1899 bildete sich eine österreichisch-ungarische Sektion, deren Vorstand G. Adler im gleichen Jahr die Gründung der Ortsgruppe Wien initiierte. Später kamen Ortsgruppen in Budapest und Prag hinzu. Unter der Leitung Adlers entfaltete die Ortsgruppe Wien eine rege Tätigkeit, welche auch unter E. Luntz (ab 1905) und H. Botstiber (ab 1910) fortgesetzt wurde. In 15 Vereinsjahren fanden an die 70 Veranstaltungen statt, vorwiegend Vorträge, aber auch Musikabende, zumeist in den Räumlichkeiten des Musikhistorischen Institutes der Universität Wien. Thematisch umfassten die Vorträge Musikgeschichte, vergleichende Musikwissenschaft, Instrumentenbau und Musikpädagogik. Abgesehen von einigen ausländischen Gästen referierten neben Persönlichkeiten des Wiener Musiklebens in zunehmendem Maße Absolventen von G. Adlers Musikhistorischem Institut. Unter den Vortragenden waren G. Adler, H. Botstiber, E. Bienenfeld, Erwin Felber, E. v. Hornbostel, M. Graf, J. Gregor, K. Horwitz, A. Koczirz, O. Koller, E. Luntz, R. Réti, H. Rietsch, A. Schnerich und E. Wellesz. Einen fixen Bestandteil der Wiener Aktivitäten bildeten Aufführungen Alter Musik, für welche Musiker wie A. Rosé und Pablo Casals gewonnen werden konnten. Zunächst im Anschluss an einschlägige Vorträge am Musikhistorischen Institut oder in Form interner Konzerte veranstaltet, fanden ab 1906 Historische Konzerte der IMG auch im Wiener Musikverein statt und wurden so einem größeren Publikum zugänglich gemacht. Wiederholt kamen dabei Stücke zur Aufführung, welche in den von G. Adler herausgegebenen Denkmälern der Tonkunst in Österreich publiziert worden waren, so zum Beispiel Kompositionen von M. G. Monn und M. Schlöger (DTÖ 15/2) beim Historischen Konzert der IMG von 1908. Ebenso versuchte man, durch Vorträge im Wiener Volksbildungsverein breitere Schichten zu erreichen. Die Mitgliederzahl stieg von 68 im Gründungsjahr auf 120 im letzten Vereinsjahr 1913/14 an, allerdings gehörte die Mehrheit nur der Ortsgruppe, nicht der IMG an. Einen Höhepunkt in der Tätigkeit der österreichisch-ungarischen Sektion stellte der mit der Haydn-Zentenarfeier von 1909 verbundene III. Kongreß der IMG (25.–29.5.1909) dar, für dessen Organisation G. Adler verantwortlich zeichnete. Zahlreiche Mitglieder der Wiener Ortsgruppe arbeiteten an Planung und Gestaltung mit. 500 Musiker und Musikwissenschaftler nahmen teil.
Nationale Spannungen hatten sich schon vor dem Ersten Weltkrieg bemerkbar gemacht. Als im Dezember 1914 der damalige Vorsitzende H. Kretzschmar und die reichsdeutschen Sektionsvorstände aus Kriegsgründen – nicht statutengemäß – zurücktraten, bedeutete dies de facto die Auflösung der Gesellschaft. Erst 1927 kam es zur Gründung einer Nachfolgeinstitution, der Internationalen Gesellschaft für Musikwissenschaft mit Sitz in Basel/CH.
Schr (Publikationsorgane): SIMG (vierteljährlich, 1899/1900 -1913/14, Bd. 1–15; Redaktion O. Fleischer/M. Seiffert, ab 1903/04 M. Seiffert/C. Maclean); ZIMG (monatlich, 1899–1914, Jg. 1–15; Redaktion O. Fleischer/J. Wolf, ab 1904/05 A. Heuß/C. Maclean).
ZIMG 6 (1903/04), 1–16, 13 (1911/12), 187–190 u. 15 (1913/14), 258–260; [Kgr.-Ber.] IMG Wien 1909, 1909; G. Adler, Wollen und Wirken. Aus dem Leben eines Musikhistorikers 1935; G. Eder in Zeitgeschichte 21 (1994).