Logo ACDH-CH
OeML Schriftzug
Logo OeML
Logo Verlag

Harfenisten/Harfner
Umherziehende Musiker, die nach Art der Bänkelsänger ihre Lieder mit der Harfe begleitet vortrugen. Sind H. im Mittelalter durchaus im Bereich der Höfe zu finden bzw. galt die Harfe als höfisches Instrument (König David als biblisches Vorbild), sank der Berufsstand in der Frühneuzeit sukzessive ab. Ab dem Barock, v. a. aber im 19. Jh. standen die H., ähnlich wie Leiermänner und Dudelsackbläser, auf der untersten Stufe der sozialen Skala, da sie herrenlose (meist auch behinderte) Vaganten waren, die sich noch dazu in Wirtshäusern (s. Abb.) und in der Nähe von Prostituierten herumtrieben. Das musikalische Können der H. war sehr unterschiedlich; einige konnten es zu einigem Ansehen bringen (z. B. Phillipp Hacksfellner, ein Wiener H., der vor Maria Theresia gespielt haben soll), die meisten vermengten jedoch geringes musikalisches Können mit derben, zotigen Texten, weshalb sie sich in ständigem Konflikt mit den Behörden (Polizei, Zensur) befanden. In Wien war die Blütezeit der H. das Biedermeier, J. Nestroy, F. Raimund und andere Theaterdichter verewigten die H. in ihren Volksstücken. Ab der Mitte des 19. Jh.s wurden aufgrund der Volkssängerreform J. B. Mosers, die sich um eine Hebung des Niveaus bemühte, die H. zunehmend aus den Lokalen verdrängt, doch waren sie bis zum Ende des 19. Jh.s als Bettelmusikanten in allen Ballungszentren der Monarchie zu finden.
Literatur
Czeike 3 (1994); G. Schaller-Pressler in E. Th. Hilscher et al. (Hg.), Musikgeschichte der Stadt Wien 1 (2003).

Autor*innen
Elisabeth Th. Hilscher
Letzte inhaltliche Änderung
9.11.2022
Empfohlene Zitierweise
Elisabeth Th. Hilscher, Art. „Harfenisten/Harfner‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 9.11.2022, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x0001d07d
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.

MEDIEN
Wiener Bilder, 20.9.1896, 4 („Ein Wiener Harfenist“)© ANNO/ÖNB
Der blinde Harfenist Paul Oprawil (1817–1900) im Wiener Metkeller ‚Zum Süßen Löchel‘ (Wiener Bilder, 31.5.1896, 3)© ANNO/ÖNB
Maximilian Florian, Wiener Spaziergänge von Schlögl, Sgraffito-Wandbild (1953). Gemeindebau Schlöglgasse 17 (Wien XII)© Björn R. Tammen
© Björn R. Tammen

DOI
10.1553/0x0001d07d
ORTE
Orte
LINKS
ACDH-CH, Abteilung Musikwissenschaft

Publikationen zur Musikwissenschaft im Verlag