Ab dem frühen 19. Jh. widmeten sich vermehrt Privatpersonen dem Sammeln von Musikinstrumenten. Ausschlaggebend dafür war eine geänderte Haltung gegenüber der Vergangenheit, die für das romantische Ideal Nährboden und Inspiration darstellte. Das „ausgestorbene Musikinstrument“ aus vergangenen Tagen wurde zum Topos, der für ein bestimmtes Lebensgefühl stand. Als häufig wiederkehrendes Beispiel seien die zahlreichen Lauten genannt, die bis ins 20. Jh. als Requisiten mit Vergangenheitsbezug die Wände von Malerateliers schmückten.
In dieser Zeit wurden erstmals auch Streichinstrumente vorwiegend italienischer Provenienz gesammelt. Der Hauptgrund ist im klanglichen Potenzial zu sehen, das diese Instrumente für das nun vermehrt einsetzende öffentliche Konzertwesen und Virtuosentum als Solisteninstrumente prädestinierte. Damit in Verbindung stand eine zunehmende Wertsteigerung, die das Sammeln auch aus finanziellen Gründen attraktiv machte. Die dadurch entstandenen Sammlungen von italienischen Meisterinstrumenten waren ihrem Wesen nach „dynamisch“; das bedeutete, dass Kauf und Verkauf sowie Tausch in rascher Folge erfolgten und darüber hinaus meist keinerlei Dokumentation vorliegt. Das Schicksal der einzelnen Sammlungen ist daher im Nachhinein meist nicht nachzuvollziehen.
Dazu im Gegensatz stehen Sammlungen von Institutionen wie der Gesellschaft der Musikfreunde, die aus didaktischen Gründen und systematisch angelegt wurden. Neben historischen Instrumenten wurden als Anschauungsmaterial auch außereuropäische Musikinstrumente gesammelt und für Forschungszwecke zur Verfügung gestellt. Ein weiterer Sammlungsschwerpunkt für die Gesellschaft ergab sich durch Widmungen und Ankäufe von Musikinstrumenten aus dem Besitz von Musikern, die als Erinnerungsstücke gesammelt wurden.
Die heute in Österreich befindlichen I. unterscheiden sich hinsichtlich Aufbau, Zugänglichkeit und Erschließung. Für die großen institutionalisierten Sammlungen (Sammlung alter Musikinstrumente [SAM], Gesellschaft der Musikfreunde, Technisches Museum Wien, Museum für Völkerkunde, Museum für Volkskunde und die Bestände der einzelnen Landesmuseen) ergeben sich die Sammlungsschwerpunkte durch die individuelle Ausrichtung der jeweiligen Häuser. Die allgemeine Zielsetzung, die durch die Begriffe Sammeln, Präsentieren und Erschließen der Objekte vorgegeben ist, wird durch das Unterhalten einer Schausammlung und durch entsprechende Publikationen gewährleistet. Eine Sonderstellung nimmt das Historische Museum der Stadt Wien ein, das eine Reihe von Musikergedenkstätten betreut. Hier sind Instrumente aus der Zeit oder aus dem Besitz eines Komponisten in das Ambiente des jeweiligen Schauraums integriert. Nicht museal ausgerichtet ist die Sammlung von Streichinstrumenten, die die Oesterreichische Nationalbank seit 1989 aufbaut. Die Instrumente werden nach klanglichen Gesichtspunkten ausgewählt und sind ständig an österreichische Musiker verliehen.
Auch bei Privatsammlungen wie jenen von N. Harnoncourt, J. Demus, H. Kann oder P. Badura-Skoda steht die musikalische Einsatzmöglichkeit im Vordergrund. In der Regel stand in diesen Fällen am Beginn der Sammeltätigkeit der Wunsch, historische Instrumente, die im gängigen Konzertleben keinen Platz hatten und die vielfach im regulären Handel nicht verfügbar waren, zu besitzen und bei Konzerten einzusetzen. So bestand beispielsweise in der Frühzeit des Concentus Musicus Wien das Instrumentarium zum Großteil aus Objekten der Sammlung Harnoncourt.
Ein Argument, das häufig gegenüber musealen Sammlungen vorgebracht wird, ist jenes, dass in diesem Fall das Instrument zum Betrachtungsobjekt degradiert und der Klang als eigentliches Element eines Musikinstruments ausgespart wird. Dem ist entgegenzuhalten, dass institutionelle Sammlungen durch ihren wissenschaftlichen Auftrag einen Bereich abzudecken haben, der von privaten Sammlern nur in seltenen Fällen wahrgenommen wird. Darüber hinaus wird in letzter Zeit durch Präsentationen und durch Museumskonzerte vermehrt auch der klangliche Aspekt der Musikinstrumente vermittelt. Die starre Frontstellung zwischen öffentlichen Sammlungen, die nicht „klingen“, und privaten Sammlungen, die nur auf das musikalische Erleben ausgerichtet sind, ist damit einem fruchtbaren Nebeneinander mit unterschiedlicher Schwerpunktsetzung gewichen.
Informationen über I. vermitteln im Internet ICOM (International Council of Museums) über ihre Unterorganisation CIMCIM, die sich aus Vertretern von öffentlichen Sammlungen und Privatsammlern zusammensetzt (www.icom.org/cimcim/id).
MGG 4 (1996); NGroveD 12 (2001, Instruments, collections); J. Coover, Musical Instrument Collections, Catalogues and Cognate Literature 1981; B. Lambert, International Directory of Musical Instrument Collections (IDMC) 1997.