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Halban, Halban, Selma Familie
Selma (geb. Kurz; H.-Kurz): * 1874-10-1515.10.1874 Biala/Galizien (Bielsko-Biała/PL), † 1933-05-1010.5.1933 Wien. Sängerin (Sopran). Die aus ärmlichen Verhältnissen stammende, ursprünglich als Schneiderin tätige K. wurde im Alter von 16 Jahren von Ignatz Goldmann, Kantor ihres Wohnortes Bielitz an der gegenüber liegenden Seite des Flusses Bialka, wohin die Familie gezogen war, entdeckt. Goldmann wurde ihr erster Lehrer und fuhr mit K. im Oktober 1891 nach Wien, wo ein Vorsingen bei Jos. Gänsbacher wenig erfolgreich verlief. Zwei Jahre später fand sie in N. Esterházy einen Mäzen, der ein Gesangsstudium bei J. Ress in Wien finanzierte. Zweimal jährlich sang sie in Esterházys Schloss Totis (Tata/H) bei Opernaufführungen. Am 25.3.1895 debütierte sie als Altistin bei einem Schülerkonzert ihres Lehrers im Festsaal des Kaufmännischen Vereins. Am 23.1.1896 sang sie im Wiener Bösendorfersaal im Rahmen eines Konzertes des belgischen Cellisten Jean Gérardy. 1896 beendete sie ihr Gesangsstudium bei Ress, am 25.4. des Jahres folgte ihr erstes Konzert gemeinsam mit dem Cellisten Josef Sulzer in ihrer Heimatstadt. Im September des Jahres erstes Engagement an der Frankfurter Oper. Hier setzte sie ihre Gesangsausbildung bei der ehemaligen Opernsängerin Marie Hanfstängl fort und „erwarb […] die brillante Höhe“ (Goldmann), weitere Studien betrieb sie später in Paris (1901 bei Jean de Reszke und 1903 bei M. Marchesi). Im Frühjahr 1898 fuhr sie nach Wien, um G. Mahler vorzusingen, der sie ab Herbst 1899 an die Wiener Hofoper engagierte (Debüt als Mignon am 3.9. in Ambroise Thomas’ gleichnamiger Oper). Hier feierte sie bis 1927 u. a. als Gilda (Rigoletto), Tosca, Violetta (La Traviata), Lucia (Lucia di Lammermoor) und Konstanze (Die Entführung aus dem Serail) große Erfolge, am 4.10.1916 kreierte sie die Zerbinetta in der UA der Neufassung von R. Strauss’ Ariadne auf Naxos. Darüber hinaus seit 1900 über 150 Platteneinspielungen (Berliner Records, Zonophone, Polydor, HMV, DG) sowie Gastspiele in London, Paris und Deutschland, Auftritte bei den Salzburger Festspielen und Tourneen durch Europa, Nordamerika und Asien. Seit 1910 verheiratet mit dem Gynäkologen Josef von Halban. 1927 zog sie sich aus gesundheitlichen Gründen von der Bühne zurück. K. zählte zu den großen Koloratursopranistinnen ihrer Zeit und war berühmt für ihre außergewöhnlich langen Triller.
Gedenkstätten
Ehrengrab am Wr. Zentralfriedhof; H.-K.-Straße (Wien XXIII).
Ehrungen
Kammersängerin 1903; Goldenes Ehrenzeichen der Republik Österreich 1926; Ehrenmitglied der Wiener Staatsoper 1929.
Werke
Zahlreiche Schallplatten.
Literatur
D. Halban (Hg.), S. K. Die Sängerin und ihre Zeit 1983; H. Goldmann, S. K. Der Werdegang einer Sängerin, o. J.; K-R 1997, 2000 u. 2002; NGroveD 14 (2001); MGG 10 (2003); Czeike 3 (1994); ÖBL 4 (1969); L. Kydryński, Opera na cały rok 1989; O. Friedmann, Prominenten Almanach 1930; Tagblattsammlung Wienbibliothek.


Ihre Tochter Désirée (Dési, Daisy) Louise Anna Ernestine von Halban (H.-Kurz): * 10.4.1912 Wien, † 12.2.1996 Bilthoven/NL. Sängerin (Sopran). Angeblich von einer „bekannten Gesangslehrerin“ (Das kleine Volksblatt) ausgebildet, sang sie am 3.9.1932 gemeinsam mit ihrer Mutter bei deren letztem Auftritt in der Kirche St. Othmar in Mödling. Erstes Engagement in Graz, ab 1934 Auftritte im Wiener Konzerthaus, Gastspiel in Budapest. Am 31.5.1936 debütierte sie als Gilda (in G. Verdis Rigoletto) an der Wiener Staatsoper. Während eines Auftrittes in Schloss Nijenrode in der Nähe von Amsterdam im Juni 1937 lernte sie dessen Besitzer, den Kunsthändler Jacques Goudstikker kennen, den sie am 24.12.1937 heiratete. Kurz danach nahm sie ihren Abschied von der Bühne und übersiedelte in die Niederlande. Nach deren Okkupation durch die Nationalsozialisten 1940 musste die Familie flüchten (Exil). Goudstikker starb auf der Schiffsreise nach Kanada, H. gelang mit ihrem Sohn Edouard (Edo, * 1939, † 1996 USA) die Flucht in die USA. Nach Kriegsende Rückkehr in die Niederlande, wo sie den niederländischen Anwalt August Eduard von Saher heiratete. Ihr Bruder Georg (George) von Halban (* 14.7.1915 Wien, † 25.5.1998 [Ort?]), Major der US-Army, war schriftstellerisch tätig.


Schriften
gem. m. U. Ebbers: S. K., die Sängerin und ihre Zeit 1983.
Werke
Schallplattenaufnahmen.
Literatur
Das kleine Volksbl. 23.1.1938, 10; Wiener Salonbl. 9.1.1938, 5; Wr. Sonn- und Montags-Ztg. 21.1.1935, 1; Neues Wr. Tagbl. 19.1.1938, 10; http://nl.wikipedia.org (9/2014); www.independent.co.uk (9/2014); eigene Recherchen.

Autor*innen
Monika Kornberger
Letzte inhaltliche Änderung
18.12.2019
Empfohlene Zitierweise
Monika Kornberger, Art. „Halban, Familie“, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 18.12.2019, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x00321870
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.

MEDIEN
Selma Halban-Kurz (O. Friedmann, Prominenten Almanach 1930)
Desirée von Halban (Das interessante Blatt 4.6.1936, 11)

DOI
10.1553/0x00321870
GND
Halban, Selma: 118568280
OBV
Weiterführende Literatur
GND
Halban, Désirée: 11047211X
OBV
Weiterführende Literatur
GND
Halban, Georg: 1068935049
OBV
Weiterführende Literatur

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