Wilhelm Josef: * 30.5.1830 Znaim/Mähren (Znojmo/CZ), † 2.1.1908 Wien. In Znaim lernte er bei Josef Krampera, von dem darüber hinaus nichts bekannt ist. 1875 eröffnete J. in Wien eine eigene Werkstätte und war ab 1889 Mitglied der Genossenschaft (Interessenvertretungen). Lütgendorff gibt an, dass er hauptsächlich Zithern und Gitarren hergestellt habe. Dessen Söhne
Wilhelm Thomas: * 24.11.1863 Wien, † 22.3.1922 Wien. Er war der beste Geigenbauer der Familie. Zunächst lernte er bei seinem Vater, später – angeblich als einziger Schüler – bei Theodor Gutermann (1828–1900), bei dem er in den folgenden Jahren auch Geselle war. 1898 machte er sich in der Wiener Innenstadt (Walfischgasse) selbständig und wurde 1905 Geigenmacher der kaiserlichen Hofkapelle. Er war Schätzmeister und Sachverständiger sowie Funktionär der Genossenschaft. Da er kinderlos blieb, führte die Witwe zusammen mit ihrem Schwager Carl Wilhelm J. das Geschäft weiter, bis es 1935 von Ludwig Tröstler (* 1907) übernommen wurde. W. Th. J. war seinerzeit einer der geschätztesten Wiener Geigenmacher, der Kopien nach unterschiedlichen italienischen Meistern machte. Er verwendete bestes Holz und einen schönen Öllack. Der Umfang seines Œuvres wird mit über 300 Violinen, 80 Violen und 150 Violoncelli angegeben, wobei v. a. die letzteren gelobt werden. Als hervorragender Kenner des österreichischen Geigenbaus machte er Willibald Leo Freiherr von Lütgendorff viele Informationen zugänglich, die dieser in seinem erstmals 1904 erschienenen Nachschlagewerk verarbeitete.
Altwiener Geigenbauer in Musikalischer Kurier 3 (1921) u. 4 (1922) [nach seinem Tod v. C. W. J. fortgeführt].
Carl Wilhelm: * 3.10.1866 Wien, † ca. 1935 Wien. Er legte erst am 23.11.1911 in Wien die Gesellenprüfung ab. Anschließend arbeitete er bei seinem Bruder, dessen Geschäft er ab 1922 weiterführte. Er war ein guter Reparateur, fertigte aber auch neue Instrumente nach Cremoneser Vorbild an, wobei die Violoncelli hervorzuheben sind.
Zur Geschichte der Geigenmacher Wiens in Musikpädagogische Zs. 15 (1925) u. 16 (1926).
W. J. J.s Enkel Ferdinand Wilhelm: * 30.7.1892 Wien, † 1.6.1976 Grafrath bei München/D. Er war der Sohn des Goldschmieds Ferdinand Wilhelm J. Ab 1905 lernte er bei seinem Onkel W. Th. J. und legte am 21.7.1910 die Gesellenprüfung ab. Er blieb auch als Geselle in der Werkstätte, bis er zum Kriegsdienst eingezogen wurde. 1918–20 arbeitete er bei Anton Poller (1873–1954) in Wien und anschließend als Geigenmacher der Philharmonie in Bukarest. 1922 machte er sich in Wien selbständig und legte 1924 die Meisterprüfung ab. 1931–33 arbeitete er als Restaurator für das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg/D und ließ sich 1933 in München nieder. Neben Reparaturen soll er ca. 1500 Neubauten ausgeführt haben. Sein Interesse galt darüber hinaus auch historischen Instrumenten wie etwa den Viole da gamba oder Viole d’amore.
W. Henley, Universal Dictionary of Violin and Bow Makers 1973; Hopfner 1999; Lütgendorff 1975 u. 1990; Prochart 1979; R. Vannes, Dictionnaire Universel des Luthiers 1979.