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Gulda, Gulda, Friedrich: Familie
Friedrich: * 1930-05-1616.5.1930 Wien, † 2000-01-2727.1.2000 Weißenbach am Attersee/OÖ (begr. Steinbach am Attersee/OÖ). Pianist, Komponist. Klavierunterricht am Wiener Grossmann Konservatorium und Privatunterricht bei Felix Pazofsky, ab 1942 in der Klavierklasse von B. Seidlhofer an der Wiener MAkad., Unterricht in Musiktheorie bei J. Marx. Öffentliches Debüt 1944, 1946 Gewinner des Genfer Musikwettbewerbs. Höhepunkt der frühen Konzertreisen: 1950 Debüt in der Carnegie-Hall, New York. Aufführung aller 32 Klaviersonaten L. v. Beethovens in chronologischer Reihenfolge erstmals 1953 in Wien, gefolgt 1954 in Rio de Janeiro, Sao Paulo, Buenos Aires, dann Berlin und Frankfurt a. M., 1968 legendäre Schallplatteneinspielung dieses Zyklus. Aufnahme sämtlicher Beethoven-Klavierkonzerte unter H. Stein, von dessen Cellosonaten mit Pierre Founier, Aufnahme von Mozart-Klavierkonzerten unter H. Swarowsky, C. Abbado und N. Harnoncourt (Nr. 10 KV 365 gemeinsam mit Chick Corea). 1969 Zurückweisung des verliehenen Beethoven-Ringes. Seit dem Beginn der 1960er Jahre verstärkte Hinwendung zum Jazz und zu freien improvisatorischen Formen der Musikausübung. Gründung der Bigband Euro-Jazz Orchestra, 1966 eines Jazz-Wettbewerbs in Wien, 1968 des Internationalen Musikforums in Ossiach. Ab dieser Zeit verstärkte Gestaltung von improvisatorischen Crossover-Programmen um die klassischen Schwerpunkte J. S. Bach, Mozart, Beethoven, Fr. Schubert, F. Chopin und Claude Debussy, wobei sich das Werk Mozarts immer mehr zum Zentrum von G.s gefeierten Interpretationen entwickelte. Eigene musikalische Werke wie die beiden Klavierkonzerte, das Cellokonzert für Heinr. Schiff, das Jazz-Musical Drop-out oder Gustav der Letzte und Musik für Soloklavier verarbeiten Einflüsse klassischer Kunstmusik, improvisatorischer Jazz-Elemente sowie österreichischer und afrikanischer Folklore.
Gedenkstätten
F.-G.-Park (Wien III); F.-G.-Straße in Bad Ischl; F.-G.-Weg in Weißenbach am Attersee.
Schriften
Theoretische Schriften v. a. zum Thema Improvisation in musikalischen Fachzss.
Literatur
NGroveD 10 (2001); MGG 16 (1979); E. Jantsch, F. G. 1953; J. Kaiser, Große Pianisten in unserer Zeit 1965; K. Geitel, Fragen an F. G. 1973; R. Posaring, Der Künstler und die Realität 1985; K. Hofmann, F. G. 1990.


Seine zweite Frau

Yuko (geb. Wakiyama): * 18.3.1945 Tokio. Pianistin, Komponistin. Sie studierte Klavier und Komposition an der Musashino Musikakad. in Tokio. Bei der Japan-Tournee von F. G. 1967 lernte sie ihn kennen und heiratete ihn. Mit ihm kam sie nach Europa und siedelte sich in Zürich/CH an, wo auch der gemeinsame Sohn Rico geboren wurde. F. G. führte die klassische Pianistin in den Jazz und die Improvisation ein, die fortan zu ihren musikalischen Vorlieben gehören. 1969 zogen sie nach München, 1973 ging die Ehe in die Brüche. In München integrierte sich Y. G. rasch in die lokale Jazzszene und hatte zahlreiche Auftritte vor allem in Triobesetzung, u. a. mit Jiri Mraz und Klaus Weiss. 1985 erfolgte die Übersiedelung nach Wien, wo sie seither lebt. Bis 1993 führte sie das erste Sushi-Restaurant Wiens und pausierte musikalisch. Danach wurde sie wieder musikalisch aktiv und hatte viele Auftritte in variablen Besetzungen u. a. mit N. Simion, W. Darling, Reinhard Ziegerhofer, Ed Schuller, Bill Elgart, Reform Art Unit und Herman Breuer. Mit dem Shakuhachi-Spieler Dieter Strehly nahm sie 2003 ein Duo-Album auf. Fast jährlich unternimmt sie eine Japantour, so auch 2001 im Duo mit N. Simion. Sie setzt sich gegen Atomwaffen ein und initiierte den Atomic Bomb Memorial Day (Genbaku no hi) in Wien, der seit 2006 nunmehr jedes Jahr am 8. August begangen wird.


Ehrungen
Widmungsträgerin von F. G.s Play Piano Play - 10 Übungsstücke für Klavier 1971.
Werke
Alben hmmm 1997, the private album 2001 (tribute to F. G.); im Trio: mellow sky 1984; mit N. Simion: weed 1997, Japan tour 2001; mit D. Strehly; Doko? 2003; The Reform Art Unit Featuring Y. G. – Glass House Suite ‎2018.
Literatur
Pers. Mitt. (8/2021); https://genbaku-no-hi.com (7/2022).


Seine Söhne

Paul: * 25.10.1961 Wien. Pianist, Komponist, Dirigent. Klavierunterricht bei seinem Vater, R. Batik und L. Brumberg sowie zwei Jahre Schüler von Rudolf Serkin in Vermont, USA. Studierte außerdem Blockflöte und Klarinette an der MHsch. Wien. Erste Auftritte im Klavierduo mit Batik, dann solistische Auftritte und Zusammenarbeit mit großen Orchestern und Dirigenten wie Leopold Hager, Kurt Masur, Vladimir Fedosseyev, S. Végh und Z. Mehta. Kammermusikalischer Partner von H. Schiff, dem Hagen-Quartett und dem Ensemble Wien-Berlin. 1993 Realisierung des aufsehenerregenden Projekts „Haydn alla zingarese“ (Zusammenspiel von klassischen Musikern und einer Roma-Band). 1997 Gesamtaufnahme des Kammermusikwerks von J. Joachim. Paul G. komponierte Bühnenmusik zu Werken von Howard Barker, Franz Xaver Kroetz, J. Nestroy u. a.


Ehrungen
Frauenring-Preis für besondere Leistungen nach feministischen Grundsätzen 2011.
Literatur
div. Informationsmaterial; http://de.wikipedia.org/ (11/2011).


Rico: * 9.4.1968 Zürich. Pianist, Kulturmanager, Produzent. Der Sohn aus G.s Ehe mit Yuko begann das Klavierspiel mit fünf Jahren. Im Alter von 12 Jahren Schüler von Ludwig Hoffmann; in der Meisterklasse von Noel Flores an der Wiener MHsch. Vervollständigung der Ausbildung bei Oleg Maisenberg und seinem Vater sowie Meisterkurse bei Dmitri Alexandrowitsch Baschkirow. Rege internationale Konzerttätigkeit. Duopartner von M. Badura-Skoda; künstlerische Freundschaft zu Florian Prey (Bariton); arbeitet auch als Produzent für Gramola, Naxos und EMI. Zahlreiche Gedenkkonzerte für seinen Vater mit seinem Bruder Paul und der Pianistin Martha Argerich. Beschäftigt sich intensiv mit dem Werk G. Nottebohms. Er war verheiratet mit der Pianistin Ferhan Önder (* 2.10.1965 bei Tocat/TR).


Werke
CD-Einspielungen von Fr. Schubert und R. Schumann.
Literatur
div. Informationsmaterial; http://members.chello.at; http://de.wikipedia.org (jeweils 11/2011).

Autor*innen
Harald Haslmayr
Vera Charvat
Emanuel Wenger
Letzte inhaltliche Änderung
13.3.2024
Empfohlene Zitierweise
Harald Haslmayr/Vera Charvat/Emanuel Wenger, Art. „Gulda, Familie‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 13.3.2024, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x000209bb
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.

MEDIEN
Friedrich Gulda (Welt-Illustrierte 21.12.1947, [14]© ANNO/ÖNB
Grab von Friedrich Gulda in Steinbach am Attersee© Hermann Zwanzger
© Hermann Zwanzger
© 1997 Margot Jacobi
© 1997 Margot Jacobi

DOI
10.1553/0x000209bb
GND
Gulda, Friedrich: 118699229
OBV
Weiterführende Literatur
GND
Gulda, Paul: 134393570
OBV
Weiterführende Literatur
GND
Gulda, Rico: 135237440
OBV
Weiterführende Literatur

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