Wr. Ztg. 11.7.1920, 5; Wr. Neueste Nachrichten 12.7.1920, 4; Signale f. die musikalische Welt H. 41 (1920), 982, H. 13 (1922), 448; NZfM 90 (1923), 22, 3 (1925), 178, 101/10 (1934), 1034; eigene Recherchen (www.konzerthaus.at/datenbanksuche; www.anno.onb.ac.at); pers. Mitt. Familie G. (6/2021).


Seine Brüder

Paul Karl Franz: * 26.2.1879 Gera, † 30.10.1965 Zug/CH. Cellist, Gambist, Musikpädagoge. G. lernte zunächst Geige beim Vater, wechselte jedoch mit 14 Jahren zum Cello und nahm Unterricht bei Karl Friedrichs, danach lernte er bei Emil Böhme und ging mit 15 Jahren ans Konservatorium in Leipzig, wo er bis 1898 bei Julius Klengel studierte. 1900 erhielt er für zwei Jahre eine Professur am Konservatorium in St. Annes-on-Sea/GB, gab zwischendurch jedoch weitere Konzerte (in Wien zusammen u. a. mit A. Rosé und Eugène Ysaÿe). 1902 studierte er ein halbes Jahr bei Hugo Becker in Frankfurt am Main/D, danach ging er bis 1905 auf mehrere Tourneen in England, teils begleitet von Wilhelm Backhaus. In der Zeit spielte er auch in einem Quartett mit J. Kubelík sowie mit H. Lechner (Quartett Schlenk-Lechner-G.). 1902 trat er vor Kg. Edward VII. auf. An der Covent Garden Opera in London wirkte er an der Aufführung von R. Wagners Ring des Nibelungen unter H. Richter mit, daraufhin wurde er als Solocellist zu den Bayreuther Festspielen eingeladen. 1905 ging G. zunächst zu den Warschauer Philharmonikern und wurde im selben Jahr auf Empfehlung von H. Richter 1. Solocellist im Wiener Konzertvereinsorchester und des Orchesters der Wiener Hofoper. Er blieb 19 Jahre in Wien und spielte hier 24 Cello-Konzerte als Solist (u. a. Musikverein, Konzerthaus). G. war Mitglied zahlreicher Kammermusik-Ensembles: 1913 gründete er mit Adolf Busch das Konzertvereinsquartett (später Busch-Quartett, auch Busch-G.-Quartett), dem er bis 1930 angehörte. Später war er Mitglied des Stross-Quartetts (zeitweise G.-Quartett, 1929, 1937–40) und gründete 1942 gemeinsam mit V. Příhoda und Michael Raucheisen das Meistertrio. G. beschäftigte sich außerdem ab 1910 mit der Viola da Gamba und gründete diverse Ensembles für Alte Musik, u. a. mit Wanda Landowska. Er gilt als einer der Wiederentdecker des Instruments und schrieb eine Gambenschule. 1907 trat G. die Nachfolge von R. Hummer am Konservatorium der GdM an und unterrichtete hier bzw. an der MAkad. bis 1926. 1926–32 hatte er eine Professur an der MHsch in Köln/D und gründete hier auch ein Gambenensemble. Daneben gab er weitere Meisterklassen (u. a. in Lissabon oder in Zermatt/CH unter dem Patronat von Pablo Casals). Mit einem eigenen Kammerorchester (Bruder Detlev war Konzertmeister) unternahm er in dieser Zeit Konzertreisen in Deutschland und der Schweiz. 1933 ging er nach Berlin und unterrichtete an der MHsch., kehrte jedoch 1940 zurück nach Wien und war bis 1946 an der Reichshsch. angestellt (1945/46 gab er eine Meisterklasse am Mozarteum in Salzburg). Aufgrund der Auswirkungen des Krieges verbrachte er jedoch 1944–46 hauptsächlich in Bad Aussee/St (Ausseerland). 1946 wurde er pensioniert und übersiedelte nach Zollikon/CH, wo er vornehmlich unterrichtete und keine Konzertreisen mehr unternahm. 1961 gründete er in Schloss Brestenberg bei Seengen/CH eine Musikstätte zur Förderung junger Künstler. Zu seinen Schülern zählten u. a. Hermann von Beckerath, Hildegard Borel, Fausto Esteves, N. Harnoncourt, F. Horak, Otto Krenner, Herlitt Müller-Ecker, Robert Nettekoven, L. Neurath, A. Odnoposoff, C. v. Pászthory, Walter Schauer, Elisabeth Schreinzer, B. Seidlhofer und J. Wagnes. G. spielte hauptsächlich solistisch und Kammermusik, jedoch nur selten Opernrepertoire. Einen Vertrag auf Lebenszeit als Solocellist an der Wiener Staatsoper unter F. Schalk löste er aufgrund von Spannungen bald wieder auf. G. spielte mit den bedeutendsten Dirigenten und Instrumentalisten seiner Zeit (u. a. E. d’Albert, P. Casals, E. von Dohnányi, Paul Hindemith, H. v. Karajan, Wilhelm Kempff, F. Löwe, A. Nikisch, A. Schönberg, R. Serkin). W. Furtwängler war zeitweise sein Zimmergenosse; darüber hinaus pflegte er enge Freundschaften zu P. Graener, Max Reger, Yriö Kilpinen, J. Sibelius, R. Strauss und Ermanno Wolf-Ferrari. G. spielte die UA.en der Violoncell-Fantasie von E. Wolf-Ferrari (1946) sowie der Cello-Konzerte von K. Bleyle (Berlin, Leitung: Wilhelm G.) und Othmar Schoeck op. 61 (1947). Ihm wurden außerdem Werke von M. Reger (Suite in a-Moll op. 131c), Y. Kilpinen (Cellosonate op. 90), P. Graener, Alexander Tscherepnin und Rudolf Moser (Doppelkonzert für Viola d’amore und Gambe op. 74) gewidmet. G. spielte auf einem Stradivari-Cello von 1707, das zuvor u. a. N. Paganini gehört hatte. Am 19.4.1908 heiratete G. Hilda Klotilde Magdalene Juritsch (Jurich, * 8.6.1885 Wien, † 11.1.1936 Berlin) in Wien (ihr Vater Carl Juritsch war Sekretär des Wagner-Vereins sowie Mitbegründer und Mäzen der Wiener Konzerthausgesellschaft). Mit ihr hatte er die Kinder Hans Paul Detlev Carl (1.1.1910 Wien, † 29.10.1990 Salzburg) und Sylvia.


Ehrungen
Ritterkreuz des Zivildienstordens (von Kg. Ferdinand v. Bulgarien) 1914; Verdienstorden f. Kunst und Wissenschaft (durch den Fürsten Reuß jüngere Linie, Gera 1916); Orden der Fürsten v. Rudolstadt-Sondershausen; Orden des Kg.s v. Preußen; Ehrenbürger der Stadt Gera; Ehrenmitglied der Philharmonischen Gesellschaft Laibach; Ehrenpräsident der Zermatter Meisterkurse; Großes Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland 24.5.1963.
Schriften
Begegnungen. Aus dem Leben eines Violoncellisten 1963.
Werke
Tägliche Übungen für fortgeschrittene Violoncellisten 1926; Viola da Gamba-Schule 1928; Die Grundlage der klassischen und virtuosen Technik auf dem Violoncello (Wien: Universal Edition 1942); (Hg.) J. S. Bach: Suiten für Vc. solo (Wien 1944); (Hg. m. Willy Hahn), R. Schumann: Kinderszenen für Vc. und Kl. (Pelikan/Hug, 1947/2019); Harmonische neue tägliche Übungen für Violoncello (Berlin: Bote & Bock 1954); Die Grundlage des Violoncello-Spiels (Berlin: Bote & Bock 1955); (Hg.), Finnische Melodien nach Yrjö Kilpinens ‚Fjeld-Liedern‘ (Wien: Doblinger 2002); Zahlreiche Plattenaufnahmen u. a. mit dem Busch-Quartett: J. Brahms: Klavierquartett Nr. 1 A-Dur op. 26 (1921; EMI), L. v. Beethoven: Streichquartett Nr. 7 C-Dur op. 59/3 (1933; Electrola); mit dem Stross-Quartett: L. van Beethoven: Streichquartett op. 18/2 (1939; Dt. Grammophon), Streichquartett op. 18/4 (1939; Dt. Grammophon), Streichquartett op. 18/5 (1939; Dt. Grammophon); Fr. Schubert: Streichquintett D 667, op. 114, A-Dur (1939; Telefunken). Außerdem u. a. L. v. Beethoven: Sonate für Kl. u. Vc. A-Dur op. 69 (1927; Polydor, mit W. Kempff); J. S. Bach: Kunst der Fuge (1935; Electrola, mit dem Collegium musicum instrumentale).
Literatur
P. G., Begegnungen. Aus dem Leben eines Violoncellisten 1963; J. Bächi, Berühmte Cellisten 1973; Violoncellisten der Gegenwart in Wort und Bild 1903; MGG 8 (2002); NGroveD 10 (2001); Signale f. die musikalische Welt H. 8 (1913), 300, H. 10 (1913), 366, H. 28 (1930), 875; Neues Wr. Abendbl. 15.1.1914, 4; Neues Wr. Tagbl. 22.4.1915, 12; Trauungsbuch der Lutherischen Stadtkirche (Wien I) 1908, fol. 24, Nr. 45; Taufbuch der Lutherischen Stadtkirche (Wien I) 1910, fol. 84, Nr. 142; Personalakt Archiv MUniv. Wien; www.zentralplus.ch (12/2020); www.e-periodica.ch (6/2021); www.musikverein.at (12/2020); www.friedhoefewien.at (1/2021); pers. Mitt. Familie G. (6/2021).


Detlev (Detlef): * 30.12.1895 Gérardmer, Saint-Dié-des-Vosges/F, † 11.4.1944 Aachen/D. Geiger, Dirigent. G. lernte Geige zunächst beim Vater und studierte dann bei Robert Reitz in Weimar. In Wien nahm er vermutlich privat bei O. Ševčik Unterricht und erhielt im Anschluss eine Anstellung als Konzertmeister in Bonn/D. Um 1932 wirkte er in Mannheim/D und gründete im gleichen Jahr das G.-Quartett (oder Detlev-G.-Quartett) (E. Schaller [V.], Walter Zurbrügg [Va.], Volkmar Kohlschütter [Vc.], gelegentlich auch mit Paul G.). Mit dem Quartett ging G. europaweit auf Konzertreisen und war 1932 im Radio zu hören. 1933 wurde G. Konzertmeister der Meininger Landeskapelle und gab außerdem Meisterklassen in Salzburg (gemeinsam mit Paul G.). Auf Empfehlung von Peter Raabe erhielt er kurz darauf (vermutlich 1934, spätestens 1936) ein Engagement in Aachen, wo er zuletzt unter Leitung von H. v. Karajan spielte. G. wurde 1944 beim Bombenangriff auf Aachen getötet.


Werke
(Hg.) Paul Graener: Choral im Grünen. Für Vl. und Kl. (Braunschweig: Henry Litolff 1935).
Literatur
P. G., Begegnungen. Aus dem Leben eines Violoncellisten 1963; Signale f. die musikalische Welt H. 19 (1924), 717, H. 16 (1931), 115, H. 20 (1932), 276, H. 22/23 (1932), 525, 563, H. 30 (1932), 647f, H. 15 (1933), 290, H. 24/25 (1937), 393; Radio Wien 5.2.1932, 50f; NZfM H. 11 (1934), 1169f, H. 3 (1936), 315f.


Wilhelms Frau

Elisabeth Bokmayer-G. (geb. Bokmayer, Bockmayer): * 15.6.1893 Mödling/NÖ, † 9.9.1930 Graz. Cellistin. B.-G. war Tochter des Wiener Mäzens und Direktor der Mödlinger Korksteinfabrik Walter B. Sie studierte 1908–11 am Konservatorium der GdM bzw. an der Wiener MAkad. bei Paul G. und absolvierte erste Auftritte ab 1910. In den folgenden Jahren spielte sie u. a. in München, Stuttgart/D, Ulm/D, Mannheim, Ostende/B und trat in Wien häufig u. a. im Bösendorfer-Saal, Konzerthaus und Musikverein auf. Daneben gab sie Konzerte in der Wiener Urania und im Volksheim Ottakring (Wien XVI). Sie widmete sich hauptsächlich der Kammermusik und spielte hierbei u. a. mit G. Széll, G. v. Pászthory oder P. v. Pászthory. Gemeinsam mit der Geigerin E. Alberdingk war sie Mitglied u. a. im Kolbe-Quartett (M. Kolbe [Vl.], M. Kupka [Va.]) und im Alberdingk-Quartett (Susanne Lachmann [Vl.], Alba Poppy [Va.]). 1923 ging B.-G. mit L. Sirota (Kl.) und R. Pollak (Vl.) auf Konzertreise durch Italien. Wie ihr Lehrer Paul G. spielte sie später ebenfalls Viola da Gamba. 1924 heiratete sie Wilhelm G., mit dem sie die Tochter Hedda G. hatte (* 6.1.1922 Wien, † 14.8.2020 Wien).


Ehrungen
Prämium der Wiener MAkad. 1911.
Literatur
P. G., Begegnungen. Aus dem Leben eines Violoncellisten 1963; Badener Ztg. 15.10.1910, 6; Neues Wr. Tagbl. 29.6.1911, 17; Sport u. Salon 6.4.1912, 15, 30.8.1913, 11; Neues Wr. Journal 11.10.1912, 10, 17.9.1930; Grazer Volksbl. 20.11.1912, 6; Allgemeine Sport-Ztg. 8.3.1914, 94; Fremdenbl. 11.4.1915, 14; NFP 23.10.1916, 8, 6.2.1921, 13; Reichspost 5.11.1916, 12; Linzer Volksbl. 19.9.1917, 4; Innsbrucker Nachrichten 1.3.1921, 2; Kärntner Ztg. 23.3.1921, 6; Wr. Morgenztg. 19.9.1921, 3; Grazer Tagbl. 11.9.1930, 10; Radio Wien 12.6.1935, 7; http://archiv.vhs.at (1/2021); www.konzerthaus.at/datenbanksuche (1/2021); eigene Recherchen (Jahresberichte des Konservatoriums der GdM und der Wiener MAkad.; www.anno.onb.ac.at); pers. Mitt. Familie G. (6/2021).


Detlevs erste Frau

Margarethe (geb. Petersen): * 13.5.1898 Lensahn/D, † 4.3.1953 Lübeck/D. Pianistin, Organistin, Cembalistin. Gemeinsam hatten sie die Tochter Elisabeth (Ly) Sylvia Margueret G. (verh. Heupel, * 15.4.1927 Bonn). Deren Kinder sind der Flötist, Komponist und Musikpädagoge Michael Hugo Detlev Heupel (* 3.12.1955 Bonn), Ulrich Bernd Heupel (* 15.5.1957 Bonn, Pädagoge und Maler) sowie Jörg Heupel (* 26.3.1959 Bonn, Fotograf). Ulrich Bernd Heupel hat mit der Tänzerin Theano (Nena) Mouratoglou (* 6.4.1951 Athen) den Sohn Michael Kimon Werner Heupel (* 8.8.1988 Athen, Cellist, Musikpädagoge).


Literatur
https://de.wikipedia.org/wiki/Michael_Heupel (6/2021); www.michaelheupel.com (6/2021); pers. Mitt. Familie G. u. Heupel (6/2021).


Detlevs zweite Frau

Elisabeth (geb. Schilz): * 31.3.1911 Niederjeutz/Elsass-Lothringen (Yutz-Basse/F), † 6.11.1986 Warendorf/D. Sängerin (Sopran), Schauspielerin. 1919 zog G.s Familie nach Meiningen/D, wo sie als Schauspielelevin am Theater engagiert wurde. Hier lernte sie Detlev G. kennen (Hochzeit 26.10.1934), der sie ermunterte, Gesangsunterricht zu nehmen. 1941 bot ihr H. von Karajan die Rolle des Blumenmädchens im Parsifal am Stadttheater Aachen an, daraufhin erhielt sie weitere Rollen (Wildschütz, Rosenkavalier, Falstaff). 1942 wurde sie an die Duisburger Oper engagiert. Nachdem diese im Dezember 1943 zerstört wurde, spielte das gesamte Ensemble in Prag. In dieser Zeit wurde ihr Mann in Aachen getötet, woraufhin G. nach Meiningen zu ihrer Familie zurückkehrte und ab Juni 1945 wieder am Meininger Theater sang. Anfang 1946 ging sie an die Städtische Oper Berlin und gastierte in den Folgejahren an den großen Opernhäusern (u. a. London, Mailand, New York/USA, Paris) und bei den Festspielen in Bayreuth (1957–64), Salzburg, Mailand, Paris, London, Edinburgh/GB und Glyndebourne/GB. In Wien sang sie an der Staatsoper zwischen 1953 und 1966 zahlreiche Partien, daneben konzertierte sie u. a. im Musikverein (zwischen 1957 und 1966 unter u. a. H. v. Karajan, Hermann Scherchen, K. Richter) sowie im Konzerthaus (u. a. 1954 mit den Wiener Philharmonikern unter W. Furtwängler) und gab hier jeweils auch Liederabende. Ab 1965 unterrichtete sie an der MHsch. Berlin, Mitte der 1970er Jahre erhielt sie eine Professur in Paris. G. gilt als eine der bedeutendsten Sopranistinnen des 20. Jh.s.


Gedenkstätten
Elisabeth-G.-Stieg in Alsbach-Hähnlein/D 2014.
Ehrungen
Dt. Kritikerpreis Sparte Musik 1951; Ehrenmitglied der Deutschen Oper Berlin 1986.
Werke
Zahlreiche Plattenaufnahmen in Neuauflagen, u. a. R. Strauss: Der Rosenkavalier (Wilhelm Schüchter, EMI Classics 2000); C. M. von Weber: Der Freischütz (W. Furtwängler, EMI Classics 2000); R. Wagner: Lohengrin (Rudolf Kempe, EMI Classics 2000); Engelbert Humperdinck: Hänsel und Gretel (H. von Karajan, EMI Classics 1999); W. A. Mozart: Don Giovanni (W. Furtwängler, EMI Classics 1991); W. A. Mozart: Die Hochzeit des Figaro (Relief 2004); R. Wagner: Tannhäuser (Franz Konwitschny, EMI Classics 2011); J. S. Bach: Matthäus-Passion (W. Furtwängler, EMI Classics 1995); J. S. Bach: Johannes-Passion (Karl Forster, EMI Classics 1992); J. S. Bach: Kantaten – Cantatas (Kurt Thomas, Berlin Classics 1996); Bach Made in Germany (K. Thomas, Berlin Classics 1999); J. Brahms: Ein deutsches Requiem (R. Kempe, EMI 1955); E. G., Lieder von Schubert, Brahms, Grieg und Verdi (Hugo Diez, Richard Kraus, Testament 1996); E. G. Liederabend (Orfeo 2000); Recital 1970 (R. Kraus, Gala 2001).
Literatur
MGG 8 (2002); NGroveD 10 (2001); K-R 1997; P. G., Begegnungen. Aus dem Leben eines Violoncellisten 1963; https://archiv.wiener-staatsoper.at (1/2021); E. G. erzählt aus ihrem Leben (https://www.youtube.com/watch?v=3D6dREAU3Qo [1/2021]); www.die-glocke.de (1/2021); https://de.wikipedia.org/wiki/Elisabeth_Gr%C3%BCmmer (2/2021); eigene Recherchen (https://www.musikverein.at/konzertarchiv; https://www.konzerthaus.at/archiv; www.anno.onb.ac.at); pers. Mitt. Familie G. (6/2021).


Pauls Tochter

Sylvia Johanna Clotilde: * 12.5.1911 Wien, † 9.11.2012 Oberwil/CH. Cellistin, Gambistin, Musikpädagogin. G. studierte zunächst in Wien, danach an der MHsch. Köln (bei ihrem Vater Paul) und der MHsch. Berlin (vermutlich ab 1933). Sie lernte daneben autodidaktisch Gambe und wurde Solo-Gambistin beim Philharmonischen Orchester Berlin. Nach einer Rückenverletzung infolge eines Bombenangriffs in Wien (1944) musste sie ihre Karriere aufgeben und eine Professur an der MAkad. ausschlagen. Später leitete sie das Bircher-Sanatorium in Oberwil, das 1975 durch eine Schlammlawine zerstört wurde. Danach wirkte sie wieder als Gambenlehrerin und Kirchenmusikerin. Sie gab Konzerte in Wien u. a. im Konzerthaus und im Musikverein, außerdem trat sie mit dem Thomaskantor G. Ramin auf. Der finnische Komponist Y. Kilpinen schrieb für sie die Suite für Viola da Gamba op. 91.


Literatur
P. G., Begegnungen. Aus dem Leben eines Violoncellisten 1963; Taufbuch der Lutherischen Stadtkirche (Wien I) 1911, fol. 535, Nr. 944g; eigene Recherchen (https://www.konzerthaus.at/archiv; https://www.musikverein.at/konzertarchiv; www.anno.onb.ac.at); pers. Mitt. Familie G. (6/2021).


Pauls Schwiegertochter

Margot (geb. Ruedolf): * 6.5.1908 Straßburg/Elsass (Strasbourg/F), † 12.4.1995 Männedorf/CH. Violinistin und Bratschistin. Sie lebte bis zu ihrem 5. Lebensjahr in Straßburg, danach in Zürich/CH. Am dortigen Konservatorium studierte sie Violine bei Stefi Geyer, später außerdem vermutlich privat bei A. Rosé in Wien. G. trat später als Viola d’amore-Spielerin mit Paul G. und I. Ahlgrimm in Wien auf, außerdem war sie Bratschistin im Quartett mit Paul G. Am 14.4.1936 heiratete sie Pauls Sohn Hans in Zürich, die Ehe wurde jedoch kurz nach dem Beginn des 2. Weltkriegs geschieden. Gemeinsam mit ihrem Schwiegervater und Sylvia G. spielte sie u. a. 1943 und 1944 im Konzerthaus. Zum 70. Geburtstag von E. Wolf-Ferrari 1946 wurde ein Konzert mit ihr und Paul G. im Radio übertragen (mit Werken von E. Wolf-Ferrari). Sie verbrachte die Jahre 1944–46 mit ihrem Sohn Peter und mit Paul G. in Bad Aussee, 1946 übersiedelte sie wieder nach Zollikon/Zürich.


Werke
Harmonisch neue tägliche Übungen für Violine 1954.
Literatur
P. G., Begegnungen. Aus dem Leben eines Violoncellisten 1963; Catalogue of Copyright Entries. Published Music January – June 1954, 1954; Neues Wr. Tagbl. 19.12.1942, 5; Linzer Volksbl. 28.1.1946, 4; Neue Zeit 15.2.1946, 3; Taufbuch der Lutherischen Stadtkirche (Wien I) 1910, fol. 84, Nr. 142; eigene Recherchen (https://www.konzerthaus.at/archiv; www.anno.onb.ac.at); pers. Mitt. Familie G. (6/2021).


Deren Sohn

Peter: * 17.3.1938 Wien. Violoncellist. G. wuchs in Wien, Bad Aussee und Zürich/Zollikon auf. Seine musikalische Ausbildung erhielt er bei seinem Großvater Paul G. an der Wiener MAkad. sowie 1957–59 an der Royal Academy of Music in London bei Douglas Cameron. Während seiner Studienzeit in London lebte und musizierte er mit dem neuseeländischen Pianisten Richard Farrell bis zu dessen Unfalltod 1958. G. studierte zudem bei P. Casals und später wieder bei Paul G. 1964–68 lehrte er an der Wiener MAkad., später an der Hsch. für Musik in Zürich. Er trat als Solist in Deutschland, Österreich (Musikverein, 1964–68, Salzburger Festspiele) der Schweiz, England, Spanien, Portugal und Frankreich auf. Ständiger Partner am Klavier war Leonard Hokanson (letzter Schüler von A. Schnabel), mit dem er u. a. sämtliche Cello-Sonaten von L. van Beethoven aufführte. Häufiger Triopartner war außerdem der Geiger E. Melkus. Ab 1969 lebte G. wieder in der Schweiz und gründete das Zürcher Streichquartett sowie das Haydn Quartett Zürich, darüber hinaus war er Solocellist der Baroque Strings Zürich und wirkte als Privatdozent an der MHsch. Zürich. Zu seinen Schülern zählen u. a. Valter Despalj, Thomas Igloi, Anne-Britt Saevig Ardal, Gayle Smith und Veit Wenk-Wolff. Am 31.8.1964 heiratete Peter G. Marianne Hannelore Margot Rau (* 12.12.1939 Stuttgart) in München. Mit ihr hat er die Kinder Melanie Angélique Margot Elisabeth (* 13.9.1965 Zürich) und Yolanda Angelika (* 5.5.1969 Zürich). G. wurde von vielen Musikern und Künstlern geprägt, die im Hause der Familie verkehrten, darunter Wilhelm Backhaus, W. Boskovsky, P. Casals, N. Harnoncourt, Clara Haskil, Wilhelm Kempff, Y. Kilpingen, C. Krauss, R. Kubelik, R. Odnoposoff, Gregor Piatigorsky, V. Příhoda, Günther Ramin, Michael Raucheisen, Alexander Tscherepnin, der Maler Franz Rederer, der Schauspieler Rudolf Forster u. v m.


Ehrungen
Certificate of Merit der Royal Academy of Music; Lesley Alexander Gift 1959.
Werke
Plattenaufnahmen: J. S. Bach: Suiten für Violoncello Solo BWV 1007–1012 (Mirecourt); Fr. Schubert: Sonate für Arpeggione D. 821 (Mirecourt); Vivaldi – Händel – Telemann – Couperin – Marcello (mit Hans Vollenweider, Orgel, Sonographic); Antonio Caldara (mit Annelies Hueckl, E. Melkus, V. Schwarz, R. Clemencic, Musical Heritage Society 1968); Max Edwin Bircher: Requiescas (mit Lukrezia West und dem Zürcher Streichquartett, Rimaphon); weitere Platteneinspielungen mit dem Zürcher Streichquartett und dem Klarinettisten Bruno Dössekker (Rimaphon), mit den Baroque Strings (Classic Pick/QS); zahlreiche Fernsehaufnahmen im Schloss Eggenberg in Graz für das dt. Fernsehen.

Autor*innen
Meike Wilfing-Albrecht
Letzte inhaltliche Änderung
6.10.2021
Empfohlene Zitierweise
Meike Wilfing-Albrecht, Art. „Grümmer, Familie‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 6.10.2021, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x003c59ef
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.

MEDIEN
Paul Grümmer (Violoncellisten der Gegenwart in Wort und Bild 1903, 78)
Elisabeth Bokmayer (Sport & Salon 13.4.1912, 13)© ANNO/ÖNB
Elisabeth Grümmer, im Hintergrund vermutlich Porträt ihres Mannes Detlev© Bildarchiv Austria, ÖNB

DOI
10.1553/0x003c59ef
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