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Karczag, Karczag, Wilhelm Familie
Wilhelm (eig. Kramer, Vilmos): * 1857-08-2828.8.1857 Karcag/H, † 1923-10-1111.10.1923 Baden bei Wien. Theaterdirektor, Schriftsteller und Journalist. Sohn des Kaufmanns Josef Kramer. Zunächst als Journalist und Bühnenschriftsteller in Budapest tätig, wobei er ausschließlich in ungarischer Sprache schrieb. Am 29.8.1890 ließ er sich in Budapest römisch-katholisch taufen und änderte im selben Jahr seinen Namen von Kramer in Karczag. Kurz danach, am 16.9.1890, heiratete er und kam 1894 gemeinsam mit seiner Frau nach Wien. Hier ging im November des Jahres die deutsche Übersetzung seines Schauspiels Entsagung am Deutschen Volkstheater über die Bühne. 1901 pachtete er das Theater an der Wien, das er bis zu seinem Tod leitete (1904–11 gemeinsam mit Karl Wallner). Zunächst als Gastspielbühne geführt, wo er u. a. A. Girardi, Yvette Guilbert und Sada Sacco auftreten ließ, initiierte er ab dem Erfolg von H. Reinhardts Operette Das süße Mädel (UA 25.10.1901) besonders mit Aufführungen von Werken F. Lehárs, E. Kálmáns und E. Eyslers, die er förderte, eine Glanzzeit der Operette. Unterstützt wurde er dabei von Darstellern wie A. Girardi und E. Tautenhayn. 1904 gründete er den Bühnen- und Musikverlag W. K. (u. a. Operetten von L. Fall, C. M. Ziehrer, F. Lehár). 1908–21 übernahm K. (1908–17 mit K. Wallner) auch das Raimundtheater, 1917–19 dazu das von ihm ersteigerte Wiener Stadttheater und war damit Leiter aller großen Wiener Operettenbühnen. Operetten-Gastspiele führten ihn 1912 nach Paris und Zürich/CH. Nach K.s Tod übernahm sein Schwiegersohn H. Marischka das Theater an der Wien und den Verlag (1936 aufgelöst).
Gedenkstätten
Ehrenhalber gewidmetes Graf Friedhof Hietzing (Wien XIII, s. Abb.); Relief (Wien VIII, Laudongasse 36); K.gasse (Wien XXII); Wilhelm-Karczag-Weg (Wien XIII).
Schriften
Novellen, Romane, Theaterstücke (Entsagung).
Literatur
W. Böhm, Der Bühnen- u. Musikverlag W. K., Seminararbeit Univ. Wien 2002; A. Bauer, 150 Jahre Theater an der Wien 1952; R. Holzer, Wr. Vorstadtbühnen 1951; S. Wininger, Große jüdische National-Biographie 3 (1928); Czeike 3 (1994); Personenlex. Öst. 2001; ÖBL 3 (1965); E. Brixel, Die Ära W. K. im Theater an der Wien, Diss. Wien 1966; Große jüdische National-Biographie 3 (1928); O. v. Krücken/I. Parlagi (Hg.), Das geistige Ungarn 1 (1918); Kosch 2 (1960); NFP 25.11.1894, 7; http://hu.wikipedia.org (1/2015).


Seine Frau

Julie (eig. Juliska), geb. Kopácsi: * 12.2.1867 Komorn (Komáron/H), † 26.1.1957 Wien. Sängerin (Sopran). Ausgebildet von A. Passy-Cornet trat sie bereits 15-jährig öffentlich in Budapest auf. 1889 wurde sie als Operettensängerin nach Debrecen/H engagiert, 1891 als Nachfolgerin von I. Palmay an das Budapester Volkstheater. Am 25.3.1894 holte sie C. Blasel als Gast ans Wiener Carltheater, wo sie in der Titelrolle der Operette Die Brillantenkönigign (M: E. Jakobowski), die sie wenig später auch in Prag verkörperte, nicht nur als Sängerin und Schauspielerin, sondern auch durch ihre Tanzkunst begeisterte. Im Herbst 1894 setzte sie ihr Gastspiel am Carl-Theater als ständiger Gast fort und kreierte in mehreren UA.en die weiblichen Hauptrollen. Später war sie meist an dem von ihrem Mann geleiteten Theater an der Wien zu hören, gastierte in Bad Ischl, Berlin, Nordamerika, Russland, Prag und auch an der Wiener Hofoper. Ihre großen Erfolge feierte sie in den Koloraturpartien der klassischen Wiener Operette. Ihr Sohn Georg (Géza, * 7.4.1891 Debrecen, † 29.3.1915, begr. 15.4.1915 Wien-Hietzing) fiel während des Ersten Weltkriegs in Polen.


Literatur
K-R 1997 [Kopacsy-Karczag]; F. Planer (Hg.), Das Jb. der Wr. Gesellschaft 1929; Kosch 2 (1960); O. v. Krücken/I. Parlagi (Hg.), Das geistige Ungarn 1 (1918); Kosel 1902; G. Gaugusch, Wer einmal war 1 (2011), 1171; Neuigkeits Welt-Bl. 20.3.1894, [10]; Signale für die musikalische Welt 27 (1894), 421; Prager Tagbl. 3.6.1894, 9; NFP 17.10.2023, 6; Der Humorist 1.10.1894, 2.


Deren Tochter

Lilly Maria Franziska (Lilian, Lilli): * 7.7.1901 Hinterbrühl bei Mödling/NÖ, † 23.10.1981 Wien. Kostümbildnerin, Illustratorin, Schauspielerin. Trat bereits im Alter von acht Jahren als Tänzerin im Rahmen eines Kinderballs auf, 1913 erneut. Sie erhielt eine Ausbildung als Malerin, malte Ölbilder und schuf Titelillustrationen für Musikdrucke des K.-Verlags. Ende September 1919 verlobte sie sich mit A. Piccaver, heiratete aber am 28.8.1921 H. Marischka (Trennung 1935, Scheidung September 1938), der als Witwer drei Kinder mit in die Ehe brachte. Für dessen Filmfirma war sie 1920–23 als Darstellerin in sieben Stummfilmen tätig. Ab 1926 arbeitete sie als Kostümbildnerin (erstmals für die Revue Wien lacht wieder [M: R. Benatzky] am Wiener Stadttheater) und Regisseurin am Theater an der Wien. Ihr jüngerer Sohn Georg (* 29.6.1922 Wien, † 9.8.1999 München) war als Schauspieler, Regisseur und Autor v. a. für den Film tätig. Sohn Tassilo (* 1928) fungierte 1946 als Synchronsprecher für einen russischen Film. In zweiter Ehe ab 30.6.1939 (kirchliche Trauung am 7.4.1960) mit dem chilenischen Gesandten Martin Robert Figueroa verheiratet, mit dem sie die Kriegsjahre in Santiago de Chile verbrachte. 1947 Rückkehr nach Wien und Rückzug ins Privatleben.


Literatur
G. Gaugusch, Wer einmal war 1 (2011), 1171; Neues Wr. Tagbl. 9.2.1910, 10, 13.1.1913, 10; Wr. Salonbl. 4.10.1919, 5; Die Filmwelt 16 (1921), [13]; Neue Kino-Rundschau 13.9.1919, 29; Kleine Volks-Ztg. 25.2.1935, 3; Die Stunde 28.9.1935, 3, 21.8.1926, 7; Die Bühne 119 (1927), 6; Neues Wr. Journal 26.2.1927, 11; Mein Film 1 (1946), [12]; https://jqadams.art (10/2023); https://de.wikipedia.org/wiki/Lilly_Marischka (10/2023); Taufbuch der Pfarre Hinterbrühl 1899–1908, fol. 68.

Autor*innen
Uwe Harten
Monika Kornberger
Letzte inhaltliche Änderung
9.11.2022
Empfohlene Zitierweise
Uwe Harten/Monika Kornberger, Art. „Karczag, Familie“, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 9.11.2022, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x0001d3c9
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.

MEDIEN
Wilhelm Karzcag (Der Humorist 10.10.1902, 4)© ANNO/ÖNB
Wilhelm Karczag stehend hinter Franz Lehár© Bildarchiv Austria, ÖNB
Julie Kopácsi-Karczag als Taubenjägerin in der im Theater an der Wien gespielten Operette  Der Schmetterling von Ch. Weinberger (Wiener Bilder 22.11.1896, 11)© ANNO/ÖNB
Lilian Karczag-Marischka, 12.12.1925© Bildarchiv Austria, ÖNB
Lilian Marischka mit Sohn Georg (Moderne Welt 18 [1926], 6) © ANNO/ÖNB
Lilian Karczag-Marischka (Die Stunde 28.9.1935, 3)© ANNO/ÖNB
Familiengrab am Friedhof Hietzing© Hermann Zwanzger
© Hermann Zwanzger

DOI
10.1553/0x0001d3c9
GND
Karczag, Wilhelm: 13707851X
OBV
Weiterführende Literatur
GND
Karczag, Julie: 116067381
OBV
Weiterführende Literatur

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