Zu den frühesten bekannten Klangwerkzeugen gehören flötenartige Instrumente, die wohl für Signale Verwendung fanden. Aus prähistorischer Zeit sind in Österreich ein paar aus Phalangen (gegabelte Finger- oder Zehenknochen) erzeugte Pfeifen (Salzofenhöhle im Toten Gebirge/OÖ und Steinbockhöhle bei Peggau/St) aus dem jüngeren Paläolithikum, ein möglicherweise als Längsflöte gespielter, viermal gelochter offener Röhrenknochen (Lieglloch bei Tauplitz/St) und eine Röhrenpfeife (Gudenushöhle im Kremstal/NÖ) aus dem Spätpaläolithikum erhalten geblieben (archäologische Funde).
Aus der Römerzeit besitzt Österreich sowohl Darstellungen z. B. von Querflöte und Syrinx spielenden Hirten auf einem Fresko vom Magdalensberg (Klagenfurt, Landesmuseum) oder des Paris mit seinem syrinxspielenden Diener Agelaos auf einem Grabstein aus Waltersdorf (Schloß Eggenberg/Graz, Lapidarium) als auch eine außergewöhnlich gut erhaltene, noch spielbare Knochenflöte mit drei Grifflöchern aus dem 2. Jh. (aus Flavia Solva, Landesmuseum Joanneum Graz) und ein paar Knochenpfeifchen, die möglicherweise als Signalinstrumente bei der Jagd oder als Kinderspielzeug Verwendung gefunden haben. Der Aulos bzw. die Tibia, ein Doppelrohrblattinstrument mit näselndem Klang, meist in Doppelform verwendet, ist im Gebiet der Austria Romana auf mehreren Grabreliefs (z. B. in Schloss Seggau oder in St. Johann bei Herberstein/St) zu sehen. Literarische Belege und zahlreiche Abbildungen (z. B. Strahlenkränze der Madonnen von Straßengel und St. Lambrecht/St) vermitteln ein recht buntes Bild des mittelalterlichen Instrumentariums. Am häufigsten begegnet die Kombination Einhandflöte (Schwegel) und Trommel (ein Spieler), in erster Linie für die Tanzmusik verwendet, sowie die Querflöte (auch oftmals Schweizerpfeife genannt) in Verbindung mit der Trommel (zwei Spieler), die v. a. im militärischen Bereich zum Einsatz kamen. Spielleute (Spielmann), oftmals in den Quellen als Pfeifer oder Fistulatores bezeichnet, dienten im 14. und 15. Jh. in den Hofkapellen von Wien und Innsbruck sowie manchen Burgen und am erzbischöflichen Hof in Salzburg.
In den Hofkapellen der Renaissance (Wien, Graz, Innsbruck) sind, erhaltenen Inventaren (z. B. Graz 1577) und Instrumenten (z. B. Sammlung alter Musikinstrumente am KHM Wien) nach zu schließen, eine große Vielfalt an H.n sowohl in der Kirchenmusik als auch im weltlichen Bereich (siehe z. B. Abb. einer „Alta capella“ im Grazer Schützenbuch von Leonhard Flexel 1568) eingesetzt worden.
Im letzten Drittel des 17. Jh.s nimmt, von Frankreich ausgehend, ein neues Konstruktionsprinzip seinen Ausgangspunkt. Die relativ weite Bohrung von Blockflöte, Traversflöte, Diskantpommer und Dulzian wurde aufgegeben. Es entstanden die wesentlich enger mensurierten, für kammermusikalische Aufgaben bestens geeigneten spätbarocken Block- und Traversflöten, die barocke Oboe und das barocke Fagott, welche nunmehr aus bohrungstechnischen Gründen nicht mehr wie ihre Vorgänger aus einem Stück, sondern aus drei oder vier Teilen gebaut wurden. Ebenso wurde die Stimmtonhöhe verändert. Sind die Instrumente des 16. und 17. Jh.s im Chorton, der in Österreich, erhaltenen Instrumenten zufolge, im Bereich von knapp über 440 bis deutlich über 460 Herz für a1 lag, gestimmt, so stehen die spätbarocken H.e im Kammerton, der einen Ganzton bzw. eine kleine Terz (in Österreich eher unüblich) unter dem Chorton liegt. Die frühesten Belege zur Verwendung der neuen Blasinstrumente in Österreich stammen aus dem Stift Kremsmünster und dem Wiener Hof, sie datieren aus der Zeit um 1695. Die im weiteren Verlauf des 18. Jh.s erlangte große Beliebtheit verdanken die H. einer nach 1750/60 erfolgten Veränderung der Bohrung; die „klassischen“ Instrumente wurden nun enger gebaut und erhielten dadurch einen obertonreicheren Klang, auch der Tonumfang wurde nach oben hin erweitert. Dies machte sie im Unterschied zu den grundtönigeren Barockinstrumenten der 1. Hälfte des 18. Jh.s, die einen hohen Grad an Verschmelzungsfähigkeit mit den Streichern aufwiesen, zur Bewältigung exponierter solistischer Aufgaben im Orchester außerordentlich geeignet. In dieser Zeit entstanden auch bedeutende Solo- und Kammermusikwerke für Holzblasinstrumente, die in Österreich um die Jh.mitte und verstärkt ab ca. 1780 um die Klarinette und das Bassetthorn erweitert wurden.
1819 wurden an der Schule des Musikvereins in Graz und 1821 am Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien Klassen für Flöte, Oboe, Klarinette und Fagott eingerichtet. In den Bläserklassen wurden anfänglich die europaweit verbreiteten französischen und deutschen Unterrichtswerke (z. B. Antoine Hugot/Johann Georg Wunderlich, Etienne Ozi, Johann Georg Heinrich Backofen) verwendet. Die rasche Entwicklung und die Ausformung eines eigene Wege beschreitenden Wiener (bzw. Grazer oder Linzer) H.baus ließ bald den Ruf nach neueren und eigenständigen Lehrwerken (z. B. J. Fahrbach für Flöte 1835, Fagott 1840, Klarinette 1841 und Oboe 1843 oder J. Sellner für Oboe 1825) laut werden.
Wurden zunächst Instrumente vornehmlich aus dem oberitalienischen Raum (16. und 17. Jh.) und aus Süddeutschland (1. Hälfte des 18. Jh.s) bezogen, so entwickelte sich ab der 2. Hälfte des 18. Jh.s ein reger H.bau v. a. in Wien (spätes 18. Jh.: M. Lempp, Th. Lotz, Matthias Rockobaur (R. Baur); 19. Jh.: Wenzel Bradka, St. Koch, W. Küss, Augustin Rorarius, Martin Schemmel, Johann Stehle, K. Tauber, J. T. Uhlmann, J. Ziegler sen.), Linz (Carl Doke) und Graz (G. und E. Piering, Heinrich Schweffer). Während man in Deutschland (v. a. Leipzig und Dresden) bestrebt war, klangstärkere Instrumente zu bauen und mit unterschiedlichen Materialien (verschiedene Holzarten, Metall) experimentierte, versuchte man in Wien, den warmen und weichen Klang zu bewahren und stattete die Instrumente mit zahlreichen Klappen aus. In den einschlägigen Instrumentalschulen des 19. Jh.s fällt v. a. die Suche nach neuen und außergewöhnlichen Griffmöglichkeiten auf, die Rückschlüsse auf eine deutliche Bevorzugung obertonreicherer und somit tragfähigerer Töne zulassen. Hierin sind wohl wenigstens z. T. die Wurzeln des – später so apostrophierten – „Wiener Bläserstils“ zu suchen. Die heute noch in den großen Wiener Orchestern gespielte „Wiener“ Oboe geht auf ein Instrument des Dresdner Instrumentenbauers Carl Golde zurück, welches R. Baumgärtl nach gewonnenem Probespiel (1880) im Orchester der Wiener Hofoper spielte und von J. Hajek weiterentwickelt wurde. Nach Hajeks Tod wurden Wiener Oboen von H. Zuleger und Hubert Schück erzeugt. Heute liefern diese Instrumente die Firmen Yamaha (Japan), Christian Rauch (Innsbruck) und Guntram Wolf (Kronach/D).
An weiteren österreichischen Firmen für H. seien die Werkstatt Rudolf Tutz/Innsbruck (historische Klarinetten, Traversflöten u. a.) sowie die Firma Hammerschmidt in Wattens/T (Klarinetten, deutsches System) genannt.
G. Gatterer, Die Verwendung der Querflöte in der Steiermark, Diss. Graz 1952; Federhofer 1967; H. Seifers, Systematik der Blasinstrumente 1967; K. Birsak in Jahresschrift des Salzburger Museum Carolino Augusteum 18 (1973); G. Stradner in Veröff. d. Landeszeughauses Graz 6 (1976); M. Nagy in E. Brixel (Hg.), [Kgr.-Ber.] Internationale Gesellschaft zur Erforschung und Förderung der Blasmusik Uster 1981, 1984; E. Kubitschek in B. Habla (Hg.), [Kgr.-Ber.] J. J. Fux und die barocke Bläsertradition Graz 1985, 1987; M. Nagy in Das Orchester 34 (1986); M. Nagy in O. Biba/W. Schuster (Hg.), [Kgr.-Ber.] Klang und Komponist Wien 1990 , 1992; W. Waterhouse, The New Langwill Index 1993; K. Hubmann in Beihefte zu den Studien zur Aufführungspraxis und Interpretation der Musik des 18. Jh.s 14/1 (1994); Ph. T. Young, Die H. im Oberösterreichischen Landesmuseum 1994; Hopfner 1999.